Hauptversammlung Trotz Monsanto-Kritik: Aktionäre sprechen Bayer-Chef mit großer Mehrheit das Vertrauen aus

Der Bayer-CEO zeigte sich selbst unzufrieden mit der Entwicklung des Konzerns.
Düsseldorf Einen Versprecher von Bayer-Chef Werner Baumann auf der virtuellen Hauptversammlung am Dienstag könnte man durchaus unter „wishful thinking“ verbuchen: Zur Beilegung der Glyphosat-Klagen in den USA würden aus dem Konzern im kommenden Jahr acht Millionen Euro abfließen, antwortete er auf eine Aktionärsfrage. Gemeint waren natürlich acht Milliarden Euro, korrigierte Baumann später.
Die Dimension der Rechtslasten aus der Monsanto-Übernahme sind für viele im Bayer-Konzern noch immer unfassbar – auch für die Aktionäre. Auf der Hauptversammlung machten viele Investoren in Videobeiträgen im dritten Jahr nach dem umstrittenen Kauf ihrem Ärger Luft: weil die versprochenen Ziele nicht eingehalten wurden und die Börsenbewertung weiter im Keller ist.
Konsequenzen in Form eines Vertrauensentzugs wie vor zwei Jahren gab es aber nicht. Die Hauptversammlung entlastete den Bayer-Vorstand am Dienstagnachmittag mit einer großen Mehrheit von 90 Prozent. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann gratulierte dem CEO und wirkte sichtlich erleichtert. Eine Niederlage wie bei der Abstimmung 2019 hätte für Baumann wohl ernste Konsequenzen gehabt.
Der Vorstandschef hatte die Kritik und den Vertrauensverlust in seiner Rede am Vormittag vorweggenommen: „Wir haben Ihre und wir haben unsere Erwartungen im vergangenen Jahr nicht erfüllt. Damit können wir nicht zufrieden sein“, sagte er. „Wir wollen Ihr Vertrauen wieder zurückgewinnen. Dafür arbeiten wir sehr hart. Und wir werden liefern.“
Einige institutionelle Investoren hatten bereits vor dem Aktionärstreffen in Gesprächen auch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Norbert Winkeljohann ihre Kritik adressiert. Winkeljohann wies auf der Hauptversammlung Spekulationen über eine mögliche Aufspaltung von Bayer zurück: Er stellte sich im Namen des gesamten Aufsichtsrats hinter die Strategie, Pharma und Agrarchemie in einem integrierten Konzern zu vereinen.
Suche nach Baumann-Nachfolger beginnt
Der Aufsichtsratschef verteidigte auch die viel kritisierte Vertragsverlängerung für CEO Baumann bis Ende April 2024. „Wir haben damit zum Ausdruck gebracht, dass Werner Baumann zusammen mit dem erweiterten Vorstand die beschleunigte Umsetzung der Bayer-Strategie zielgerichtet und entschieden vorantreiben soll“, sagte er.
Der Auftrag ist klar: Baumann soll die dicken Probleme von Bayer in den kommenden Monaten und Jahren aus der Welt schaffen und den Konzern vor seinem Abtritt wieder auf Wachstumskurs bringen. Die Suche nach seinem Nachfolger beginnt schon bald. „Wir werden im Aufsichtsrat noch in diesem Jahr einen geordneten Prozess dafür aufsetzen“, kündigte Winkeljohann an.
Zu Baumanns größten Herausforderungen gehört, die Rechtsrisiken durch die Glyphosatklagen in den USA endgültig beizulegen. „Das Thema Glyphosat muss endlich beendet werden, damit wir nach vorn blicken können“, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Die Aktionäre werden sich aber weiter gedulden müssen. Knapp zehn Milliarden Dollar wird Bayer allein zur Beilegung bestehender Klagen aufwenden. Entscheidend aber wird sein, dass der Konzern eine neue Klagewelle verhindern kann. Ein dazu mit den Klägeranwälten vereinbartes Konstrukt hat noch keine Freigabe vom US-Gericht.
Eine möglicherweise entscheidende Anhörung dazu hat der zuständige Richter nun erneut verschoben, vom 12. Mai auf den 19. Mai, was rein terminliche Gründe hat. Offen ist aber, ob er dann bereits eine Freigabe erteilt. Möglicherweise werden sich daran noch monatelange Anhörungen anschließen, wie Baumann einräumte. Er sei aber optimistisch, dass man das Verfahren zum Erfolg führen werde.
Guter Start ins neue Jahr
Investoren monierten die noch immer ungelösten Glyphosat-Probleme ebenso wie die operativen Probleme im Agrargeschäft im vergangenen Jahr. „Das einst so stolze Unternehmen Bayer ist nur noch ein Schatten seiner selbst“, kritisierte Ingo Speich, Leiter Corporate Governance & Nachhaltigkeit bei Deka Investment. „Das Jahr 2020 hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Kauf von Monsanto eine Fehlentscheidung war.“
Deka hat den Vorstand deswegen nicht entlastet. Die Fondsgesellschaft DWS enthielt sich in dieser Frage. Die Investmentgesellschaft Union entschied sich hingegen für die Entlastung des Vorstands. Das gemischte Bild zeigt, dass die Bayer-Führung noch viel tun muss, um das Vertrauen am Kapitalmarkt wieder vollständig herzustellen. Mit dem Abstimmungsergebnis geben die Investoren Baumann aber Chance und Auftrag, den Konzern wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
Immerhin hatte der Bayer-Chef positive Nachrichten aus dem operativen Geschäft. Die Agrarmärkte hätten sich von der Krise des vorigen Jahres erholt, die Preise stiegen wieder. Davon werde Bayer profitieren. „Wir hatten einen guten Start ins neue Jahr“, sagte Baumann. 2021 werde aber ein Jahr des Übergangs, bevor der Konzern wieder auf stärkeren Wachstumskurs gehe. Dann sollen sich auch die Erfolge des Monsanto-Kaufs zeigen. Daran dürften ihn die Aktionäre messen.
Mehr: Wie Bayer den Monsanto-Schock verdaut hat – der Konzern im Bilanzcheck
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Wenn der Wert der Bayeraktie innerhalb von 4 Jahren um ca. 50%, in Worten um
fünfzig Prozent fällt, sollten die Verantwortlichen in die Wueste geschickt werden.
OHNE jegliche Abfindung. Die Prozesse würde ich in Ruhe erwarten.
Wieso bekommen H. Baumann und seine Gefolgsmänner eine Chance???
FAZIT:
Solch eine Hauptversammlung ähnelt eher einer Grimm`chen Märchenstunde.