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Hauptversammlung Wie es um Daimler wirklich steht – der Autobauer im Bilanzcheck

Rekordergebnis, Rekordabsatz, aber schwacher Aktienkurs – die wichtigsten Daimler-Zahlen und die strategischen Herausforderungen im Handelsblatt-Bilanzcheck.
04.04.2018 - 19:00 Uhr 1 Kommentar
Daimler: Diese Zahlen werden für Diskussionen sorgen Quelle: dpa
Daimler-Chef Zetsche

Erfolgsverwöhnter CEO.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Um die Bilanz seines Konzerns zu erläutern, benötigt Daimler-Chef Dieter Zetsche lediglich zwei Adjektive: „Unser Unternehmen ist kerngesund und hochprofitabel“, sagt der 64-Jährige. Tatsächlich kann der Manager des Pkw- und Lastwagenherstellers derzeit sehr zufrieden sein. Daimler glänzt fast durchweg mit Rekordmarken.

Mit rund 3,3 Millionen verkauften Fahrzeugen befindet sich der Absatz auf einem Allzeithoch. Die Folge: Auch bei Umsatz und Gewinn brechen die Schwaben alle Rekorde. Mit gut 164 Milliarden Euro erlöste Daimler im vergangenen Jahr erstmals mehr als zur Zeit, als Mercedes noch im Gespann mit Chrysler unterwegs war. Unter dem Strich verdiente der Dax-Konzern 10,9 Milliarden Euro, fast ein Viertel mehr als im Vorjahr.

Von der Rekordfahrt profitieren Beschäftigte und Anleger gleichermaßen. Jene 130.000 Mitarbeiter, die Daimler in Deutschland nach Tarifvertrag beschäftigt, erhalten jeweils 5.700 Euro. Aktionäre dürfen sich über eine Dividende von 3,65 Euro pro Aktie freuen. Das ist ein Plus von zwölf Prozent.

Ansonsten bietet Daimler für Börsianer derzeit aber wenig Anlass zur Freude. Während der Dax-30-Index im vergangenen Jahr um insgesamt 13 Prozent zulegte, stagnierte das Papier von Daimler im selben Zeitraum bei mageren 70,80 Euro. Rechtsstreitigkeiten und die Dieselkrise verunsichern Investoren. Gleichzeitig steht Daimler vor dem größten Umbau seiner Konzerngeschichte und muss mit Milliarden in Vorleistung gehen, um auch im Elektrozeitalter die Pole-Position behaupten zu können.

„Jetzt sind wir in der Gestaltungsphase für die Zukunft“, sagt Zetsche. Doch Gestalten kostet Geld. Sehr viel Geld sogar. Die Sorge der Anleger dabei: Wer mehr investiert, nimmt weniger ein. Übergangsweise könnte die Profitabilität der Schwaben leiden.

Schon jetzt schmälern die Aufwendungen für neue Modelle, Antriebe und innovative Technologien rund um vernetzte und autonom fahrende Autos die Erträge. So erhöhten sich die in der Gewinn-und-Verlustrechnung (G+V) erfassten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F+E) nach einem deutlichen Anstieg in 2016 im vergangenen Jahr noch einmal um beinahe 13 Prozent auf rund 5,9 Milliarden Euro. Inklusive der bereits aktivierten Entwicklungsleistungen stiegen die Ausgaben für F+E auf insgesamt 8,7 Milliarden Euro.

Weitere Faktoren wirkten ergebnisdämpfend. So belastete etwa der Anstieg der Rohstoffpreise das Betriebsergebnis. Die allgemeinen Verwaltungskosten stiegen zudem um 400 Millionen Euro. Der größte zusätzliche Kostenblock entstand mit 425 Millionen aber durch freiwillige Servicemaßnahmen und eine Rückrufaktion.

Konkret ließ Daimler einerseits die Software von Hunderttausenden Dieselfahrzeugen für 285 Millionen aktualisieren, um damit den Stickstoffoxid-Ausstoß zu verringern. Andererseits musste der Konzern wegen defekter Kabel an der Lenksäule für 140 Millionen eine Million Autos in die Werkstätten rufen.

Dennoch war 2017 ein sehr gutes Jahr für Daimler. Praktisch alle Ertragskennzahlen in der G+V stiegen 2017 stärker als der Umsatz. Daraus ergeben sich verbesserte Gewinnspannen. Die Vorsteuerrendite erreichte mit 8,7 Prozent den höchsten Wert seit gut zwei Jahrzehnten. Die Nettorendite des Gesamtkonzerns verbesserte sich um einen Prozentpunkt auf 6,6 Prozent.

Allerdings stellt der Anstieg des Gewinns auf rund elf Milliarden Euro die echte, organische Ertragsentwicklung etwas überzeichnet dar. Denn das Betriebsergebnis profitierte von einem rund 700 Millionen Euro verbesserten Saldo bei den sonstigen Erträgen und Aufwendungen. Darin wiederum stecken höhere Erträge aus dem Verkauf von Sachanlagen.

Der Vorsteuer-Gewinn von Daimler profitierte zusätzlich von einem verbesserten Finanz- und Beteiligungsergebnis. Es fiel um gut 400 Millionen Euro höher aus als im Vorjahr. Unter dem Strich sorgte die US-Steuerreform noch für einen positiven Zusatzeffekt.

