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Italiens Autoindustrie Ciao Bella

Italiens Autoindustrie ist nur noch ein Schatten vergangener Tage. Die Verkäufe eilen von Rekordtief zu Rekordtief, die Bänder stehen still – und der größte Autobauer des Landes könnte sich bald verabschieden.
23.07.2013 - 18:32 Uhr 32 Kommentare
Italien verabschiedet die eigene Autoindustrie.

Italien verabschiedet die eigene Autoindustrie.

Düsseldorf Das Herz der italienischen Autoindustrie schlug über Jahrzehnte im Süden Turins. An den Bändern der „Fabbrica Italiana Automobili Torino“ (kurz: Fiat) im Stammwerk Mirafiori arbeiteten zu Spitzenzeiten bis zu 70.000 Menschen – mehr als bei VW in Wolfsburg. Auf rund drei Millionen Quadratmetern wurden hier die Autos gebaut, die international zu Verkaufsschlagern wurden. Doch die ruhmreiche Vergangenheit scheint heute unendlich weit entfernt.

Denn mittlerweile schlägt das Herz der italienischen Autoindustrie nur noch schwach. Sehr schwach. Offiziell sind in Mirafiori noch 5.500 Mitarbeiter beschäftigt – zehn Mal weniger als beispielsweise im VW-Hauptwerk. Seit zwei Jahren stehen die Bänder praktisch still. Mit der Absatzkrise der Autobauer in Europa und dem Niedergang von Fiat verkommt die Turiner Vorstadt mehr und mehr zur deindustrialisierten Zone. Eine Entwicklung, die in ganz Italien zu beobachten ist. Die Auslastung der italienischen Werke ist 2013 auf ein Rekordtief gesunken. Die einst stolze Heimat von Alfa Romeo, Lancia und Maserati ist nur noch ein Schatten vergangener Tage.

„Die Lage in Italien hat sich verschärft“, sagt auch Branchenexperte Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive an der FHDW Bergisch-Gladbach. Die Konkurrenz aus Asien und Osteuropa habe qualitativ zugelegt und bedrohe das Kerngeschäft von Fiat. Zusätzlich würden Marken wie Alfa Romeo und Lancia durch die Kompaktklassen der deutschen Premiumhersteller unter Druck gesetzt.

Eine Umfrage der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young unter Europas Automanagern fasst die Depression in Zahlen: Rund zwei Drittel aller befragten Unternehmen bewerten die aktuelle Lage in Italien als „schlecht“ oder „eher schlecht“. In punkto Wettbewerbsfähigkeit landet das Land auf dem vorletzten Platz. Nur zwei Prozent gehen davon aus, dass die Kapazitäten in Italien wachsen werden. Mehr als jedes dritte Automobilunternehmen plant Personalkürzungen.

Das verwundert nicht: Allein 2012 ist der Autoabsatz in Italien um 20 Prozent eingebrochen, im ersten Halbjahr 2013 gingen die Verkäufe erneut um fünf Prozent zurück. Im letzten Jahr fuhr Fiat einen Verlust von 700 Millionen Euro ein. Im ersten Quartal feierte der Konzern es als Erfolg, dass er das Minus auf 111 Millionen Euro reduzieren konnte. Dabei türmten die Italiener immer mehr Schulden auf. Der Berg wuchs innerhalb von drei Jahren von 1,3 auf 6,7 Milliarden Euro. Dass Fiat überhaupt noch selbstständig ist, hat der Konzern vor allem seinem Chef zu verdanken.

Sergio Marchionne, der viel gelobte und viel gescholtene Italo-Kanadier, hatte mitten in der Krise Gespür bewiesen und den damals strauchelnden US-Autobauer Chrysler übernommen. Ein Schritt, der den Italienern heute den nötigen Spielraum gibt. Ohne die Gewinne der Amerikaner wären die Italiener heute womöglich gar nicht mehr überlebensfähig.

Doch der Erfolg im US-Geschäft wird für italienischen Fabriken zur Gefahr. Denn Marchionne hat längst größere Pläne: Er will die restlichen Anteile der US-Schwester aufkaufen und den globalen Autokonzern Fiat-Chrysler schaffen. Dafür muss er allerdings die mächtige US-Gewerkschaft United Auto Workers überzeugen, die derzeit die übrigen Prozente hält. Das Ergebnis dieser Verhandlungen könnte ein gemeinsamer Börsengang der Unternehmen in New York und die Verlegung der Zentrale von Turin nach Detroit sein.

