Janne Werning Fondsmanager: „BMW muss jetzt konsequent elektrifizieren“

Der Experte von Union Investment fordert eine konsequentere Elektrifizierung der Produktpalette von BMW.
München BMW gehört zu den profitabelsten Autobauern. Doch an der Börse wird das nur vergleichsweise gering honoriert. Konkurrenten wie Tesla sind deutlich höher bewertet. Janne Werning, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements bei Union Investment, fordert im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass der Münchener Autobauer seine Modellpalette noch schneller um weitere Elektrofahrzeuge erweitert.
Herr Werning, aktuell ist BMW gerade einmal so hoch bewertet wie das Eigenkapital des Konzerns. Warum?
Der Kapitalmarkt honoriert die konsequente Ausrichtung auf Elektromobilität. Da hinkt BMW Tesla und Volkswagen hinterher. Konzernchef Oliver Zipse will wieder aufholen, aber das kostet Zeit und Geld. Die neue Klasse der E-Modelle kommt erst 2025.
BMW betont, es sei besser, bei den Antrieben technologieoffen zu bleiben.
Bislang war BMW vor allem auf einen Boom von Plug-in-Hybriden ausgerichtet. Die werden in der EU noch als Null-Emissionsfahrzeuge betrachtet. Das kann sich aber schnell ändern. BMW muss seine Modellpalette jetzt konsequent elektrifizieren.
Ist es für einen relativ kleinen Hersteller nicht riskant, alles auf Elektro zu setzen?
Zipse hat angekündigt, das Absatzvolumen auf drei Millionen Autos auszurichten. Da sollte eine eigene Elektroplattform schon früher als 2025 möglich sein. In der Elektromobilität ist BMW vom Vorreiter zum Nachzügler geworden.
Zipse hat auch versprochen, das grünste Elektroauto der Branche zu bauen. Ist das glaubhaft?
Bei der Produktion von Batterien für Elektroautos geht es um Dekarbonisierung. BMW und Volkswagen liegen hier klar vor der Konkurrenz. BMW geht tief in die Lieferketten, um den Kohlendioxidausstoß zu verringern und Arbeitsbedingungen zu kontrollieren. Von Tesla hört man zu diesen Themen sehr wenig.
Ist Nachhaltigkeit für Investoren relevant?
Das ist sehr relevant. Denn zum einen wird die Regulierung in den kommenden Jahren schärfer. Aber auch immer mehr Kunden wollen wissen, unter welchen Bedingungen ihr Auto hergestellt wurde. Nachhaltigkeit entscheidet in Zukunft auch über den Geschäftserfolg in der Autoindustrie.
Wann legt die BMW-Aktie eine Rally wie Volkswagen hin?
Wenn die Investoren der konsequenten Ausrichtung auf die Elektromobilität vertrauen. Diese Ambition sieht der Kapitalmarkt bei BMW aber noch nicht. Dabei stehen die Vorzeichen gar nicht schlecht. Das Beispiel Volkswagen zeigt, dass den traditionellen Autobauern wieder mehr zugetraut wird. Newcomer wie Tesla haben hingegen Schwierigkeiten, ihre hohe Bewertung zu halten.
Herr Werning, vielen Dank für das Interview.
Mehr: Warum BWM trotz starker Zahlen an der Börse so wenig wert ist.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.