Daimler konnte durch die neuen Regeln seine latenten Steuerverbindlichkeiten in den Vereinigten Staaten um knapp 1,7 Milliarden Euro reduzieren. Trotz des gestiegenen Vorsteuergewinns reduzierte sich der Steueraufwand des Konzerns deutlich. Die Steuerquote sank von 30 auf 24 Prozent. Alle Effekte zusammen sorgten dafür, dass der Nettogewinn um fast 24 Prozent zulegte.

Kern dieses Erfolgs war das florierende Autogeschäft. Mit 2,29 Millionen verkauften Mercedes-Benz ist Daimler erneut der „Klassenbeste“ unter den Premiumherstellern – vor den Rivalen BMW und Audi. Getrieben wird der Absatzboom auf regionaler Basis vor allem von China.

Das Reich der Mitte war abermals der wichtigste Einzelmarkt von Daimler. Über alle Länder hinweg profitierte Mercedes von der starken Nachfrage nach seiner E-Klasse und Geländewagen. Das profitable SUV-Segment steht bereits für mehr als ein Drittel des Mercedes-Absatzes. Die Folge: Die Umsatzrendite schoss von 9,1 auf 9,7 Prozent in die Höhe.

Insgesamt ist die Sparte Mercedes-Benz Cars mit einem Umsatz von rund 95 Milliarden Euro für mehr als die Hälfte der Erlöse von Daimler verantwortlich. Ein Fünftel des Umsatzes steuert das Geschäft mit schweren Lastwagen bei, gut 13,5 Prozent bringt die Finanzsparte, und die restlichen gut zehn Prozent liefern die Segmente Lieferwagen (Vans) und Busse. Erfreulich: Mit Ausnahme von Daimler Buses, der kleinsten Sparte des Konglomerats, konnten alle Geschäftsbereiche 2017 ihre Rendite steigern.

Auf den ersten Blick wenig solide wirkt dagegen die Cashflow-Entwicklung. Der Grund dafür war zum einen der abermals kräftige Ausbau des Finanzierungs- und Leasinggeschäfts. Zum anderen hat Daimler die eigenen Pensionsfonds mit einer Sonderzuführung von drei Milliarden Euro gestärkt, was zulasten des operativen Cashflows im Industriebereich ging. Zusätzlich belastet wurde dieser durch deutlich höhere Steuerzahlungen. Klammert man diese Faktoren aus, zeigt sich bei der Cashflow-Entwicklung ein deutlich positiveres Bild.

Zur Absatzfinanzierung betreibt Daimler eine immer größere Bank. Jedes zweite verkaufte Auto verleast oder finanziert der Konzern selbst. Dadurch stieg die Nettoverschuldung allein 2017 um rund ein Zehntel. Erstmals summieren sich die Verbindlichkeiten der Schwaben damit auf mehr als hundert Milliarden Euro. Die Bilanzstruktur hat unter dem Ausbau des Finanzierungsgeschäfts dennoch nicht gelitten. Im Gegenteil. Die Eigenkapitalquote hat sich sogar von 22,9 auf 24 Prozent erhöht.

Die gute finanzielle Basis ist dabei kein Selbstzweck. Daimler braucht ein solides Fundament. Einerseits warnen die Schwaben ihre Anleger vor Milliardenrisiken aus der Dieselaffäre. Andererseits will Daimler nichts weniger, als die Mobilität neu erfinden. Dafür soll der Konzern in drei rechtlich selbstständige Einheiten (Pkw & Vans, Lkw & Busse und Financial Services) unter dem Dach der Daimler AG umstrukturiert werden.

 Mehr Eigenverantwortung in den Sparten soll mittelfristig zu höheren Gewinnen führen. Kurzfristig wird für den Umbau aber ein dreistelliger Millionenbetrag fällig. Zudem wollen die Stuttgarter ihre Investitionen weiter aufstocken. 2018 und 2019 sollen knapp 15 Milliarden Euro in Sachanlagen und fast 18 Milliarden Euro in F+E fließen. Die Folge: 2018 erwartet Daimler bei einem leichten steigenden Umsatz nur ein Betriebsergebnis auf dem Niveau von 2017.

Die größten Stärken und Schwächen von Daimler
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1 Kommentar zu "Hauptversammlung: Wie es um Daimler wirklich steht – der Autobauer im Bilanzcheck"

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  • Daimler ist ein AUSGEZEICHNETES UNTERNEHMEN
    Hervorragende Produkte - beste Technik - bestes Design.

    Was ich mir von Daimler wünschen würde:
    Mutiges Handel im Bezug auf Wasserstoffantrieb - vielleicht mit 50km Elektroreichweite.
    Aktienrückkauf 10% und die an die Daimler Aktionäre übertragen.
    Bei einer Abspaltung oder Börsengang von Unternehmesteilen, würde ich mir wünschen, dass Daimler die Aktien der Tochtergesellschaft an ihre Daimler Aktionäre gibt!

    Liebe Daimler Mitarbeiter - weiter so - Ihr macht einen SUPER JOB!

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