Hans-Carsten Hansen „Wir brauchen längere Arbeitszeiten“

Bald geht die Tarifrunde in der Chemiebranche los. Am 14. Februar will die IG BCE eine „kräftige“ Tariferhöhung fordern.
Berlin Handelsblatt: Herr Hansen, nach Ansicht Ihres Tarifpartners, der Gewerkschaft IG BCE, ist die chemische Industrie stark und erfolgreich genug für eine kräftige Lohnerhöhung. Missfällt Ihnen das?
Hans-Carsten Hansen: Natürlich haben wir ein erfolgreiches Jahr 2011 im Rücken. Für 2012 rechnen wir aber nur noch mit einem sehr moderaten Umsatzwachstum von vielleicht zwei Prozent, nach neun Prozent im Vorjahr. Die IG BCE wird daher aufpassen müssen, dass sie nicht überzieht.
Das Jahr 2011 war sogar deutlich besser als erwartet ...
... und wir haben damals mit 4,1 Prozent den deutschlandweit höchsten Tarifabschluss gemacht. Jetzt geht es um die künftige Entwicklung. Das vergangene Jahr ist abgeschlossen, und es gibt keinen Anlass, das ein zweites Mal in Tariferhöhungen umzumünzen. Ich hoffe sehr, dass die Gewerkschaft bei ihrer Forderung die wirtschaftliche Realität des Jahres 2012 beachtet und Augenmaß zeigt.
Zur Realität gehört auch ein zunehmender Fachkräftemangel. Ist nicht schon das Anlass, die Bezahlung in der Branche noch ein Stück attraktiver zu machen?
Man sollte nicht ausblenden, dass sich die Chemieindustrie schon auf einem hohen Tarifniveau bewegt. An attraktiver Vergütung mangelt es bei uns nicht. Unsere Hauptsorge ist vielmehr: Wie kann es angesichts des demografischen Wandels und der sinkenden Zahl verfügbarer Arbeitskräfte überhaupt gelingen, den Bedarf unserer Branche abzudecken? Wir müssen uns um qualifizierten Berufsnachwuchs kümmern – ja. Wir müssen aber auch die Potenziale derer besser nutzen, die bereits in den Unternehmen sind.
Inwiefern?
Knapp gesagt: Es geht darum, das Ziel einer längeren Lebensarbeitszeit tatsächlich in der Praxis zu erreichen. Dazu gehört es natürlich, die Arbeitswelt in den Unternehmen ganz konkret so zu gestalten, dass Menschen länger im Beruf bleiben können. Das erfordert aber auch weitere Veränderungen im Bereich der Tarifpolitik – bis hin zu einer Überprüfung einschlägiger Regelungen zur Arbeitszeit.
Wollen Sie etwa zur 40-Stunden-Woche zurück?
Wir plädieren nicht für eine pauschale Verlängerung der Wochenarbeitszeit. Eines muss allerdings klar sein: Wir brauchen einen Mentalitätswandel, der endgültig wegführt von den alten Strategien der Arbeitszeitverkürzung. Das gilt beim Thema Wochenarbeitszeiten genauso wie beim Thema Frühverrentung und vorzeitiger Ruhestand. Diese Strategien passten gut in eine Zeit, in der es mehr Arbeitskräfte als Arbeitsplätze gab. Diese Zeit ist aber vorbei. Und darauf müssen wir reagieren.
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Also eine weiteres mal Lohndumping....mit dem die Zeche der Versäumnisse einer Unternehmensleitung bezahlt mwerden soll.
Da wird wieder mal ein NONAME ins Rennen geschickt und alle fallen darauf rein!
Hier die Vorstandslister der BASF:
http://www.basf.com/group/corporate/de/about-basf/corporate-management/board/index
Ich habe mal nachgefragt, einer der Pförtner heißt wohl Hansen.
Ich bin für eine 60 Stunden Woche, mindestens!
Für die vielen Arbeitslosen spielt das ja gar keine Rolle und die arbeitende Bevölkerung hat bald sowieso nichts mehr, mit dem sie Freizeit finanzieren kann!
Also ist6 es doch besser, dafür zu sorgen, dass die Finanzeliten noch reicher werden und die Bankster ihre Boni bekommen. Schließlich wäre für sie der Abstieg viel schmerzlicher, als vom durchschnittlichen Nettogehalt der normal arbeitenden Bevölkerung von rd. € 1000 (direkte und indirekte Steuern und Abgaben und tatsächliche Inflation mal vom Brutto abgezogen) auf Null!
