Industrie 4.0 Deutsche Konzerne wollen die Standards setzen

Auf der Suche nach Standards für die Kommunikation zwischen Maschinen.
Düsseldorf Angela Merkel bekommt bald eine Nachhilfestunde in Sachen Industrie 4.0: Die Kanzlerin besucht das Siemens-Werk in Amberg. Dort werden jene Simatic-Anlagen produziert, die andere Industrieunternehmen kaufen, um ihre Produktion zu automatisieren. Der Standort gilt zudem selbst als Musterbeispiel für eine digitale Fabrik: Während der Produktion kommunizieren die Maschinen bereits mit den Dingen, die sie gerade herstellen. Siemens ist einer der großen Player im 4.0-Zeitalter. So sehen sich die Münchener etwa als Weltmarktführer bei Industrie-Software – und verbuchen es als Vorteil, dass sie seit Jahrzehnten die industriellen Prozesse ihrer Kunden betreuen. Bei einigen Produkten hat man einen großen Vorsprung, so dass aus Siemens-Standards bald globale Standards werden könnten.
Gemeinsamen deutschen und europäischen Initiativen, die die Digitalisierung vorantreiben sollen, steht Siemens nach Einschätzung von Industriekreisen zwar nicht ablehnend, aber doch eher zurückhaltend gegenüber. Insgesamt verfolgt man eher einen globalen Ansatz: „Das Ziel müssen Standards sein, die die Entwicklung des Internets der Dinge in allen Regionen unterstützen“, sagt ein Manager.
Andere Konzerne stehen gemeinsamen Initiativen positiver gegenüber – so etwa die Softwareschmiede SAP. Vor dem geplanten Initiativtreffen in Berlin wollte sich das Unternehmen zwar nicht äußern. Zuvor hatten sich die Walldorfer aber des Öfteren für mehr Kooperation von Wirtschaft und Politik ausgesprochen. Beim Thema Cloudcomputing etwa hatte SAP eine europäische Initiative vorgeschlagen.
Und selbst Siemens setzt in manchen Bereichen auf Kooperation: So hat man gemeinsam mit der Deutschen Telekom einen Pilotversuch gestartet, bei dem mehrere Produktionsstandorte miteinander verbunden werden sollen, um in Echtzeit miteinander kommunizieren zu können. Auch die Telekom verspricht sich viel von der neuen Industrie – und will vor allem bei den Übertragungsstandards vorne dabei sein, also der Entwicklung einer gemeinsamen Sprache für Maschinen. „Der Rohstoff dieser Revolution – die Daten – fließt durch unsere Netze“, sagte Konzernchef Timotheus Höttges.
Eine Vorreiterrolle bei der Ausarbeitung von neuen Standards will auch der Autozulieferer Bosch übernehmen, der bei verschiedenen Initiativen mitarbeitet – so auch beim Industriebündnis IIC. Doch dürfe es nicht so laufen, sagte Rainer Kallenbach, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Bosch Software Innovations, der Nachrichtenagentur dpa, dass man die „erstbeste Technologie“ zum Standard mache.
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