Herbert Diess Sanierer auf Kuschelkurs

In den Manager setzt man in Wolfsburg große Hoffnung. Er soll die Kernmarke VW, deren Rendite zuletzt merklich gelitten hat, wieder auf Kurs bringen. Der einstige Entwicklungsvorstand bei BMW galt lange als potentieller Nachfolger von Norbert Reithofer.
Frankfurt Der heimliche Star des Abends kommt erst kurz vor Schluss. Nachdem VW-Entwicklungsvorstand Heinz-Jakob Neußer den neuen Tiguan vorgestellt hat, betritt er die Bühne. Herbert Diess, neuer Vorstandschef der Kernmarke VW, absolviert auf dem traditionellen Konzernabend vor den Pressetagen der IAA in Frankfurt seinen ersten großen Auftritt in seiner neuen Funktion.
Als vorletzten Programmpunkt soll er vor den Zuschauern in der Fraport-Arena in einer kurzen Rede seine Vision vom neuen VW vorstellen. Anfangs wirkt selbst der erfahrene Automanager fast ein bisschen eingeschüchtert von der Kulisse, findet sich dann aber schnell zurecht im Rampenlicht, das seine Aufgabe mit sich bringt. In Diess setzen sie in Wolfsburg große Hoffnung. Er soll die Kernmarke, deren Rendite zuletzt merklich gelitten hat, wieder auf Kurs bringen.
Diess beginnt seinen ersten Auftritt mit vielen Danksagungen. An sein Team, an die anderen Marken und an seinen Vorgänger Martin Winterkorn. Man habe ihn mit offenen Armen empfangen. Der Konzernchef selbst hatte seinen Posten aufgegeben, um Diess an Bord zu holen.
Der einstige Entwicklungsvorstand bei BMW galt lange als potentieller Nachfolger von Norbert Reithofer. Schließlich war es dem geborenen Münchener gelungen, seinen alten Arbeitgeber zu immer neuen Gewinnrekorden zu treiben. Beim Herzstück des VW-Konzerns soll er dieses Kunststück wiederholen – unter erschwerten Bedingungen.
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Denn der Betriebsrat bei VW mit seinem Chef Bernd Osterloh gilt als einflussreich. Einen harten Sparkurs auf Kosten der Belegschaft kann Diess kaum durchdrücken. Umso mehr ist er an diesem Abend in Frankfurt auf diplomatischer Mission unterwegs. Im Plausch mit Journalisten lobt er Osterloh als „sehr unternehmerisch“. Auch Konzernchef Winterkorn teile mit ihm „ein Wertesystem“.