Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Die drei Thyssen-Ringe

Im „Kleinen Haus“ der Villa Hügel stehen die drei Ringe, das Markenzeichen des Konzerns. Die Zukunft ist ungewisser denn je.

(Foto: Imago)

Industriekonzern in der Krise Thyssen-Krupp versinkt im Führungschaos – wie konnte es so weit kommen?

Vorstands- und Aufsichtsratschef bei Thyssen-Krupp haben hingeworfen, Nachfolger sind nicht in Sicht. Wer ist schuld an der Misere? Eine Spurensuche.
13.08.2018 - 06:41 Uhr Kommentieren

Essen Es ist nur ein kleines Büchlein, aber es hat eine große Symbolkraft. Die wissenschaftliche Textsammlung liegt auf dem Tisch eines Empfangsraums in der Essener Villa Hügel, dem Sitz der Krupp-Stiftung. Sie ist größter Aktionär des Milliardenkonzerns Thyssen-Krupp.

Bis vor einiger Zeit lag auf diesem Tisch ein Werk über das Leben des Firmenpatriarchen Berthold Beitz obenauf. Nun ist die Beitz-Biografie von diesem Büchlein verdeckt. Eine der Herausgeberinnen: Ursula Gather, die neue Vorsitzende des Stiftungskuratoriums.

Niemand, der die Verhältnisse in der Villa Hügel kennt, glaubt an einen Zufall. Alles hier läuft nach Plan. Trotzdem haben manche etwas ausprobiert. Sie nahmen das Büchlein von Gather und steckten es unter die Biografie von Beitz. Wenige Stunden später lag Gathers Buch wieder oben. Ganz gleich, wie oft man diesen Schabernack wiederholte, das Ergebnis war immer dasselbe.

Der Patriarch wollte die Macht der Krupp-Stiftung eingrenzen. Quelle: picture alliance/dpa
Berthold Beitz

Der Patriarch wollte die Macht der Krupp-Stiftung eingrenzen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eine entsprechende Handlungsanweisung für die Mitarbeiter gebe es nicht, beteuert die Stiftung. Aber ob mit oder ohne Anweisung: Gather bleibt oben. So gehört es sich nun in Essen. Gather ist seit Oktober 2013 Chefin der Krupp-Stiftung, rund 90.000 Euro erhält sie dafür pro Jahr. Seit Januar 2018 sitzt sie auch im Aufsichtsrat der Thyssen-Krupp AG. Dem Mischkonzern geht es nicht gut. Das vergangene Geschäftsjahr endete mit einem Verlust von 591 Millionen Euro.

Vor Kurzem trat erst Vorstandschef Heinrich Hiesinger zurück, dann Aufsichtsratschef Ulrich Lehner – für sie sind bislang noch keine Nachfolger gefunden. Niemand von Format, so scheint es, will sich diese Jobs antun. Hiesinger und Lehner, sie zeigten beide auf Gather, als sie gingen. Ohne die Unterstützung des größten Aktionärs sei dieses Unternehmen nicht zu führen.

Im schlimmsten Fall droht Thyssen-Krupp das Aus

Thyssen-Krupp steckt in einer Existenzkrise. Der Konzern hat fünf Sparten, nur das Geschäft mit den Aufzügen wirft dauerhaft richtig Geld ab. Der Kurs der Aktie liegt am Boden. Große Hedgefonds haben sich eingekauft. Sie spekulieren auf eine Zerschlagung des Konzerns. Die Aufzugssparte, das Prunkstück, könnte für bis zu 15 Milliarden Euro verkauft werden, dann eine Sonderdividende winken. Einmal bedient, würden die Hedgefonds wieder abziehen.

Die Lage ist heikel. Niemand spricht offen vom Ende, aber es fehlt nicht viel Fantasie dazu. Verlöre der Konzern seine Ertragsperle, gäbe es für den Rest keine Hoffnung. Und träte der schlimmste Fall ein, die Insolvenz, träfe die Katastrophe ganz Deutschland. Mehr als 300.000 Pensionäre haben Ansprüche an Thyssen-Krupp.

