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Industriegase Sanjiv Lamba: Ein Cricket-Fan aus Indien soll den Dax-Konzern Linde auf Wachstumskurs halten

Der neue Linde-Chef ist auf beiden Seiten des Atlantiks beliebt. Doch es warten große Herausforderungen auf ihn. Die Margen immer weiter zu verbessern wird schwierig.
26.10.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Lamba ist auf beiden Seiten des Atlantiks wegen seiner uneitlen und kommunikativen Art beliebt. Quelle: dpa
Sanjiv Lamba

Lamba ist auf beiden Seiten des Atlantiks wegen seiner uneitlen und kommunikativen Art beliebt.

(Foto: dpa)

München Sanjiv Lamba hat einmal über sich gesagt: „Ich bin immer hungrig.“ Auch wenn der Inder in seiner Lieblingsstadt München gern zum Italiener oder Asiaten geht, meinte er nicht das Essen damit.

Der in Kalkutta geborene Manager ist hungrig nach Aufstieg, Erfolg, permanenter Verbesserung. So war es für ihn immer klar, dass er einmal CEO eines großen Unternehmens werden wollte.

Zumindest dieses Ziel hat Lamba jetzt erreicht: Der Board von Linde ernannte ihn am Montag als Nachfolger von Steve Angel zum neuen CEO. Amtsantritt ist der 1. März 2022. Intern hat Lamba bereits klargestellt, dass er Angels Performance-Kultur fortsetzen will – aber auch eine Wachstumsstory schreiben möchte.

Lamba hatte bereits als Chief Operating Officer die Verantwortung für das laufende Geschäft übernommen und galt als Kronprinz für die Angel-Nachfolge. Dieser wird nun als Nachfolger von Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle als Chairman den Board führen, der eine Art Verwaltungs- oder Aufsichtsrat ist.

Intern gilt Lamba aus mehreren Gründen als gute Wahl. Er arbeitete für den britischen Gasekonzern BOC, als dieser 2006 von Linde übernommen wurde. „Er hatte schon eine Integration mitgemacht, als Linde und Praxair fusionierten“, sagt ein Insider. Von diesen Erfahrungen habe der Konzern profitiert.

Uneitle und kommunikative Art

Zudem ist Lamba auf beiden Seiten des Atlantiks wegen seiner uneitlen und kommunikativen Art beliebt. Als früherer Finanzer kennt er sich zudem auch auf der Zahlenseite aus. Bei Linde ist das wichtig, schließlich hat der neue Konzern die renditegetriebene Performance-Kultur des Fusionspartners Praxair übernommen.

Als Wandler zwischen den Welten kann Lamba gut auf beiden Seiten des Kontinents vermitteln. Mit seiner Familie lebte er lange in Singapur, ehe sie in die Gegend um Danbury umzogen. So pendelte er regelmäßig zwischen Bayern, den USA und Asien. In München hatte er erst einige Zeit für die Eingewöhnung benötigt, dann aber wichtige Freundschaften geschlossen.

Mit seiner Leidenschaft für Cricket war er in den USA wie in Deutschland bei den Kollegen auf eine gewisse Ratlosigkeit gestoßen. Doch können sich Inder, soll Lamba einmal gesagt haben, auch gut an andere Kulturen anpassen. So ist er inzwischen nicht nur Formel-1-Experte, sondern auch leidenschaftlicher FC-Bayern-Fan.

Es wird eine Herausforderung für Lamba werden, an die Erfolge Angels anzuknüpfen. Der Amerikaner hatte selbst in der Coronakrise die Margen kontinuierlich verbessert. Die Erwartungen für das laufende Jahr wurden bereits zweimal angehoben. Linde erwartet nun einen Gewinn von mindestens 5,3 Milliarden Euro.

„Ich fühle mich sehr geehrt, diese außerordentliche Firma in die Zukunft zu führen“, sagte Lamba nach seiner Ernennung. Er wolle die High-Performance-Kultur fortsetzen und zusätzliche Werte für die Aktionäre schaffen.

Nachhaltigkeitsziele und Wachstumsmöglichkeiten

Von Angel und Reitzle gab es für den künftigen CEO eine Menge Vorschlusslorbeeren. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Lamba, sagte Angel. Unter dem neuen CEO werde der Dax-Konzern aggressiv die neuen Nachhaltigkeitsziele implementieren und die vielen Wachstumsmöglichkeiten erschließen.

Wolfgang Reitzle sagte mit Blick auf die künftige Konzernführung: „Linde könnte nicht in besseren Händen sein.“

Im Board – der CEO gehört diesem Gremium in der Linde plc an – wird Lamba auch einen anderen Topmanager aus München treffen: Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser wird in den Verwaltungsrat einziehen. Kaeser führt auch den Aufsichtsrat von Siemens Energy an. Dort wiederum ist Christian Bruch Vorstandschef, den Lamba sehr gut aus den gemeinsamen Zeiten bei Linde kennt.

Angel und Reitzle hatten vor drei Jahren die Fusion von Linde und Praxair zum weltgrößten Gasehersteller eingefädelt und anschließend die Integration weitgehend geräuschlos über die Bühne gebracht. Auch an der Börse war die Fusion bislang eine Erfolgsgeschichte. Linde stieg zum zweitwertvollsten Dax-Konzern auf.

Lamba hatte seine Karriere 1989 beim Gasespezialisten BOC in Indien gestartet. Als dieser von Linde übernommen wurde, setzte Lamba seine Karriere nahtlos bei dem deutschen Konzern fort und stieg bis in den Vorstand auf. Der erfolgreiche Ausbau des Asiengeschäfts gilt intern vor allem als sein Verdienst.

Sportliche Herausforderungen

Bei Linde warten nun durchaus sportliche Herausforderungen auf Lamba. Reitzle hatte als Aufgabe für den nächsten Chef ausgegeben: „Sie brauchen Performance plus kreatives Wachstum.“

Dies bedeutet zum einen, dass die Profitabilität weiter verbessert werden soll. Hier wird Lamba da weitermachen, wo Angel aufhört. Bis in die kleinsten Verästelungen werden bei Linde die Zahlen monatlich gecheckt – gegebenenfalls wird sofort gegengesteuert.

Doch wissen sie bei Linde, dass sich die Margenschrauben nicht immer weiter drehen lassen. Der Konzern braucht eine Wachstumsperspektive, um Liebling der Kapitalmärkte zu bleiben. Wasserstoff ist hier vor allem das Zauberwort.

Schon heute ist Linde der weltgrößte Hersteller von Wasserstoff für die Industrie. Künftig soll auch der Bereich „Green Energy“ – vor allem grüner Wasserstoff – eine zentrale Rolle spielen. Angel hatte im Gespräch mit dem Handelsblatt angekündigt, dass die Wasserstoff-Umsätze von zuletzt etwa zwei Milliarden Dollar auf längere Sicht vervierfacht werden sollen.

Eine Zeitenwende für Linde ist die angekündigte Personalie auch wegen des daraus folgenden Rückzugs von Wolfgang Reitzle. Dieser habe Linde in seinen verschiedenen Funktionen „im besten Sinne mutig und unternehmerisch geführt“, sagte Andreas Föller, Gründer der Personalberatung Comites, dem Handelsblatt.

Aus einem Multikonzern ohne klaren Fokus sei ein globaler Marktführer bei Industriegasen geworden. Sanjiv Lamba muss nun dafür sorgen, dass dieser Fokus nicht verloren geht.

Mehr: Das sind die Top-Verdiener unter den Dax-Chefs

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