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Konjunktur Elektroindustrie deutlich optimistischer – Acht Prozent Wachstum erwartet

Die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie lässt die Krise hinter sich: Für 2021 rechnet der Branchenverband ZVEI damit, das Vor-Corona-Niveau zu übertreffen.
10.06.2021 - 06:17 Uhr Kommentieren
Rohstoffmangel bremst den Aufschwung in der Elektroindustrie. Quelle: dpa
Elektroindustrie

Rohstoffmangel bremst den Aufschwung in der Elektroindustrie.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie ist deutlich besser ins Jahr gestartet als ursprünglich angenommen. Laut aktuellen Prognosen des Zentralverbands der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), die dem Handelsblatt vorab vorliegen, rechnet die Branche für 2021 mit einem Produktionsplus von acht Prozent. Im Januar hatte die Schätzung noch bei fünf Prozent gelegen.

ZVEI-Geschäftsführer Wolfgang Weber machte dafür im Gespräch mit dem Handelsblatt die positive Entwicklung „in fast allen Sektoren“ verantwortlich. „Der Auftragseingang lag im April um 57 Prozent über dem Vorjahreswert“, so der Verbandschef. Dabei seien allerdings auch Basiseffekte zu berücksichtigen, nachdem die Aufträge im April 2020 um etwa ein Fünftel eingebrochen waren.

Für die Branche, die in Deutschland rund 870.000 Mitarbeiter beschäftigt, signalisieren die Zahlen dennoch eine vergleichsweise frühe Rückkehr zum Niveau vor der Krise. Zugenommen haben dabei vor allem die Bestellungen aus dem EU-Ausland (79,2 Prozent), gefolgt von Ordern aus Drittländern (55,9 Prozent). Immer noch stark, aber am schwächsten entwickelten sich mit 48,6 Prozent die Bestellungen aus dem Inland.

Der Gesamtumsatz der Branche stieg im April im Vorjahresvergleich um fast 29 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Die Auslastung stieg auf 86,7 Prozent.

Nun sei nicht länger die schwache Nachfrage, sondern die angespannte Situation auf den Märkten für Rohstoffe und Vorprodukte wie Halbleiter das größte Hemmnis für größeres Wachstum, sagte Weber. „Die Knappheit an Chips beispielsweise ist derzeit in fast allen Abnehmerbranchen zu spüren.“ Dabei werde der Bedarf in Zukunft noch steigen, so der Verbandschef.

Material wird teurer

Die Knappheit zeigt sich auch in gestiegenen Materialkosten für die Unternehmen: Waren die durchschnittlichen Materialkosten im Vorjahr rückläufig (minus 0,2 Prozent), zogen die Preise für Rohstoffe wie Kupfer und Stahl zuletzt deutlich an. In der Folge sind auch die durchschnittlichen Materialkosten für die Unternehmen in der Elektroindustrie im April spürbar um 2,8 Prozent gestiegen.

Die Elektronikbranche erwartet steigende Nachfrage – sorgt sich aber angesichts der Halbleiterknappheit, ob sie diese auch bedienen kann. Quelle: ZVEI / Alexander Grueber
ZVEI-Geschäftsführer Wolfgang Weber

Die Elektronikbranche erwartet steigende Nachfrage – sorgt sich aber angesichts der Halbleiterknappheit, ob sie diese auch bedienen kann.

(Foto: ZVEI / Alexander Grueber)

„Ob im Auto, in Gebäuden oder der Fabrikautomatisierung – überall werden in Zukunft Halbleiter benötigt, um die intelligente Steuerung von Prozessen zu ermöglichen“, so Weber. Befeuert werde der Bedarf auch durch den Klimaschutz: „Viele Prozesse, die heute mit fossilen Energieträgern funktionieren, werden künftig auf Strom umgestellt werden müssen.“ Auch dafür brauche es in aller Regel Halbleiter – vor allem wenn die Prozesse effizient gesteuert erfolgen sollen, ganz zu schweigen von der auch in allen anderen Sektoren immer weiter zunehmenden Digitalisierung.

Für die Elektroindustrie bedeutet die Dekarbonisierung der Wirtschaft deshalb ein milliardenschweres Geschäft. Nicht nur bei der Verkehrswende setzt die Politik auf Elektrifizierung, auch zahlreiche industrielle Produktionsprozesse stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. So will beispielsweise die Stahlindustrie die im Produktionsprozess verwendete Kohle durch Wasserstoff ersetzen. Um den klimaneutral zu erzeugen, braucht es große Mengen erneuerbarer Energie.

Rückenwind durch Klimaschutz

Auch die Chemiebranche rechnet mit einem dramatisch steigenden Strombedarf, um bis 2050 vollständig klimaneutral produzieren zu können. Vor dem Hintergrund fordert der ZVEI eine schnelle Abschaffung der Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), um die Nutzung von Strom sowohl für die verschiedenen Verbraucher finanziell attraktiver zu machen als auch durch bessere Kopplung der Sektoren in der Effizienz zu optimieren.

„Es ist gut, dass die Bundesregierung im Klimapakt diese Zusatzbelastung bis Mitte der Zwanzigerjahre streichen will“, so Weber. „Wir sind allerdings der Ansicht, dass das deutlich schneller gehen muss.“

Im Mai hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die Bundesregierung beim Klimaschutzgesetz nachbessern muss. Als Begründung hatten die Richter darin eine unverhältnismäßige Einschränkung der Freiheitsrechte zukünftiger Generationen festgestellt, weil die Erreichung der Klimaziele nach 2030 nicht ausreichend genau definiert wurde. In der Folge hatte die Bundesregierung nachgebessert und dabei auch beschlossen, dass das Ziel der Klimaneutralität nicht erst 2050, sondern bereits 2045 erreicht werden soll.

Aus Sicht des ZVEI braucht es dafür nun ausreichend Unterstützung durch die Politik – nicht nur beim Ausbau erneuerbarer Energien, sondern auch bei der Finanzierung der Transformation.

„Die Industrie, der Gebäude- und Verkehrssektor und auch private Verbraucher brauchen finanzielle Unterstützung. Die sollte die nötigen Investitionen fördern und weniger in die marktgerechte Preisentwicklung bei Strom, CO2 und Co. eingreifen“, forderte Weber. Dabei spiele ein höherer CO2-Preis eine maßgebliche Rolle, um die nötigen Anreize zu setzen. „Doch ohne gleichzeitige Förderungen wird es nicht gehen.“

Mehr: Elektroautos, Wärmepumpen, Wasserstoff – der Klimaschutz treibt den Stromverbrauch nach oben. Aber woher sollen die Massen an grüner Energie kommen?

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