Der Vorstandschef verließ mitten in der Krise seinen Posten. Quelle: Imago
Heinrich Hiesinger

Der Vorstandschef verließ mitten in der Krise seinen Posten.

(Foto: Imago)

Viele Unternehmen kämpfen mit solchen Altlasten. Bei Thyssen-Krupp sind sie ein historisches Erbe. Als Reichskanzler Otto von Bismarck 1889 die gesetzliche Rentenversicherung einführte, wählte er die Betriebsrente von Thyssen-Krupp als Modell. Die Mitarbeitervorsorge war damals revolutionär. Heute, da Unternehmen ihre Belegschaft auslagern, wo sie nur können, mögen die Ansprüche der Pensionäre von Thyssen-Krupp für manche anachronistisch wirken. Sie gelten trotzdem.

1975 wurde in Köln der Pensions-Sicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit gegründet. Die deutschen Arbeitgeber zahlen dort ein, um für Pensionen von Unternehmen einzustehen, die Insolvenz anmelden. Die Höhe der Auszahlungen, die Thyssen-Krupp allein im vergangenen Jahr an seine Pensionäre leistete, betrug 516 Millionen Euro. Kann das Unternehmen sie nicht mehr aufbringen, würde der Verein einspringen.

Eine Katastrophe für ganz Deutschland

Gut möglich, dass er dann höhere Beiträge von allen nehmen muss. Es wäre die Umsetzung eines verhassten Prinzips: Die Gewinne einer Sonderausschüttung würde einigen wenigen zugutekommen, die Verluste würden auf die Allgemeinheit umgelegt. Ausgerechnet vor diesem Szenario erlaubt sich Thyssen-Krupp ein Führungschaos.

Hatte den Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp nicht im Griff. Quelle: Thyssenkrupp
Ulrich Lehner

Hatte den Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp nicht im Griff.

(Foto: Thyssenkrupp)

Im Management des Industriekonzerns ist unbestritten, dass die Krupp-Stiftung einen erheblichen Anteil an der Misere trägt. „Sie funktioniert nicht mehr als Bollwerk gegen die Forderung von Finanzinvestoren, das Konglomerat zu zerschlagen“, klagt ein Topmanager. Dabei ist die Stiftung viel mächtiger, als sie sein sollte.

„Es wird nach Beitz keinen Beitz mehr geben“: Das waren die Worte, die Berthold Beitz in seinen letzten Lebensjahren mehrfach wiederholte. Seine Machtfülle bei Thyssen-Krupp hatte keine Grenzen. 1953 wurde er Generalbevollmächtigter und engster Vertrauter von Alfried Krupp. Ab 1970 war Beitz Aufsichtsratschef, später Ehrenvorsitzender.

Beitz war nur sich selbst Rechenschaft schuldig

Zugleich agierte er als Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und damit als Testamentsvollstrecker und Sachwalter des Krupp’schen Vermögens. Außerdem war Beitz Stiftungsvorstand. Es war ein Kreisverkehr der Macht. Rechenschaft musste Beitz nur sich selbst ablegen.

„Beitz wusste, dass die Konstruktion eigentlich nicht geht“, sagt ein ehemaliger Vertrauter. Deshalb sorgte er vor. Im Jahr 2000 ließ Beitz neue Regeln für die Leitung der Stiftung erarbeiten. Das Amt des geschäftsführenden Mitglieds des Kuratoriums „und der damit verbundenen Sonderrechte“ sollten wegfallen, heißt es in einem bislang geheim gehaltenen Beschluss des Kuratoriums.

Die Chefin der Krupp-Stiftung hat ihre Macht ausgebaut. Quelle: picture alliance
Ursula Gather

Die Chefin der Krupp-Stiftung hat ihre Macht ausgebaut.

(Foto: picture alliance)

Beitz schaffte damit seine eigene Position ab. Freilich – die Änderung sollte erst nach seinem Ableben greifen. Die Macht, die Beitz in sich vereint hatte, sollte getrennt werden. Der Vorstand der Stiftung sollte sich um die Beteiligung an Thyssen-Krupp kümmern. Das Kuratorium sollte den Vorstand kontrollieren.

