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Jahresbilanz VW-Aktie steigt nach guten Jahreszahlen kräftig – Porsche verdient am besten

Porsche ist die am besten verdienende Marke von Volkswagen. Trotz Corona ist die Rendite im vergangenen Jahr in Stuttgart fast unverändert geblieben.
16.03.2021 Update: 16.03.2021 - 16:02 Uhr Kommentieren
Starke Töchter wie Porsche und Audi sowie das Chinageschäft haben Volkswagen gute Zahlen für 2020 beschert. Quelle: Bloomberg
VW-Werkseingang in Wolfsburg

Starke Töchter wie Porsche und Audi sowie das Chinageschäft haben Volkswagen gute Zahlen für 2020 beschert.

(Foto: Bloomberg)

Düsseldorf Unter den Marken des Volkswagen-Konzerns ist die Sportwagen-Tochter Porsche der große Gewinner. Der Stuttgarter Autohersteller ist nahezu unbeschadet durch die Corona-Pandemie gekommen. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht des VW-Konzerns hervorgeht, kommt Porsche bei einem Umsatz von 26 Milliarden Euro auf einen operativen Gewinn von rund vier Milliarden Euro.

Keine andere Marke innerhalb des Konzerns erreicht ansatzweise eine ähnlich hohe Rentabilität. So sind zwar etwa auch Audi und Skoda im vergangenen Jahr rentabel geblieben, mussten wegen der Pandemie jedoch spürbare Einbußen beim Gewinn hinnehmen. Die Marke Volkswagen Pkw, nach Stückzahlen der größte Bereich innerhalb des Konzerns, hat so gerade eben noch die Gewinnzone erreicht.

Anleger und Investoren reagierten dennoch extrem positiv auf die Nachrichten aus Wolfsburg. Zum Nachmittag lag die VW-Vorzugsaktie gut acht Prozent im Plus. Zum ersten Mal seit 2015 – und damit nach der Dieselaffäre – notierte das Papier über der Marke von 200 Euro. Die VW-Stammaktie – mit Stimmrecht – stieg am Dienstag zeitweise um knapp 30 Prozent und notierte am Nachmittag noch rund 13 Prozent höher. Dadurch liegt die Marktkapitalisierung von VW erstmals wieder über 110 Milliarden Euro.

Porsche ist aus Ertrags- und Renditesicht für den VW-Konzern unverzichtbar geworden. Wie sich aus dem neuen Geschäftsbericht für 2020 ergibt, kommen etwa 50 Prozent des Konzerngewinns von der Stuttgart Sportwagentochter. Ähnlich bedeutend für Volkswagen ist noch das Chinageschäft. Die Stuttgarter Konzerntochter kommt für das vergangene Jahr auf eine operative Umsatzrendite von 15,4 Prozent.

Das ist nur unwesentlich schlechter als 2019. Damals hatte Porsche 16,2 Prozent erreicht. Der Umsatz ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben. Der Absatz schrumpfte um vier Prozent auf 265.000 Fahrzeuge, der operative Gewinn ist um 200 Millionen Euro oder 4,5 Prozent gefallen.

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Damit hat Porsche am Ende noch besser abgeschnitten, als nach den Andeutungen des Unternehmens in den vergangenen Wochen zu erwarten gewesen war. So sprachen Vorstandschef Oliver Blume und sein Finanzvorstand Lutz Meschke seit Jahresbeginn lediglich davon, dass Porsche wieder eine zweistellige Rendite geschafft habe.

Porsche punktet in China

Maßgeblich für die guten Zahlen der Stuttgarter Sportwagentochter ist auch die Entwicklung in China. Die Volksrepublik ist der wichtigste Einzelmarkt für Porsche, wichtiger als die USA und Deutschland. In China hat das Unternehmen im vergangenen Jahr 89.000 Fahrzeuge absetzen können, ein Plus von drei Prozent gegenüber 2019.

Lob bekam Porsche auch von Konzernchef Herbert Diess. „Porsche ist für uns eine Perle“, sagte er auf der Bilanzpressekonferenz. Das Stuttgarter Unternehmen gewinne zunehmend an Wert und funktioniere „auch in der elektrischen Welt“.

