Heidelberg Cement und Lafarge-Holcim Kontrastprogramm in der Zementwelt

Der Heidelcement-Chef verkündet das „erfolgreichste Jahr seit der Finanzkrise“.
Frankfurt Im Wettkampf der Zementriesen sieht sich Heidelberg Cement als der klare Sieger. Der führende deutsche Hersteller hat diesen Anspruch am Donnerstag mit starken Zahlen für 2015 und einem soliden Ausblick für das laufende Jahr unterstrichen. Den Anlegern stellt Firmenchef Bernd Scheifele auf vergleichbarer Basis ein moderates Wachstum von Umsatz, operativem Ergebnis und Jahresüberschuss in Aussicht.
Der Konzern kann für das abgelaufene Jahr einen Umsatzanstieg um sieben Prozent auf 13,5 Milliarden Euro, ein Plus von 16 Prozent beim operativen Ergebnis und eine Steigerung des Nettogewinns nach Anteilen Dritter um rund zwei Drittel auf 800 Millionen Euro vermelden. Heidelcement profitierte dabei von positiven Währungseffekten, besseren operativen Margen, niedrigeren Finanzierungskosten und einem leichten Absatzwachstum bei Zuschlagstoffen.
2015 war damit für den Konzern nach den Worten Scheifeles das „erfolgreichste Jahr seit der Finanzkrise.“ Erstmals seit 2008 hat Heidelberg Cement nach eigener Einschätzung auch wieder eine Prämie auf die Kapitalkosten verdient. Zuversicht für die weitere Entwicklung demonstriert der Konzern zudem mit einer kräftigen Anhebung der Dividende von 0,75 auf 1,30 Euro je Aktie. Man wolle künftig weniger für die Anleihegläubiger arbeiten, „sondern wieder mehr für die Aktionäre“, kommentierte Scheifele den starken Anstieg der Ausschüttung.
Der Heidelberger Baustoffkonzern präsentierte damit ein deutliches Kontrastprogramm zum Konkurrenten und Branchenführer Lafarge Holcim, der am Donnerstag mit einem Netto-Verlust von knapp 1,4 Milliarden Franken (rund 1,24 Milliarden Euro) überraschte – bedingt im wesentlichen durch hohe Wertberichtigungen von zusammen rund drei Milliarden Franken auf Werke in Brasilien, Russland, Irak und China.
Der Schweizer Zementriese ist im Sommer aus der Fusion von Holcim und Lafarge entstanden. Er hat seinen Sitz im Kanton St. Gallen und bilanziert in Schweizer Franken. Anders als Heidelberg Cement wurde er daher von der Währungsentwicklung belastet. Darüber hinaus kämpft der neu formierte Baustoffriese offenbar aber auch mit gewissen operativen Schwächen und einer ungünstigeren regionalen Aufstellung.
Auf Proforma-Basis, das heißt unter der Annahme, der Zusammenschluss sei bereits Anfang 2014 erfolgt, berichtete Lafarge Holcim einen Rückgang des Umsatzes im Jahr 2015 um sechs Prozent auf 29,5 Milliarden Franken und ein Minus von gut zehn Prozent beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), auf 5,7 Milliarden Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge sank daher um einen Punkt auf 19,5 Prozent. Inklusive von Sonderbelastungen wie Integrationskosten und Restrukturierungsaufwand schrumpfte sie sogar von 19 auf nur noch 15,8 Prozent. Auch im Ausblick blieb das Management eher vage. Man werde sich den Zielen für 2018 weiter annähern, heißt es im Geschäftsbericht.
Demgegenüber konnte Heidelberg Cement mit einer weiteren kräftigen Verbesserung der Ebitda-Marge von 18,1 auf 19,4 Prozent aufwarten. Auch die Ebit- und die insbesondere die Nettorendite konnte der Konzern deutlich verbessern. Anders als der Konkurrent in der Schweiz ist der Heidelberger Konzern auf dem schwierigen, von sehr hohen Überkapazitäten geprägten chinesischen Markt nur schwach vertreten und in Südamerika praktisch gar nicht präsent. Wertberichtigungen beschränkten sich daher auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag auf Anlagen in Russland und der Ukraine.
Für 2016 zeigte sich Scheifele moderat optimistisch. Einer schwachen Entwicklung in China, Russland und anderen Öl-Exportländern stehe ein weiterhin gutes Wachstum in Nordamerika und den meisten europäischen Märkten gegenüber. „Die Realwirtschaft läuft insgesamt besser, als es vom Kapitalmarkt gesehen wird“, sagte er. Die ersten zwei Monate des Jahres seien besser gelaufen als erwartet.