Industriedienstleister Großaktionär ENA rechnet mit Bilfinger-CEO Tom Blades ab

ENA setzt den Manager unter Druck.
Düsseldorf, Frankfurt Am Donnerstag will Vorstandschef Tom Blades seine Pläne für die Zukunft des Industriedienstleisters Bilfinger beim Kapitalmarkttag den Investoren und Analysten präsentieren. Der britische Manager hat den ehemaligen Baukonzern aus der jahrelangen Krise geführt, nun stehen die Weichenstellungen für den Wachstumskurs an. Doch noch bevor Blades erklären kann, wie die genau aussehen sollen, erklärte einer der Großinvestoren bereits, wie er sich die Veranstaltung vorstellt.
„Wir haben hohe Erwartungen an Bilfingers Kapitalmarkttag“, heißt es in einem bitterbösen Brief, den der Londoner Investmentfonds ENA erst ans Management, dann am Dienstagabend an die Öffentlichkeit versandte. Darin findet sich ein konkreter Maßnahmenplan. Von Kapitalmaßnahmen über Verkäufe von Unternehmensteilen finden sich darin zahlreiche Vorschläge, die vor allem einem Ziel dienen sollen: den Aktienkurs wieder nach oben zu bringen.
Einige davon sind radikal. So fordert der Fonds etwa, die Technologie-Sparte zu verkaufen und Bilfinger so auf das margenstärkere Wartungsgeschäft zu fokussieren. Es wäre eine weitere Verkleinerung, nachdem sich der Konzern bereits von seinen Bau-Aktivitäten und der Immobiliendienstleistung trennen musste. „Bilfinger sollte seine Strategie bezüglich der nicht-europäischen Geschäfte und der Technologie Division überprüfen“, heißt es in dem Brief. „Und die besten Eigentümer für jede Einheit finden.“
Es ist eine Abrechnung mit Blades und der restlichen Führung, die die vergangenen Jahre vor allem damit verbracht hat, die Scherben ihrer Vorgänger zu beseitigen. Korruptionsskandale, ein langwieriges Verfahren vor dem US-Justizministerium und kopflose Zukäufe in aller Welt hatten den einstigen Bauriesen 2014 zu Fall gebracht. Noch heute prozessiert Bilfinger gegen die damals Verantwortlichen.
Auch wenn Blades den Konzern seither vom Bauunternehmen zum Industriedienstleister umgebaut und so Stück für Stück aus dem Gröbsten herausgeführt hat, lassen sich die Fortschritte bislang nicht am Aktienkurs ablesen. Seit 2014 verlor Bilfinger zwei Drittel an Wert – eine Entwicklung, die weder Blades noch Aufsichtsratschef Eckhard Cordes stoppen konnten.
Doch nun steht ein Ereignis an, das die Aktie plötzlich wieder begehrt machen könnte. Wie das Handelsblatt aus Finanzkreisen erfuhr, will der Finanzinvestor EQT sich bald von Apleona trennen, dem früheren Bilfinger Facility Management. 2016 hatte EQT den Bereich für rund 1,2 Milliarden Euro gekauft. 300 Millionen Euro davon musste EQT nicht direkt bezahlen. 100 Millionen Euro wurden gegen Zins gestundet, weitere 200 Millionen Euro in eine Verkaufsbeteiligung umgewandelt.
Dadurch ist Bilfinger nun mit 49 Prozent am Wiederverkaufserlös beteiligt. In Finanzkreisen heißt es, der Konzern könne durch den Verkauf allein mit einem Cash-Zufluss von rund 350 Millionen Euro rechnen. Als Interessenten für Apleona werden Industriedienstleister wie Spie, Leadec und Brand Safway sowie der US-Anlagenbauer Fluor gehandelt.
Austausch mit ENA
Auch ENA rechnet mit dem baldigen Verkauf von Apleona – und kalkuliert dass Bilfinger am Ende des Jahres auf Barreserven von rund 500 Millionen Euro sitzen könnte. Der Fonds fordert, einen Teil davon an die Aktionäre über einen Aktienrückkauf oder eine Sonderdividende an die Aktionäre auszuzahlen. „Bilfinger hat viele Möglichkeiten, Werte für die Aktionäre zu heben.“ Die Aktionäre erwarteten eine klare Prioritätenliste, wie das geschehen könne.
Bilfinger teilt auf Anfrage mit: „Unser Ziel ist es, Wert für unsere Stakeholder zu generieren. Das gilt insbesondere für unsere Aktionäre.“ Das Management befinde sich seit Wochen im Austausch mit ENA und wolle am Donnerstag einen klaren Plan und Ziele vorlegen. „Wir begrüßen den Input jedes Anteilseigners.“
Das Wort von ENA hat Gewicht. Nach dem schwedischen Investmentfonds Cevian, der rund 27 Prozent der Anteile hält, ist ENA mit nach eigenen Angaben gut zehn Prozent der zweitgrößte Investor. Daneben sind mit kleineren Anteilen weitere Fonds wie die Union Investment oder die DWS beteiligt. Einen Ankeraktionär gibt es nicht.
Für Vorstandschef Blades könnte sich die Unzufriedenheit der Investoren zum Problem entwickeln. Sein Vertrag läuft noch ein Jahr – viele Augen blicken daher auf den Kapitalmarkttag und die Präsentation der Jahreszahlen am Donnerstag. Erwartet wird, dass Bilfinger erstmals seit Jahren wieder einen Gewinn vorlegen könnte.
Bislang befand sich Bilfinger auf Schrumpfkurs. Seit 2013 hat der Mannheimer Konzern seinen jährlichen Umsatz von rund 8,4 auf zuletzt 4,2 Milliarden Euro reduziert. Die Zahl der einst mehr als 200 Tochtergesellschaften senkte Blades auf unter 80, der Bau flog raus, ebenso das Facility Management. Übrig blieben zwei Kernbereiche: Technologies (Anlagenkonzipierung und -bau) und Engineering & Maintenance (Industrieservice).
Während sich das Service-Geschäft zuletzt positiv entwickelte, kämpft die Technologie-Sparte für Bilfinger nach wie vor mit Problemen. Zwar hat der Konzern hier zuletzt neue Geschäftsfelder erschlossen, wie den Bau von Entschwefelungsanlagen für die Schifffahrtsindustrie, die in Zukunft strengere Grenzwerte einhalten muss. Trotzdem kommt die Sparte aus den roten Zahlen nicht hinaus.
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