Aufsicht war bitter nötig. Thyssen-Krupp steckte in einer tiefen Krise. Wegen massiver Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Amerika drohte die Pleite. Der damalige Vorstandschef Hiesinger hatte Beitz die desolate Lage in mehreren Gesprächen deutlich gemacht.

Lehners großer Irrtum

Eine Ursache des Problems war für Hiesinger die Machtfülle der Stiftung. Immer wieder griff sie in das operative Geschäft ein. So übernahm der Konzern etwa den Kieler Yachtclub, weil Beitz dies wollte.

Spät, mit 99, sah Beitz die Webfehler der Stiftung. Sie war für das Unternehmen zur Last geworden. Um ihren Einfluss einzugrenzen, machte Beitz Ulrich Lehner zum Aufsichtsratschef von Thyssen-Krupp. Beitz kannte ihn seit 1983 als loyalen Wegbegleiter, der aber die Machtfülle der Stiftung kritisch sah.

Lehner ließ sich von Beitz zusichern, dass künftig kein Vertreter des Kuratoriums mehr im Aufsichtsrat sitzen sollte. Auch würde die Stiftung auf ihr Recht verzichten, zwei Aufsichtsräte zu bestimmen. Lehner glaubte deshalb, er könne den Aufsichtsrat des Ruhrkonzerns künftig ohne Einmischung der Stiftung führen. Er irrte.

Nach dem Tod von Beitz im Juli 2013 übernahm die Wissenschaftlerin Ursula Gather den Vorsitz des Stiftungskuratoriums. 2015 ließ der finnische Wettbewerber Kone über einen Investmentbanker bei ihr anfragen, ob man gemeinsam über das Aufzugsgeschäft von Thyssen-Krupp reden könne. Man konnte.

Gather informierte Hiesinger über ein bevorstehendes Treffen mit Antti Herlin, dem finnischen Milliardär und Großaktionär von Kone. Hiesinger riet eindringlich ab. Gather lud Herlin trotzdem ein – und empfing ihn in der Villa Hügel.

Der Feind auf dem Hügel

Es war ein heikler Schritt. Das Interesse von Kone kam nicht überraschend. Jahrelang hatten die Essener mit den Finnen über Möglichkeiten gesprochen, die Aufzugssparten zusammenzuführen. Das war 2006 vorbei.

Thyssen fand heraus, dass Kone bei den EU-Behörden ausgepackt hatte. Demnach hatte es jahrelang Preisabsprachen der beiden Unternehmen und weiterer Kartellpartner gegeben. Die Affäre kostete Thyssen eine halbe Milliarde Euro. Kone kam dank seiner Aussage mit weniger als einem Drittel der Strafe davon.

Beitz sprach damals von „Verrat“ und ordnete an, fortan keine Gespräche mehr mit Kone zu führen. Nun lud Gather den Feind in die Villa Hügel ein. Durfte Gather tun, was sie tat? Die Stiftung bejaht. Auf Anfrage sagt Vorstand Volker Troche: Das Kuratorium sei kein reines Aufsichtsgremium. Das Kuratorium erhält durch die Satzung unmittelbar Verantwortung bei der Verwaltung des Vermögens.

Gathers Verhältnis zu Hiesinger und Lehner wurde nach dem Tabubruch bei Kone nicht mehr besser. In der Vorweihnachtszeit 2017 erhielt Aufsichtsratschef Lehner eine Nachricht. Gather kündigte an, sie wolle auch in den Aufsichtsrat der Thyssen-Krupp AG einziehen. Die Beitz-Nachfolgerin berief sich auf jenes Entsenderecht, auf das die Stiftung eigentlich verzichten wollte.

