Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Industriekonzern Steigende Verluste, höhere Schulden: Thyssen-Krupp in der Blitzanalyse

Die schlechte Autokonjunktur drückt auf die Ergebnisse von Thyssen-Krupp. Der Ruhrkonzern verliert im ersten Quartal mehr als 370 Millionen Euro.
13.02.2020 - 07:58 Uhr Kommentieren
Thyssen-Krupp: Steigende Verluste, höhere Schulden Quelle: dpa
Thyssen-Krupp

Die profitable Aufzugsparte kann die schlechten Zahlen der anderen Bereiche nicht auffangen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Essener Industriekonzern hat am Donnerstag seine Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Schon bei der Hauptversammlung vor wenigen Tagen hatte Interims-Vorstandschefin Martina Merz die Aktionäre auf ein Jahr der Entbehrungen eingestimmt – und die Dividende kassiert. Doch ein Hoffnungsschimmer bleibt. Die wichtigsten Informationen in Kürze:

  • Der Ruhrkonzern schließt die ersten drei Monate des Jahres mit einem Nettoverlust von 372 Millionen Euro ab.
  • In den Werkstoffgeschäften, also im Materialhandel und in der Stahlproduktion, leidet Thyssen-Krupp an konjunkturellem Gegenwind. Allein im Stahl gingen operativ 166 Millionen Euro (Ebit) verloren.
  • Die Aufzugsparte, die vor dem Verkauf steht, erzielt einen Rekord-Auftragseingang von gut 2,2 Milliarden Euro im ersten Quartal. Mit einem Betriebsgewinn von rund 207 Millionen Euro kann das Geschäft die schlechten Zahlen der anderen Bereiche aber nicht auffangen.

Das fällt negativ auf

Der Schuldenberg von Thyssen-Krupp türmt sich immer weiter auf. Betrug das „Gearing“, also das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital, im Vorjahresquartal bereits 143 Prozent, stieg der Wert nun auf nahezu das Doppelte (knapp 370 Prozent).

In nahezu allen Bereichen hat der Ruhrkonzern mit Rückgängen zu kämpfen. Im Automobilgeschäft gingen operativ 78 Millionen Euro verloren, nach einem Betriebsgewinn von sieben Millionen Euro im Vorjahresquartal. Im Werkstoffhandel hat sich der Gewinn auf 11 Millionen Euro halbiert, der Stahl steckt mit 166 Millionen Euro tief im Minus.

Schon bei der Hauptversammlung vor zwei Wochen hatte Vorstandschefin Merz die Aktionäre darauf vorbereitet, dass es mehrere Jahre brauchen dürfte, bis die Sanierung abgeschlossen ist. Bislang sind die Kosten eher gestiegen. So gab der Konzern beispielsweise in der zentralen Verwaltung mit 103 Millionen Euro operativ etwa ein Drittel mehr aus als noch im Vorjahr.

Angesichts der bevorstehenden Restrukturierungskosten dürfte der Negativtrend vorerst anhalten. Für das laufende Jahr prognostiziert Thyssen-Krupp einen Free Cashflow unterhalb des Vorjahreswerts, der mit minus 1,1 Milliarden Euro ohnehin schon miserabel ausgefallen war.

„Die aktuellen Zahlen können nicht begeistern“, erklärte Merz in einer Mitteilung vom Donnerstag. Doch der Vorstand sei überzeugt davon, auf dem richtigen Weg zu sein. „Die Elevator-Transaktion steht vor der Entscheidung, die Verhandlungen mit der Mitbestimmung zur Stahl-Strategie kommen voran, und wir verbessern unsere Performance“, so die Managerin. „Unser Fazit: Die Richtung stimmt.“

Das fällt positiv auf

Gegen den konzernweiten Trend entwickelt sich vor allem das Aufzugsgeschäft prächtig. Mit einem Auftragseingang von rund 2,2 Milliarden Euro erzielte die Sparte im ersten Quartal einen neuen Bestwert. Dazu trug vor allem das Geschäft in den USA bei. Der Betriebsgewinn lag mit 207 Millionen Euro leicht über dem Vorjahr.

Auch der Anlagenbau, eines der größten Sorgenkinder im Konzern, darf sich über große Umsatzzuwächse freuen – und eine leichte Ergebnisverbesserung. Mit einem Verlust von 19 Millionen Euro liegt die Sparte zwar im Minus. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Verlust aber halbiert.

Zudem sind erste Folgen des Konzernumbaus in den Zahlen zu erkennen. So hat Vorstandschefin Merz das Komponentengeschäft in eine Automobilzuliefer-Sparte sowie die Fertigung von Industriekomponenten aufgeteilt.

Nun zeigt sich deutlicher, wo die Probleme in dem Bereich liegen: Während im Zuliefergeschäft 78 Millionen Euro verloren gingen, konnte die Sparte Industrial Components ihren Betriebsgewinn auf 43 Millionen Euro leicht steigern.

Das passiert jetzt

Die profitable Aufzugssparte, die seit jeher den Großteil der Gewinne im Konzern beisteuert, steht kurz vor dem Verkauf. Dabei muss Thyssen-Krupp vor allen Dingen auf Transaktionssicherheit setzen. Zwar bietet der finnische Aufzugshersteller Kone mit 17 Milliarden Euro den höchsten Betrag. Doch die Finanzinvestoren, die keine Prüfung durch die Kartellbehörden fürchten müssen, liegen mit Angeboten zwischen 15 und 16 Milliarden Euro dicht dahinter.

Möglich ist auch, dass der Konzern sich nur von einem Anteil an dem Geschäft trennt. So bereitet Thyssen-Krupp gleichzeitig einen Börsengang vor, um sich alle Optionen offen zu halten. Dabei gilt diese Möglichkeit jedoch als die am wenigsten wahrscheinliche – trotz Befürwortern unter anderem bei der IG Metall.

Mit den Erlösen will Vorstandschefin Merz den Konzern die Nettofinanzschulden von 7,1 Milliarden Euro senken und teilweise von der Pensionslast befreien. Bleibt Geld übrig, soll das in die verbleibenden Geschäfte investiert werden. Wobei die Sparten dazu angehalten sind, ihre Kapitalkosten künftig selbst zu verdienen.

Am Ende soll Thyssen-Krupp eine schlanke Holding werden, mit möglichst eigenständigen Töchtern darunter. Kern des Konzerns dürfte aber das Stahl- und Werkstoffgeschäft bleiben, da auch der Anlagenbau und Teile der Komponentenfertigung zum Verkauf stehen.

Inwieweit Merz den Umbau selbst durchführt, ist allerdings offen. Bis zum September ist sie als frühere Aufsichtsratschefin in den Vorstand entsandt, für die Zeit danach hat sie sich bei der Hauptversammlung erneut in das Gremium wählen lassen. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin ist derzeit nicht in Sicht.

Mehr: Spartenvorstand Premal Desai muss seinen Posten bei Thyssen-Krupp räumen: Seine Investitionspläne waren dem Konzernvorstand offenbar zu aufwendig.

Startseite
Mehr zu: Industriekonzern - Steigende Verluste, höhere Schulden: Thyssen-Krupp in der Blitzanalyse
0 Kommentare zu "Industriekonzern: Steigende Verluste, höhere Schulden: Thyssen-Krupp in der Blitzanalyse"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%