Oder liege ich da objektiv betrachtet falsch?
Seit wann ist Herr Hansen Personalvorstand bei BASF?
Wir brauchen ein Mittelalter 2.0
Das Hochmittelalter war die größte Entwicklungsperiode der deutschen Geschichte. Damals waren die sozialen Unterschiede so ausgeglichen wie nie mehr im historischen Verlauf. Wer viel hatte, erwarb den Wohlstand durch Arbeit, nicht durch leistungslose Zinsen. Das Minimum der arbeitsfreien Tage pro Jahr lag bei 90, oftmals über 150. Sehr bald wurde auch der Montag als arbeitsfrei eingeführt, damit mußten die Handwerker nur 4 Tage in der Woche arbeiten. Noch am Ausgang dieses Zeitalters, um 1450, konnte Erzbischof Antonin von Florenz es als selbstverständlich bezeichnen, daß für die Gewinnung des notwendigen Lebensunterhaltes eine kurze Arbeitszeit genüge und daß nur derjenige lange und viel arbeiten müsse, der nach Reichtum und Überfluß strebe. Die tägliche Arbeitszeit war z.B. bei Bergwerksknappen in Freiburg auf 6 Stunden begrenzt. Auch auf dem Land war die Ausbeutung zurückgedrängt, weil der geknechtete Bauer die Möglichkeit hatte, in den schnell wachsenden Städten einem Handwerk nachzugehen. Das Einkommen war so hoch, daß sich etwa in Augsburg ein Tagelöhner mit seinem täglichen Verdienst 5-6 Pfund des teuersten Fleisches leisten konnte. In Meißen mußten jedem Maurergesellen wöchentlich 5 Groschen Badegeld gegeben werden, in einer Zeit, in der ein einziger Scheffel Korn 6 Groschen und 5 Pfennige kostete. Der sächsische Scheffel faßte 103,8l. Im Vergleich mit unserer Zeit, in der die Freizeit immer enger beschnitten wird und der Druck am Arbeitsplatz unerträglich zu werden droht, war das Hochmittelalter, mit der größten Kulturblüte unserer Geschichte ein richtiges Paradies.
Die Idee sich um qualifizierten Nachwuchs zu kümmern kommt ein wenig spät. In der Vergangenheit hat die IGBCE sogar einen Sonderfond erkämpft, um einen Anreiz zu schaffen Asuzubildende einzustellen.
Und der Beschiss mit den 4,1% wird immer noch gerne erzählt. Die längere Laufzeit wird dabei gerne verschwiegen.
"Der Umsatz des Apple Unternehmens im vierten Quartal 2011 um 73 Prozent auf ca 46 Milliarden Dollar, der Gewinn lag bei etwa 13 Milliarden Dollar.
Ja tatsächlich? Wir müssen länger arbeiten?
Ach ja, ist der Gewinnwahnsinn noch nicht wahnsinnig genug?
roluebb
wäre mal interessant zu erfahren wieviel Ü50 bie BASF arbeiten! Garantiert weniger wie 15% der Gesamtbelegschaft.
Die BASF beleibt die langen Anzeigen und die Liste unbesetzter Stellen schuldig. Der von Personalchefs gefühlte Fachkräftemangel ist nichts anders als ein großangelegter Sozialabbau für die ausgebildete Mittelschicht. Sie wird auf Harz 4 runtergeschnitten, ist aber aus der Solidarität ausgenommen, da ein gut ausgebildeter erst seine Eigentumswohnung verkaufen muß,bevor er in die Gemeinschaft der 400 Euro Jobber aufgenomen wird.
Es ist schon interessant zu sehen, dass gestern durch die Medien ging, dass man in den USA die Arbeitszeit/- leistung der Europäer als zu niedrig erachte und heute springt ein Vorstand eines Dax- Unternehmens dankend auf den fahrenden Zug. Wenn in den USA alles so "Gold ist was glänzt", fragt man sich wieso das Land solche Probleme hat, zu produzieren und weltweit zu vermarkten.
Vielmehr sieht die Realität oftmals so aus, dass US- Arbeiter mehrere Jobs haben müssen, um "über die Runden zu kommen".