Oder auch in die Niederlande – diese Möglichkeit deutete Marchionne ebenfalls an. Mit diesem Schritt würde das italienische Traditionsunternehmen der Konzernschwester Fiat Industrial folgen. Der Nutzfahrzeughersteller will sich nach dem Zusammenschluss mit der US-Tochter CNH ebenfalls in den Niederlanden ansiedeln. Dort zieht es viele ausländische Unternehmen hin, weil sie sich davon steuerliche Vorteile versprechen.

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32 Kommentare zu "Italiens Autoindustrie: Ciao Bella"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Das Auto-Dilemma in Italien ist symptomatisch für den Niedergang der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in den soganannten Club Med - Ländern seit der Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung im Jahre 2002, und in Spanien (SEAT als Milliardengrab von VW) und in Frankreich (Peugeot; Renault, die faktisch nur noch mit massiver staatlicher Unterstüztzung überleben können) ergibt sich ein ähnliches Bild. Allen diesen Ländern ist gemeinsam, daß die Löhne von 2000-2013 um 30-40% gestiegen sind und die zugesagten sozialen Leistungen ähnliche Sprünge machten: Alles in der Hoffnung auf eine Schulden- und Haftungsunion Europa. Und das Schlimme daran ist, daß die Politik auch hier zu Lande noch glaubt, daß diese Entwicklung noch durch Rettungsschirme aufzufangen ist. Dabei muß man sich nur mal die Entwicklung der Schulden dieser Länder anschauen, um zu erkennen, daß da kein "return" mehr möglich ist.

  • Wer hier etwas über Euro und als Folge davon vom Niedergang der Italienischen Wirtschaft erzählt bringt einiges Durcheinander. Früher zu Zeiten von Fiat 132 2000 und 131 Miafiori stand vor jedem vierten Haus ein Fiat. Excellent ausgestattet und das ohne Aufpreis. Parallel dazu war Audi ein sogenanntes Hosenträgerauto, spiesig und nackig. Dann begann die unheilvolle Entwicklung, bei Audi gab es den neuen Audi 100 mit 5 Zylinder Motor und bei Fiat den Argenta. Und so setzte sich das fort über die Jahre, wohlgemerkt immer noch D-Mark Zeiten. Peugot das gleiche Spiel nur etwas später. Mann denke nur wieviele von uns einen Peugeot 205 besassen, alleine das Design und der spritzige Dieselmotor. Vergleichen Sie das mal mit heute, Design, Qualität, Preise? Ich hatte neulich den Musa als Mietwagen, meinen Passagieren auf der Rückbank wurde wie in den 70ern schlecht und das bei einem ein Jahre alten Auto? Fiat gib auf und verkaufe endlich Alfa Romeo an VW, dann bleibt uns wenigsten ein bischen Italienisches Design erhalten bei annehmbarer Qualität...

  • Genau so ist es! Bin vor jahren auf Fiat umgestiegen und restlos zufrieden! Habe mich nach langem Vergleich fuer den neuen Panda als Zweitwagen entschieden. Zeigt mir einen besseren Kleinstwagen. Diejenigen, die sich am meisten ueber Fiat auslassen, hatten selbst noch nie einen... Gruesse Jens

  • Also das ist nun wirklich unsachlich...
    Ich denke mal Sie sind einen Ypsilon oder Musa gefahren na klar das ein Kleinwagen keine 220 km/h fährt..
    Kostet aber auch nur ein 1/4 von ner E-Class..
    Und für dein Preis einer E-Klasse bekommen sie bei Cadillac einen CTS ca. 570 PS ich denke mal 310 km/h spitze sind Ihnen genug.

    PS: Ein Lancia Thema schafft 220 km/h

  • Ich glaube kaum das die Geräuschkulisse bei über 220km/h (was der Thema wahrscheinlich gar erst nicht erreicht) geringer sei als in einer E-Klasse. Ich musste notgedrungen in Italien einmal einen Lancia als Mietwagen fahren, der größte Schrott! Verarbeitung mies, der Wagen schaukelte in jeder Kurve als sei er auf hoher See und ein sehr müdes Ansprechverhalten...