Lehner war bestürzt, sah sich nun als Aufsichtsratschef auf Abruf. So sah es auch sein Umfeld: „Für jeden in der Top-Führung war klar, dass Lehner nicht mehr das uneingeschränkte Vertrauen der Stiftung besaß.“

In den folgenden Monaten tauschte sich Gather immer wieder mit einzelnen Aufsichtsräten aus, mal am Telefon, mal in Vieraugengesprächen. Lehner stieß dies übel auf. In kleinem Kreis sagte er: Themen, die das Unternehmen betreffen, sollten offen im Aufsichtsrat diskutiert werden. Er halte nichts von Kungelei in Hinterzimmern.

Gather meinte, Lehner sehe ihre Aktivitäten falsch. Warum sollte sie nicht solche Gespräche führen, fragte sie ihre Vertrauten. Aufsichtsräte müssten sich doch unabhängig informieren können, sich ihre Meinung selbst bilden. Lehner und auch Hiesinger dagegen werteten Gathers Verhalten als Vertrauensbruch. „Wenn sie als Vertreterin des Großaktionärs solche Gespräche führt, wirft sie doch vor anderen Zweifel an uns auf“, beschwerten sie sich.

Die Hedgefonds witterten ihre Gelegenheit

Andere Aktionäre merkten schnell, wie eisig das Verhältnis zwischen der Konzernführung und ihrem größten Aktionär, der Stiftung, geworden war. Nun witterten die Hedgefonds eine Gelegenheit. „Aufsichtsratssitzungen wurden für Hiesinger zum Spießrutenlauf“, berichtet ein Augenzeuge.

Jens Tischendorf vertritt den Finanzinvestor Cevian im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp. Er stellte Hiesinger nicht einfach Fragen – ganze Fragenkataloge legte er dem Vorstandschef in Sitzungen vor und grillte Hiesinger wie ein Oberlehrer einen Abiturienten. Gleichzeitig streuten Abgesandte von Cevian in der Öffentlichkeit Zweifel an der Eignung des Thyssen-Krupp-Chefs.

Attackiert von Cevian, dem zweitgrößten Aktionär, sah sich Hiesinger vom größten Aktionär alleingelassen. Monat auf Monat folgten die Angriffe des Fonds, Monat um Monat schwieg die Stiftung. Im Juli trat Hiesinger zurück. „Traurig, wütend und enttäuscht“ war die Belegschaft über das Verhalten der Stiftungschefin, hieß es kurz darauf in einem Brandbrief an Gather.

Sie habe „den Mann, den Berthold Beitz zur Rettung unseres Unternehmens geholt hat, nicht so unterstützt, wie er es verdient gehabt hätte“. Gather wies später eine Schuld an der Entwicklung zurück. Sie habe Hiesinger stets unterstützt und bedaure seinen Entschluss, sagte die 65-Jährige. Dann erklärte sie in einem Gespräch mit dem „Spiegel“ zur Zukunft von Thyssen-Krupp: Einige „schnellere Schritte“ bei der Stärkung der Geschäftsbereiche sowie „schlankere Strukturen in der Verwaltung“ könne sie sich vorstellen.

Für viele im Konzern bricht sie so mit dem Krupp-Erbe. In der Satzung der Stiftung wird die Einheit beschworen. Schon in der Präambel steht: „Die Einheit des Unternehmens Fried. Krupp [ist] dem Willen seiner Vorfahren entsprechend auch für die fernere Zukunft zu wahren.“

All das steht nun infrage. Und wenn auch viele im Unternehmen die Schuld für das Führungschaos bei Thyssen-Krupp bei Gather verorten, weisen nicht wenige auf den Mann, der qua Amt für die Kontrolle bei Thyssen-Krupp zuständig ist. 212.000 Euro erhielt Ulrich Lehner im vergangenen Geschäftsjahr als Aufsichtsratsvorsitzender. Warum ließ er die Sitzungen, die er führte, zu Kreuzverhören Hiesingers durch andere Aufsichtsräte werden?

Die Stiftung ist falsch besetzt

Am 29. Juni versagte ihm bei der Abstimmung über die Fusion der Stahlsparten von Thyssen-Krupp und dem indischen Tata-Konzern nicht nur der Vertreter von Cevian das Jawort, sondern auch die Aufsichtsräte René Obermann und Carola von Schmettow verweigerten ihre Zustimmung. Dabei galten beide als Lehners Vertraute.

