Hannover Messe Acht Prozent Wachstum erwartet: Die Industrie rüstet sich für den Aufschwung

Der Volksrepublik kommt bei der wirtschaftlichen Erholung eine Schlüsselstellung zu.
Düsseldorf Die deutsche Industrie stellt sich auf eine spürbar anziehende Nachfrage ein. Sowohl im Maschinenbau als auch in der Elektrotechnik rechnen die großen Industrieverbände mit einem Zuwachs in der Produktion – und haben ihre Jahresprognosen deutlich angehoben.
So geht der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) für 2021 nun von einem Produktionsplus von sieben Prozent aus, nachdem im Herbst ein Zuwachs von vier Prozent vorhergesagt worden ist. Optimistisch zeigte sich auch der Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), der ein Wachstum von fünf Prozent erwartet.
„Die deutsche Wirtschaft ist derzeit zweigeteilt“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in ihrer Rede zur Eröffnung der in diesem Jahr rein digitalen Hannover Messe. Während die Industrie sich sehr robust zeige, kämpfe die Dienstleistungsbranche immer noch mit großen Problemen.
„Die Industrie ist derzeit der Stabilitätsanker“, sagte auch Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Für die gesamte Industrie rechnet der BDI für 2021 mit einem Wachstum von acht Prozent.
„Für Rückenwind sorgt derzeit der Faktor Psychologie: Die meisten Unternehmen sind deutlich zuversichtlicher“, erklärte Russwurm. Das wirke sich positiv auf die Stimmung und die Investitionsneigung der Wirtschaft aus.
Für das produzierende Gewerbe zeichnet sich damit eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau ab, nachdem das vergangene Jahr infolge der Corona-Pandemie ein herber Rückschlag für viele Industriebereiche gewesen ist. Quasi über Nacht brach die Nachfrage sektorübergreifend ein, allen voran in der für die deutsche Wirtschaft besonders wichtigen Autoindustrie, die zeitweise ihre Werke wochenlang schließen musste. Weltweit führten Lockdowns zu Unterbrechungen in den Lieferketten – teilweise kämpfen die Unternehmen hier immer noch mit Problemen.
Die Pandemie habe große Schäden angerichtet, gestand Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) im Gespräch mit den Branchenvertretern ein. „Die können wir nur ausgleichen, wenn wir nicht zurückkehren zum business-as-usual, sondern die Pandemie nutzen für eine große Welle von Innovationen.“
Digitalstaatsministerin Dorothee Bär ergänzte: „Wir haben in vielen Bereichen dank Corona bei der Digitalisierung einen Zahn zulegen können, was ohne die Pandemie – die sich niemand gewünscht hat – leider so nicht möglich gewesen wäre.“
Teilweise anhaltende Lieferprobleme
Doch noch immer ist die Wirtschaft noch nicht vollständig über den Berg. So klagt beispielsweise der Maschinenbau über anhaltende Lieferprobleme bei Elektronikbauteilen, Stahl und Metallprodukten. „Die Lieferketten sind nach wie vor gestresst“, fasste VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers die Lage zusammen.
Dennoch gehe der Anteil der Firmen, die über Behinderungen des Geschäftsbetriebs klagen, kontinuierlich zurück. „Ein Viertel aller Maschinenbauer sieht keinerlei Einbußen mehr.“ 40 Prozent sehen kleinere Einbußen, während nur ein weiteres Viertel über spürbare Produktionsbehinderungen klagt.
Bei der Bewältigung der Krise haben den Unternehmen vor allem staatliche Unterstützungsmaßnahmen wie das Kurzarbeitergeld geholfen. Viele Betriebe mussten dennoch Personal abbauen. So ging die Zahl der Angestellten etwa im Maschinenbau im vergangenen Jahr zeitweise um 32.000 auf 1,03 Millionen Beschäftigte zurück.
Nun allerdings kehrt sich die Situation wieder um: Zwar bauen derzeit noch 15 Prozent der Maschinenbauer Personal ab. Deutlich größer ist aber mit 65 Prozent der Anteil derjenigen, die 2021 personell aufstocken wollen, um die steigende Nachfrage zu bewältigen.
Eine große Bedeutung kommt dabei sektorübergreifend den Exporten zu, wobei insbesondere die USA und China als Konjunkturmotoren gelten. So verzeichnete die Elektroindustrie auch im Jahr 2020 ein Wachstum der Ausfuhren nach China von 6,5 Prozent, während alle anderen Märkte einen teils deutlichen Rückgang zu verkraften hatten.
„China hat auch in der Pandemie eine Schlüsselstellung eingenommen, was die deutschen Exporte angeht“, erklärte ZVEI-Präsident Gunther Kegel. „Die anderen Regionen schließen jetzt auf.“
Dazu gehören vor allem die USA, deren Wirtschaft sich nach Ansicht von BDI-Präsident Russwurm auch zugunsten der europäischen Unternehmen im laufenden Jahr erholen dürfte. „Wir werden ganz sicher von dem Konjunkturprogramm in den USA profitieren“, sagte der Verbandschef.
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