Industriekonzern Anlegerschützer entziehen Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp das Vertrauen

„Wir wollen ein Signal setzen und werden den Aufsichtsrat nicht entlasten.“
Düsseldorf Eine Woche vor der Hauptversammlung des kriselnden Industriekonzerns Thyssen-Krupp gehen Anlegerschützer auf die Barrikaden. „Wir wollen ein Signal setzen und werden den Aufsichtsrat nicht entlasten“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.
In dem Kontrollgremium herrsche offenbar eine Orientierungslosigkeit, die zu sehr kostspieligen Personalwechseln und einem strategischen Zickzackkurs geführt habe. Es sei unklar, warum der frühere Vorstandschef Guido Kerkhoff habe gehen müssen und er eine teure Abfindung von 6,5 Millionen Euro bekommen habe.
Für den Aufsichtsrat dürfte der Vertrauensentzug der DSW indes nur von symbolischer Bedeutung sein. Da die beiden Großaktionäre, die Krupp-Stiftung mit 21 und der Finanzinvestor Cevian mit 18 Prozent, selbst Vertreter in dem Kontrollgremium stellen und mit ihren Anteilen bei Hauptversammlungen in der Vergangenheit regelmäßig die Stimmenmehrheit bildeten, gilt eine Entlastung der Kontrolleure als wahrscheinlich.
Im September hatte der Aufsichtsrat Kerkhoff trotz Fünfjahresvertrags nach nur einem Jahr im Amt wieder entlassen und stattdessen die damalige Aufsichtsratschefin Martina Merz für zwölf Monate auf den Posten entsendet. Sie führt den von Kerkhoff angestoßen Konzernumbau interimsweise fort.
Dessen Kern ist eine deutlich stärkere Fokussierung des Industriekonglomerats auf die Werkstoffgeschäfte. Weite Teile des Anlagenbaus und der Komponentenfertigung sollen verkauft werden. Das profitable Aufzugsgeschäft soll an die Börse gebracht oder an einen Investor verkauft werden. Zudem steht ein Stellenabbau an.
Mit Agenturmaterial.
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