Porsche profitiere von der Anbindung an den Konzern, etwa in der Entwicklung oder im Einkauf. Es spreche deshalb viel dafür, diese enge Bindung aufrechtzuerhalten. „Weitere Schritte muss man sich sehr genau überlegen“, ergänzte Diess. Damit deutete der Konzernchef an, dass ein möglicher Börsengang von Porsche – wie zuletzt in Finanzmarktkreisen spekuliert – vorerst kein Thema in Wolfsburg ist.

Für den gesamten Konzern kündigte Diess zugleich eine umfassende Plattformstrategie an. Künftig sollen Fahrzeuge und Dienste aller Marken auf weitgehend einheitlichen technischen Grundlagen basieren. Damit weitet der größte Autohersteller Europas das Plattform-Prinzip auf Zukunftstechnologien wie Software, Batterien, das Laden von E-Autos und Mobilitätsdienste aus. Dadurch soll die Komplexität des riesigen Konzerns verringert und sollen Kostenvorteile zwischen den Marken besser genutzt werden.

Neu ist auch eine einheitliche Fahrzeugplattform („Scalable Systems Platform“, SSP), die von 2024 an im Konzern eingesetzt wird. Alle künftigen E-Autos sollen ausschließlich auf Basis dieser Plattform entwickelt und konstruiert werden. Bislang nutzt der Konzern zwei unterschiedliche Elektroplattformen für Volumen- und Premiummodelle. Plattformen für Verbrennerfahrzeuge werden im nächsten Jahrzehnt auslaufen.

Volkswagen sieht die Entwicklung einer eigenen Software für Elektrofahrzeuge und selbstfahrende Autos durch den Konzern als Modell, damit sich Europa im Wettbewerb mit China und den USA behaupten kann. „Es gibt nur einen einzigen komplexen Softwarebereich, in dem Europa überhaupt noch eine führende Rolle spielen kann: die nächste Generation von Automobilsoftware“, fügte Diess hinzu. Das sei eine riesige Chance für Deutschland und Europa, und für Volkswagen.

Der Konzern strebt in diesem Jahr eine Verbesserung der Profitabilität an und will schnellstmöglich in den Zielkorridor von sieben bis acht Prozent für die operative Umsatzrendite zurückkehren. Im vergangenen Jahr war die Rendite wegen der Coronakrise auf 4,8 Prozent eingebrochen. Dieses Jahr peilt das Management 5,0 bis 6,5 Prozent an.

Der Sportwagenhersteller überweist Milliarden an die VW-Konzernmutter. Quelle: dpa
Porsche-Logo

Der Sportwagenhersteller überweist Milliarden an die VW-Konzernmutter.

(Foto: dpa)

Vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sind die beiden Konzerntöchter Audi und Skoda. Vor allem durch ein deutlich verbessertes zweites Halbjahr konnten sich beide Unternehmen nach dem Corona-Einbruch aus dem Frühjahr erholen. Als stabiler Ertragsbringer erwies sich auch die Finanz- und Leasingtochter Volkswagen Financial Services. Das operative Ergebnis liegt bei 2,8 Milliarden Euro (minus fünf Prozent).

Audi ist 2020 auf einen Umsatz von knapp 50 Milliarden Euro gekommen, ein Minus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Verkäufen stehen für die VW-Tochter 1,7 Millionen Fahrzeuge in den Büchern, ein Rückgang von acht Prozent. Audi hat immerhin noch einen operativen Gewinn von 2,7 Milliarden Euro geschafft (minus 39 Prozent). Die operative Rendite liegt bei 5,5 Prozent nach 8,1 im Jahr zuvor.

An den Renditekennziffern wird der Unterschied zwischen Porsche und Audi deutlich. Mit dem Fahrzeugangebot im oberen Premiumbereich hatte die Pandemie kaum Konsequenzen für den Stuttgarter Autohersteller, die vergleichsweise wohlhabende Kundschaft hat die Fahrzeuge einfach weiter gekauft. Audi geht schon ein Stück weit stärker in das Volumensegment hinein – und landet entsprechend bei einer niedrigeren Rendite.