Hiesinger trat wenige Tage später zurück. Heute, da die Gemüter etwas abgekühlt sind, kreiden ihm das manche im Unternehmen an. Mangelnde Unterstützung hin oder her – war Hiesinger nicht Manns genug, eine Krise zu überstehen? Und warum ging er nicht früh auf Gather zu, als er sah, dass sie sich mehr engagieren wollte? Als Vorstand konnte er sich nun einmal nicht aussuchen, wer die Stiftung führte.

Nun schauen alle auf sie. Gather ist eine brillante Wissenschaftlerin, für ihre Leistungen in der Mathematik wurde sie vielfach ausgezeichnet. Sie kämpfte sich durch den Hochschulbetrieb und wurde 2008 Rektorin der Technischen Universität Dortmund. Um diese Position zu erreichen, mühte sie sich oft mit Männern vom alten Schlag, die ihr ihre Fähigkeiten absprachen, nur weil sie eine Frau war.

Das förderte ihren Ehrgeiz, nicht aber ihre Kritikfähigkeit. Mehrfach schnitt sie bei Umfragen des Deutschen Hochschulverbands schlecht ab und wollte sich nicht über die Ergebnisse äußern. Gather lässt sich in der ehemaligen Limousine von Berthold Beitz zur Universität fahren. Nicht wenige Studenten und Professoren beschreiben sie als arrogant.

Ihre Position bei Thyssen-Krupp schmälert das nicht. Im Kuratorium der Stiftung erhielt Gather vor Kurzem in einer Sondersitzung Rückendeckung. Ein Gremiumsmitglied sagt: „Es gibt auch keinen, der ernsthaft gegen sie antreten würde.“

Auch dies sorgt für Kritik. Die Krupp-Erben Diana Friz, Friedrich von Bohlen und Halbach sowie Eckbert von Bohlen und Halbach rügten kürzlich im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Die Stiftung kommt ihrem unternehmerischen Auftrag nicht nach. Es fehlt an Kompetenz, an einem Fokus und an einer Strategie.“

Tatsächlich wirkt das elfköpfige Gremium wenig geeignet für den Umgang mit der Existenzkrise eines Milliardenkonzerns. Gathers Stellvertreter ist der 95-jährige Astrophysiker Reimar Lüst, der Journalist Fritz Pleitgen wurde 1938 geboren. Andere Mitglieder haben Erfahrungen als Physiker, Chemiker oder in Kunstgeschichte.

Keinerlei Erfahrung in Unternehmensleitung

Selbst der Wirtschaftswissenschaftler Christoph Schmidt hat noch nie in einem Unternehmen gearbeitet. Mitglieder des Kuratoriums beschreiben die zweimal im Jahr stattfindenden Sitzungen als kurz und schmerzlos. Dafür erhält jeder Kurator 30.000 Euro im Jahr.

Bringt die Krise einen Neuanfang? Nötig, aber unwahrscheinlich, heißt es vom Hügel. Die meisten wünschen sich, es möge endlich wieder Ruhe einkehren. Hier liegt das größte Missverständnis in der Stiftung: Nur weil es still ist, wird es nicht besser.

Es müsste Armin Laschet sein, den dies am meisten sorgt. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen sitzt erst seit Ende 2017 im Kuratorium der Krupp-Stiftung. Doch Laschet ist zu jung, um die Sache auszusitzen. Wenn Thyssen fällt, fallen ihm Ansprüche von mehr als 300.000 Pensionären vor die Füße. Laschet wird wissen, wie laut es dann wird.

Startseite
Mehr zu: Industriekonzern in der Krise - Thyssen-Krupp versinkt im Führungschaos – wie konnte es so weit kommen?
0 Kommentare zu "Industriekonzern in der Krise: Thyssen-Krupp versinkt im Führungschaos – wie konnte es so weit kommen?"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%