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„Im Zweifel bringt man sich ein Brot mit“ So müsste VW bei einem Produktionsstart Ende April improvisieren

Voraussichtlich Ende April könnte VW wieder produzieren. Betriebsratschef Osterloh stimmt die Belegschaft darauf ein, dass sie sich Brote schmieren soll.
14.04.2020 - 09:25 Uhr Kommentieren
Der Hauptbahnhof in Wolfsburg ist aktuell sehr leer. Nur wenige kommen zur Arbeit bei Volkswagen. Quelle: AFP
Wenig Bewegung bei VW in Wolfsburg

Der Hauptbahnhof in Wolfsburg ist aktuell sehr leer. Nur wenige kommen zur Arbeit bei Volkswagen.

(Foto: AFP)

Düsseldorf Volkswagen-Beschäftigte können keine regulären Arbeitsbedingungen erwarten, wenn der Wolfsburger Autohersteller voraussichtlich Ende April seine Produktion nach mehr als vierwöchiger Corona-Zwangspause wieder aufnehmen wird. „Im Zweifel bringt man sich lieber ein Brot mit oder einen Riegel von zu Hause. Das muss jetzt halt mal so sein“, sagte der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh am Osterwochenende. Die großen Betriebsrestaurants von Volkswagen müssten in der ersten Phase des Wiederanlaufs noch geschlossen bleiben.

Die ersten Wochen nach einem Produktionsstart dürften von größerer Improvisation geprägt sein. Die Arbeitsabläufe in Großkonzernen wie bei Volkswagen werden so umgestaltet, dass coronabedingte Gesundheitsgefahren auf das niedrigstmögliche Niveau heruntergefahren werden.

In den Kantinen von Volkswagen können die vorgeschriebenen Abstandsregeln zunächst nicht eingehalten werden. Sie sollen erst in einer späteren Phase wieder öffnen, dann wahrscheinlich mit weniger Tischen und Stühlen. Verpflegung für die VW-Beschäftigten wird in Automaten bereitgehalten.

„Die Kolleginnen und Kollegen können sicher sein, dass wir bei Volkswagen alles getan haben, um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten“, versicherte Osterloh. Wo sich in der Produktion der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht einhalten lässt, müssten in Zukunft Masken getragen werden. Alle Räumlichkeiten würden künftig zudem häufiger gereinigt. Das gelte genauso für Werkzeuge und elektronische Geräte wie etwa Scanner.

Volkswagen hat sich im Unterschied zu anderen Autoherstellern dazu entschieden, dass die Körpertemperatur der Mitarbeiter nicht auf dem Werksgelände gemessen wird. Der Wolfsburger Konzern erwartet im Gegenzug, dass die Beschäftigten selbst auf ihre Gesundheit achten.

Zu Hause sollen sie am Morgen einen kurzen Fragenkatalog durchgehen, um sich eigenständig auf Krankheitssymptome zu testen. „Das Messen der Körpertemperatur gehört dazu“, so Osterloh. Gerade bei asiatischen Autoherstellern ist das Fiebermessen auf dem Werksgelände inzwischen zum Alltag geworden.

Infektionsschutz wichtiger als Produktivitätsziele

Für den Betriebsratsvorsitzenden steht fest, dass frühere Produktivitätsziele aus der Fertigung in der aktuellen Situation zurücktreten müssten. Die Prozesse und Abläufe seien so geändert worden, „dass der Schutz vor einer Übertragung des Virus an allererster Stelle steht“. „Wir nehmen Umwege in Kauf, produzieren langsamer und bringen im Zweifel lieber ein Fahrzeug weniger“, betonte Osterloh.

Nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Verwaltung von Volkswagen werden in den kommenden Wochen weiterhin besondere Regeln gelten. Um Übertragungswege des Coronavirus auch künftig stoppen zu können, soll „so viel wie möglich aus dem Homeoffice gearbeitet werden“. Die zeitlichen Grenzen für Gleitzeit könnten weiter gefasst werden, um die Arbeitsläufe zu entzerren und sicherer zu machen.

Einen konkreten Termin für den Wiederanlauf der Produktion nannte Osterloh nicht. Volkswagen wird das auch nicht allein entscheiden können, sondern ist dabei ganz wesentlich von den Vorgaben der Politik abhängig. Bund und Länder wollen voraussichtlich an diesem Mittwoch darüber entscheiden, ob die Beschränkungen des öffentlichen Lebens zumindest teilweise aufgehoben werden können. Daran würde sich Volkswagen orientieren und entsprechend einen Produktionsstart vorbereiten. Frühester möglicher Termin wäre der 20. April.

Betriebsratschef Osterloh äußerte sich zuversichtlich, dass Volkswagen die Coronakrise meistern werde. „Unsere flüssigen Mittel reichen fürs Erste aus“, sagte er. Ihm sei es wichtig, dass die Belegschaft gesund und motiviert bleibe. „Denn wenn wir Corona irgendwann hinter uns haben, brauchen wir jede Hand, um den Produktionsrückstand aufzuholen.“

Zulieferer müssen auch mitspielen

Vom aktuellen Produktionsstopp und der damit verbundenen Kurzarbeit sind in Deutschland aktuell etwa 80.000 VW-Beschäftigte betroffen. Mehr als 20.000 Mitarbeiter aus Verwaltungsbereichen arbeiten von zu Hause aus. Vergleichsweise normal wird bei Volkswagen in der Technischen Entwicklung mit gut 11.000 Beschäftigten gearbeitet. Wichtige Entwicklungsprojekte an neuen Fahrzeugen sollen auch in der Coronakrise unverändert fortgesetzt werden.

Dass der Wiederanlauf der Produktion bei Volkswagen in nächster Zeit gelingt, hat der Wolfsburger Konzern allerdings nicht allein in der Hand. Wesentlich ist dabei auch, dass die Autohändler und die Kfz-Zulassungsstellen wieder öffnen können. Nur dann ist der Abfluss neu produzierter Fahrzeuge über den Vertrieb auch tatsächlich garantiert.

Auf der anderen Seite müssen auch alle Zulieferer wieder mitspielen, damit die Basis für die Produktion überhaupt gelegt werden kann. Volkswagen ist dabei stark von Zulieferern aus Italien, Spanien und Osteuropa abhängig. Allein in Italien beliefern 470 Zulieferer Volkswagen mit etwa 19.000 verschiedenen Bauteilen. Positiv wurde es am Wochenende in Wolfsburg gewertet, dass Industrieunternehmen in Spanien seit Montag dieser Woche wieder produzieren dürfen.

Der Produktionsanlauf in Wolfsburg und anderen deutschen VW-Werken wird sich über mehrere Phasen erstrecken. An eine Vollauslastung der Fabriken gleich zu Beginn ist nicht zu denken. Zunächst dürfte es mit einem Ein-Schicht-Betrieb bei den wichtigsten Modellen losgehen. Nach und nach könnte die Fertigung wieder aufgestockt werden.

Volkswagen orientiert sich dabei an seinen Fabriken in China. Nach der coronabedingten Zwangspause in Januar und Februar ist die Produktion praktisch in allen chinesischen Fabriken von VW wieder aufgenommen worden.

Mehr: Die Stunde null. Wie ein verantwortungsvoller Neustart der Wirtschaft gelingt.

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