Industriekonzern Toshiba weist CVC-Übernahmeangebot zurück – Konzern bleibt vorerst an der Börse

CVC hatte zuletzt angekündigt, Toshiba für 20 Milliarden Dollar schlucken und von der Börse nehmen zu wollen.
Tokio Der japanische Industriekonzern Toshiba hat am Dienstag die 20 Milliarden Dollar schwere Übernahmeofferte des Finanzinvestors CVC Capital Partners zurückgewiesen. CVC habe am Vortag den Vorstand informiert, seinen Vorschlag vorerst ruhen zu lassen, um weitere Anleitungen zu erhalten, teilte Toshiba mit. Der Vorstand erklärte daraufhin, dass damit weiterhin wichtige Informationen fehlen würden. Das rechtlich unverbindliche Angebot sei damit nicht konkret genug, um es bewerten zu können.
Damit stockt das ambitionierte Übernahmeangebot des europäischen Investmentfonds vorerst. CVC hatte kürzlich angeboten, Toshiba zu übernehmen und von der Börse zu nehmen, um Toshiba im Machtkampf mit Aktionärsaktivisten die Sanierung zu erleichtern. Toshiba musste seit einem Bilanzskandal und der Pleite seines amerikanischen Atomkraftwerkbauers Westinghouse viele Geschäftsbereiche verkaufen, um zu überleben.
Seitdem kämpft der Konzern um den richtigen Weg. In diesem Zusammenhang galt der Vorstoß von CVC in Japan als Hilfsangebot an den damaligen Konzernchef Nobuaki Kurumatani, den einige Großinvestoren stürzen wollten. Immerhin war Kurumatani vor seinem Amtsantritt Japanchef des Fonds.
Vorige Woche musste der Konzernchef dann seinen Rücktritt erklären. Denn auch im Management hatte er nach Umfragen des Verwaltungsrats seinen Rückhalt verloren. Der Verwaltungsratsvorsitzende Satoshi Tsunakawa übernahm daher die Firmenführung und konterte die Idee von CVC nun prompt.
CVC habe behauptet, dass die Aktionärsstruktur den Unternehmenswert negativ beeinflusse, erklärte Toshiba in einer Pressemitteilung. „Dies glaubt der Verwaltungsrat nicht“, heißt es in einer Stellungnahme. „Wir sind derzeit der Ansicht, dass ein börsennotiertes Unternehmen eine stabile Eigenkapitalstruktur bietet, die zur Verbesserung der langfristigen Wertschöpfung geeignet ist.“
Toshibas Konzernführung will an der Börse bleiben
Die Konzernführung deutete auch an, dass sie generell wenig von einem Delisting hält. „Wir sind stolz auf die harte Arbeit, die es dem Unternehmen ermöglicht hat, nach dreieinhalb Jahren an die ersten Sektionen der Tokioter und New Yorker Börse zurückzukehren“, so der Verwaltungsrat. Allerdings schlug er die Tür für Übernahmeangebote nicht vollständig zu.
Der Verwaltungsrat versprach, „ernsthaft“ alle glaubwürdigen und konkreten Vorschläge zu überprüfen. Nach der versuchten Übernahme von CVC hatten auch andere große Fonds Interesse angemeldet, ohne bisher konkrete Vorschläge eingereicht zu haben.
Außerdem will die neue Führung nun die bisherige Sanierungsstrategie überprüfen, die auf Quantencomputer, erneuerbare Energien und Medizintechnik setzt. Um die Transparenz der Entscheidungen zu erhöhen, will Toshiba zudem Finanz- und Rechtsberater anheuern, die die neuen kommenden Entscheidungen bewerten sollen.
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