  • TIPP: nächstes mal einfach für das selbe Geld einen Top ausgestatteten Chrysler(Lancia),Dodge oder Jeep kaufen...

  • Es ist einfach Schade...
    da produziert ein Hersteller fast nur im eigenen Land eigentlich ganz vernünftige Autos (hatten einen Fiat Panda dann einen Punto dann einen Lancia Musa in der Familie und nie große Probleme) und die Deutschen lassen sich von VW abziehen und kaufen lieber einen überteuerten VW Fox oder Golf....
    (Ich bin kein Mensch der grundsätzlich keine deutschen Autos kaufen würde aber das was VW macht ist schon fast kriminell)

    Aber zum anderen muss man natürlich auch sehen das die Produktpolitik von Fiat einfach schlecht ist...
    Ein so wertvolle Marke wie Alfa-Romeo die bei dem derzeitigen Premium-Wahn gute Wachstumschancen hätte lässt man einfach dahinsiechen.
    Bei Fiat werden alte Modelle einfach immer nur aufgehübscht das erinnert mich langsam schon fast an MG Rover kurz vor dem Exodus.
    Und die wirklich guten Chrysler Fahrzeuge werden hier als Lancia verkauft, was überhaupt der größte Schwachsinn ist. Viel sinnvoller wäre es der Marke Chrysler ein gutes Image zu verschaffen und sie auch hier als Chrysler zu verkaufen..

    (hatten einen Dodge Avenger 170.00km bis auf einen defekten Kühler ohne Probleme bis der dort eingebaute VW-Turbodiesel-Motor versagt hat ...)
    (Ich fahre privat Chrysler 300M und meine Schwester einen AlfaRomeo 147 und das sind echt super Autos mit Charakter die ihren schlechten Ruf wirklich nicht verdient haben..

    Jedoch sehe ich mit den neuen Maserati und Alfa Modellen eine richtig gute Chance wieder mitzuspielen, wenn sie denn kommen...

    PS: Wenn hier irgendwelche überzeugten VW/Audi fahrer meinen sie müssten mich aufklären dass ihre Autos so besonders zuverlässig seinen, sollten sie sich mal die Dauertest-Ergebnisse der letzten Jahre durchlesen da ist VW ganz klar auf den hinteren Plätzen...

  • Also keine Ahnung ob die italienischen Autos Rost haben, da ich einen VW Passat (neueste Generation) habe. Und der hat Rost!!!!

  • Euro sei Dank.
    Warum kaufte man früher italienische oder französische Autos?
    1. Weil sie anders und meist einfacher gebaut waren
    2. Weil sie deutlich billiger waren

    Zu 1. Heute will JEDER Hersteller einen auf Premium machen, in den Autos ist ALLES drin, auch Zeug, was man nicht will und nicht braucht und sie sind ALLE in ihren jeweiligen Klassen in etwa gleich teuer. Und ich MEINE teuer.
    Aus diesem Grund habe ich mich auch aus der automobilen Aufrüstung verabschiedet. Mein Fiat Seicento ist das Winterauto. Einen Mercedes habe ich immer noch, aber der ist 40 Jahre alt und DAS ist noch Mercedes-Qualität. Die Hersteller von Alfa bis VW können weiter schlitzäugige, unübersichtliche Plastikschalen bauen - so lange das nicht wieder in die andere Richtung geht, kaufe ich keinen Neuwagen mehr. Fertig aus.

    Zu 2. Der Euro ist der Totengräber für die französische und italienische Autoindustrie. Die Franzosen merken es langsam und die Italiener haben es nur noch nicht so richtig bemerkt, weil die Autoindustrie schon seit Jahren lahmt. Hierfür waren auch so einfallslose Modelle wie Tipo, Bravo, Croma und dgl. verantwortlich. Wenn die EU mit Europa fertig hat, ist ganz Europa nur noch eine Industriebrache, die Fabriken sind weg, das Know-How ist weg, die Menschen arbeitslos, die Infrastruktur verrottet.
    ABER. Der Euro, das größte Friedensprojekt ist gerettet. Prima, sag ich.

  • "@nicknolte1253"
    Kann ich voll bestätigen: Mein Seicento aus dem Jahr 2000 ist noch nahezu rostfrei, den MB E420T (W210) gibt e schon nicht mehr - zusammengerostet und für 800 Euro verkauft. Vermutlich gibt es den jetzt in Würfelform.

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