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Industrie 4.0 Neue Maschinensteuerung: Bosch will das Smartphone-Prinzip in die Fabrik bringen

Nach zehn Jahren Industrie 4.0 zieht Bosch ein positives Fazit. Einfach programmierbare Software soll die Entwicklung weiter beschleunigen.
08.04.2021 - 12:40 Uhr Kommentieren
Für die Hannover Messe hat Bosch eine eigene Fertigungslinie in einer leeren Montagehalle errichtet. Quelle: dpa
Modellfabrik in Stuttgart

Für die Hannover Messe hat Bosch eine eigene Fertigungslinie in einer leeren Montagehalle errichtet.

(Foto: dpa)

Stuttgart Als auf der Hannover Messe 2011 erstmals das Konzept Industrie 4.0 vorgestellt wurde, war die Vernetzung der Fabrik noch eine ferne Zukunftsvision. Zehn Jahre später haben viele Unternehmen die dahinter liegenden Prinzipien in die Praxis umgesetzt: Dass Menschen Hand in Hand mit Robotern arbeiten oder Maschinen ihre Prozessdaten übers Internet an KI-Algorithmen weiterleiten, ist heute keine Seltenheit mehr.

Der Industriekonzern Bosch hat daraus ein einträgliches Geschäft entwickelt: Seit dem Start von Industrie 4.0 hat das Unternehmen mit entsprechenden Produkten einen Umsatz von insgesamt vier Milliarden Euro erzielt, teilte Bosch am Donnerstag im Vorfeld der Hannover Messe mit. Dabei wuchsen die Erträge kontinuierlich an: Allein 700 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, das durch die Corona-Pandemie eigentlich von einem deutlichen Konjunkturabschwung geprägt war.

Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork, der auch die Automatisierungstochter Bosch-Rexroth als Vorstandsvorsitzender leitet, zieht für den Konzern ein positives Fazit. „Wir sehen, dass sich Industrie-4.0-Technologien deutlich schneller etablieren, als man noch vor zehn Jahren erahnen konnte“, sagte der Manager dem Handelsblatt. Bosch habe das Potenzial früh erkannt. „Wir ernten jetzt, was wir gesät haben.“

Mit einer neuen Maschinensteuerung, die Bosch zur Hannover Messe in der kommenden Woche vorstellt, will der Konzern die Entwicklung weiter beschleunigen. Im Fokus steht dabei die Software, also das Betriebssystem der Maschine: Die soll sich dank offener Standards so einfach programmieren lassen wie ein Smartphone – und das unabhängig davon, in welche spezielle Maschine sie am Ende eingebaut wird.

Anders als bislang wird für die Programmierung des Systems keine Spezialausbildung benötigt. Normale Softwareentwickler können damit nun Apps für die Industrie entwickeln und sie auf die Maschinen aufspielen. Das mache die Entwicklung von Industriesoftware partizipativ, so Najork – und sorge für Netzwerkeffekte, weil Unternehmen ihre eigenen Apps auch mit Partnern teilen können.

Die Technologie soll auch dabei helfen, Fabriken in Zukunft flexibler umzurüsten. Denn die Inbetriebnahme einer Produktionslinie kostet typischerweise viel Zeit, weil die Maschinen aufeinander eingestellt werden müssen. Dafür werden heute Spezialisten benötigt, die sich mit dem Steuerungssystem jeder Maschine auskennen. Die neue Bosch-Software hingegen vereinheitlicht den Prozess – und ermöglicht so deutlich kürzere Umrüstzeiten und eine flexiblere Produktionsplanung.

Dabei zählt der Stiftungskonzern selbst zu seinen besten Kunden: Mittlerweile hat das Unternehmen weltweit 120.000 seiner Maschinen und 250.000 Endgeräte wie Kameras oder Roboter über das Internet der Dinge miteinander vernetzt.

KI wird immer wichtiger

Ab Ende des Jahres will Bosch zudem damit beginnen, seine weltweit rund 240 Werke an eine neue Software-Plattform anzubinden. In den kommenden fünf Jahren will der Konzern so knapp eine Milliarde Euro einsparen – bei einem Investitionsvolumen von rund 400 Millionen Euro.

Eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung der Fabrik spielt die Künstliche Intelligenz (KI): So hat Bosch-Chef Volkmar Denner das Ziel ausgegeben, dass alle Produkte von Bosch spätestens ab 2025 entweder über KI verfügen, damit entwickelt oder zumindest hergestellt wurden. „In besonderem Maße rechnet sich Künstliche Intelligenz in der Produktion“, sagte Denner kürzlich bei einer Veranstaltung. „Bei Bosch wird sie bereits in 600 Fertigungslinien eingesetzt.“

Dazu zählt die eigene komplexe Chipfertigung, die das Unternehmen derzeit in Dresden aufbaut. „KI kommt in der Feinplanung der Produktion zum Einsatz, um die Wafer zeit- und kostensparend durch nahezu 1000 Bearbeitungsschritte zu steuern“, betonte der Bosch-Chef „Allein das steigert den Wafer-Durchsatz um fünf Prozent, und die Investition rechnet sich hier schon nach drei Monaten.“

Auf der Hannover Messe, die in diesem Jahr wegen der Pandemie erstmals digital stattfindet, will der Konzern seine Produkte im Zusammenspiel präsentieren. In einer Montagehalle in Stuttgart hat Bosch dafür eine Produktionslinie eingerichtet, die zahlreiche Industrie-4.0-Technologien miteinander vereint. Dabei lassen sich die Maschinen flexibel im Raum verschieben – dank eines intelligenten Bodens, der die Maschinen per Induktion kabellos mit Strom versorgt.

„Wir sehen, dass sich Industrie-4.0-Technologien deutlich schneller etablieren, als man noch vor zehn Jahren erahnen konnte.“ Quelle: dpa
Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork

„Wir sehen, dass sich Industrie-4.0-Technologien deutlich schneller etablieren, als man noch vor zehn Jahren erahnen konnte.“

(Foto: dpa)

Trotz der zunehmenden Verbreitung einzelner Technologien sind solche ganz auf Vernetzung ausgelegten Fabriken in Europa derzeit eher noch eine Seltenheit. Hier legten vor allem die Unternehmen in Asien ein hohes Tempo vor, „weil dort immer noch häufig komplette Fabriken neu gebaut werden“, so die Einschätzung von Bosch-Geschäftsführer Najork. „In Europa sind die Fortschritte eher inkrementell, die Technologien müssen sich also in eine bestehende Produktion integrieren. Hier sehen wir vor allem großes Interesse bei allem, was mit Intralogistik zu tun hat, also dem Materialfluss innerhalb der Fabrik.“

Bosch zielt auf neue Branchen

Ein Beispiel dafür sind autonome Flurfahrzeuge, die Werkstücke selbstständig von einer Fertigungsstation zur anderen transportieren und dabei auch Hindernissen ausweichen können. Sie lassen sich ohne größeren Aufwand in eine Fertigungslinie einbinden – und ersetzen dort beispielsweise Gabelstaplerfahrer, die wegen des Fachkräftemangels derzeit nur schwer zu finden sind.

Dabei sieht Najork für Bosch hier mittelfristig eine gute Gelegenheit, mit seiner Industrietechnik auch in neue Abnehmerbranchen vorzustoßen. „Bei Industrie 4.0 denken viele immer noch zuerst an die Automobilindustrie“, so der Manager. Dabei sei das Thema auch für die Lebensmittelproduktion oder die Medizintechnik hochrelevant.

„Die Stückzahlen sind hier viel größer, gleichzeitig gibt es einen hohen Bedarf an Flexibilisierung und Individualisierung, um beispielsweise verschiedene Verpackungen während der Oster- oder der Weihnachtszeit anzubieten“, sagte Najork. „Das bietet uns die Möglichkeit, völlig neue Kundenbereiche zu erschließen.“

Mehr: Dieser Gründer will mit KI die Entwicklung von Elektronikprodukten beschleunigen.

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