Skoda ist eindeutig eine Volumenmarke. Deshalb fällt die operative Marge noch stärker aus als bei Audi. Für 2020 verzeichnet die tschechische Konzerntochter 4,4 Prozent Rendite (2019: 8,4). Bei den Verkäufen gab es einen kräftigen Einbruch von 20 Prozent. Mit knapp 14 Prozent gab der Umsatz nicht ganz so stark nach und landete bei 17 Milliarden Euro. Mit 750 Millionen Euro schrumpfte der operative Gewinn um 54 Prozent.

Einbrüche bei Nutzfahrzeugen und VW Pkw

Bei der Marke Volkswagen Pkw ist es im vergangenen Jahr dann noch stärker als bei Skoda bergab gegangen. Der Absatz gab um 23 Prozent nach, der Umsatz um fast 20 Prozent auf 71 Milliarden Euro. Vom operativen Gewinn des Jahres 2019 (3,8 Milliarden Euro) ist dadurch am Ende nicht viel geblieben. In den Büchern für 2020 steht jetzt ein Ertrag von 450 Millionen Euro, was ein Minus von 88 Prozent bedeutet. Die Rendite sank von 4,3 auf 0,6 Prozent.

Noch schlechter war die Entwicklung bei der spanischen Konzerntochter Seat, die das Jahr 2020 mit roten Zahlen abgeschlossen hat. Der Absatz ist um 27 Prozent eingebrochen, der Umsatz um 20 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich steht ein operativer Verlust von 340 Millionen Euro (Vorjahr: plus 445 Millionen).

Im Nutzfahrzeugbereich haben sich die verschiedenen Konzernmarken unterschiedlich entwickelt. Die Transportertochter VWN verzeichnete einen ähnlich starken Einbruch wie die Marke Volkswagen Pkw, kam am Ende jedoch auf ein Minus von 454 Millionen Euro. Verantwortlich dafür sind Bußgelder für verfehlte EU-Flottengrenzen beim Kohlendioxid und höhere Investitionen für neue Modelle.

Scania aus Schweden entwickelte sich 2020 wieder vergleichsweise stabil. 750 Millionen Euro operativer Gewinn bedeuten eine Marge von 6,5 Prozent. Ganz anders die Entwicklung bei der Konzernschwester MAN: Der Münchener Lkw-Hersteller hat das vergangene Jahr mit einem Verlust von 630 Millionen Euro tiefrot abgeschlossen. Mit einem einschneidenden Restrukturierungsprogramm will MAN in diesem Jahr wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Dazu gehört auch der Abbau von 3500 Arbeitsplätzen.

Ein wichtiger Ergebnistreiber für den gesamten Konzern ist das Chinageschäft; Volkswagen ist mit einem Anteil von rund 20 Prozent Marktführer in der Volksrepublik. In China hatte sich der Automarkt nach dem frühen Corona-bedingten Verkaufseinbruch zu Beginn des vergangenen Jahres recht schnell wieder erholt.

Der Konzern hat 2020 in China rund 3,85 Millionen Fahrzeuge verkauft, ein Minus von etwa neun Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Jahr. Der Rückgang ist also deutlich kleiner ausgefallen als im Rest der Welt. In Deutschland betrug das Minus beispielsweise 20 Prozent.

Im Chinageschäft hat der Konzern 2020 ein vergleichsweise normales Ertragsniveau erreicht. Das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint Ventures liegt bei 3,6 (Vorjahr: 4,4) Milliarden Euro.

Ende Februar hatte Volkswagen schon die wesentlichen Kennziffern für den gesamten Konzern veröffentlicht. Nach Steuern blieb bei VW insgesamt ein Gewinn von rund 8,8 Milliarden Euro in der Kasse. 2019 hatte der Konzern noch ein Nachsteuer-Ergebnis von gut 14 Milliarden Euro geschafft.

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