Kartendienste Kampf um die digitale Autobahn

Bei neuen digitalen Straßenkarten geht es um exakte Kurvenradien und Streckenprofile.
Stuttgart/München Das Rennen um das Roboterauto nimmt Fahrt auf. Bosch-Chef Volkmar Denner hat sich bereits weit aus dem Fenster gelehnt: „Der Autobahnassistent wird bis zum Jahr 2020 kommen.“ Ab dann sollen Autofahrer auf Autobahnen auch ab Geschwindigkeiten über 60 Stundenkilometern die Hände vom Lenkrad nehmen und sich während der Fahrt anderen Dingen widmen können, wie Zeitunglesen oder im Internetsurfen.
Um diesem epochalen Zwischenschritt zum Roboterauto näher zu kommen, baut der führende deutsche Automobilzulieferer jetzt seine Kooperation mit dem Navi-Anbieter Tomtom kräftig aus, wie Bosch mitteilte. Es geht um die Entwicklung hochgenauer Karten, die für die Systeme selbstfahrender Autos unverzichtbar sind. Die Karten müssen dabei wesentlich präziser werden, als die für die heutigen Navigationssysteme – Ziel sind Abweichungen um Dezimeter statt im Meterbereich wie heutzutage.
Tomtom wird die neue Generation der digitalen Karten erstellen, während Bosch die Anforderungen an deren Genauigkeit und Inhalte, die für autonomes Fahren notwendig sind, vorgibt. Es geht um exakte Kurvenradien und Streckenprofile. Aber noch wichtiger für Sicherheit und Komfort beim hochautomatisierten Fahren ist die Aktualität des Kartenmaterials. Informationen zu Staus, Unfällen, Wanderbaustellen oder Tempolimits müssen dem Fahrzeug aktuell und rechtzeitig zur Verfügung stehen, um vorausschauend zu fahren. Die Daten werden permanent mit den vom Fahrzeug selbst und seinen Sensoren ermittelten Daten abgeglichen.
Erste, selbst erstellte Teilkarten nutzt Bosch bereits für Testfahrten in Deutschland und den USA. Aber eine flächendeckende Kartenherstellung wäre für Bosch allein zu aufwendig.
Und Zeit ist der entscheidende Faktor. Denn mächtige Konkurrenz formiert sich. Mehrere deutsche Autohersteller wollen den zum Verkauf stehenden Kartendienst Here von Nokia übernehmen. Die deutschen Autobauer sehen sich mittlerweile auf der Zielgeraden. Mitbieter wie der Finanzinvestor Apax und der Taxivermittler Uber sind aus dem Rennen.
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