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Konzernchef Torsten Müller-Ötvös „Viele unserer Kunden kaufen jeden neuen Rolls-Royce“

Ein Auto für 13 Millionen Euro? Das gibt es nur bei Rolls-Royce. Im Interview spricht der deutsche Chef Torsten Müller-Ötvös über Luxus auf Rädern, die Folgen des Brexit für sein Unternehmen und ein berühmtes schwarzes Schaf in der Familie.
27.12.2017 - 19:26 Uhr Kommentieren
Der Deutsche managt die britische Luxusmarke Rolls-Royce. Quelle: Jiri Rezac für Handelsblatt
Torsten Müller-Ötvös

Der Deutsche managt die britische Luxusmarke Rolls-Royce.

(Foto: Jiri Rezac für Handelsblatt)

Goodwood Wir treffen den Chef des Luxusautoherstellers Rolls-Royce, Torsten Müller-Ötvös, am Firmensitz in Goodwood, unweit der legendären Rennstrecke in der grünen Hügellandschaft von Südengland. Während der Fahrt im dunkelgrauen Rolls-Royce fühlt man sich in den mokkafarbenen Ledersitzen im Fond wie abgeschieden von der Außenwelt. Doch die Blicke von Passanten erinnern daran, dass man in einem außergewöhnlichen Fahrzeug sitzt – außergewöhnlich luxuriös und mit rund 200.000 Euro Listenpreis auch außergewöhnlich teuer.

Herr Müller-Ötvös: Wer braucht eigentlich einen Rolls-Royce?
Niemand braucht einen Rolls-Royce, um von A nach B zu kommen.

Wer kauft sich denn dann einen Rolls-Royce?
Einen Rolls-Royce kaufen sich all diejenigen, die Luxus in seiner reinsten Form genießen möchten. Manche Menschen haben große Garderoben mit dem passenden Outfit für jeden Anlass – unsere Kunden haben für jeden Anlass entsprechend das richtige Fahrzeug in ihrer Garage.

Und was sind das für Menschen, die in einem Rolls-Royce sitzen?
80 Prozent unserer Kunden sind Unternehmer. 20 Prozent sind berühmte Persönlichkeiten aus Film, Musik und Sport. Eine wertvolle Mischung. Wir kennen jeden unserer Kunden. Es ist nahezu wie eine große Rolls-Royce-Familie.

Es gibt in jeder Familie aber auch ein schwarzes Schaf; jemand, der sich auf Familienfeiern danebenbenimmt. Haben Sie auch Kunden, die dem Image nicht so zuträglich sind?
Ich freue mich über jeden Kunden. Diversität war schon immer Teil der Marke. In den 60er-Jahren hat sich John Lennon einen Rolls-Royce gekauft und in psychodelischen Farben angemalt. Das war für die damaligen Verhältnisse absolut schockierend und wurde in der Öffentlichkeit viel diskutiert. Hat es der Marke geschadet?

Hat es?
Nein, absolut nicht. Im Gegenteil, meiner Meinung nach bereichert es eine Marke, wenn man sehr unterschiedliche Kunden anspricht. Das ist ein wichtiger Teil der Aura unserer Marke.

Wie alt sind denn die Besitzer eines Rolls-Royce im Durchschnitt?
Als wir ausschließlich den Phantom im Portfolio hatten, war unser Kunde im Durchschnitt 56 Jahre alt. Mit Einführung des Ghost 2010 sank das Durchschnittsalter. Das setzte sich fort mit dem Wraith, unserem Fastback-Coupé, und unserem Cabriolet Dawn. Auch unsere Performance-Serie Black Badge, die etwas sinistere Linie von Rolls-Royce, kommt gut bei jüngeren Kunden an. Mittlerweile sind wir bei durchschnittlich rund 45 Jahren. Also sehr jung.

Wie hoch ist der Anteil von Kundinnen?
Um die 15 Prozent. Allerdings ist das natürlich von Modell zu Modell unterschiedlich. Der Dawn ist sehr beliebt bei Frauen, gerade in den USA. Bemerkenswert ist aber auch, dass in Asien, dem Nahen Osten und den USA viele Familienunternehmen von Frauen geführt werden, die sich gern einen Rolls-Royce leisten.

Fast jedes Auto aus Ihrer Produktion ist eine Sonderanfertigung. Sie rühmen sich damit, dass Rolls-Royce jeden Wunsch erfüllt. Gerüchten zufolge wurden schon Lippenstifte nach Goodwood geschickt, damit das neue Auto in genau dieser Farbe lackiert wird.
Das stimmt. Wir versuchen, alle Wünsche umzusetzen. Das haben wir mit dem im Frühjahr vorgestellten Sweptail bewiesen. Vier Jahre haben wir an diesem außergewöhnlichen Fahrzeug gearbeitet, und er gilt als teuerstes Automobil der Neuzeit.

Es wird spekuliert, dass er 13 Millionen Dollar gekostet hat. Wer kann sich das leisten?
Luxus in dieser äußerst individualisierten Form können sich durchaus einige Menschen leisten.

Der „Spirit of Ecstasy“, landläufig Emily genannt, ziert seit 1911 den Wasserkühler-Verschluss eines Rolls-Royce. Quelle: AP

Der „Spirit of Ecstasy“, landläufig Emily genannt, ziert seit 1911 den Wasserkühler-Verschluss eines Rolls-Royce.

(Foto: AP)

Viele der Autos sind sicher Sammelobjekte.
Das ist richtig. Auch wenn der Großteil unserer Kunden ihren Rolls-Royce nahezu täglich nutzt, haben wir viele Kunden, die jeden neuen Rolls-Royce kaufen und ihn zu ihren anderen Fahrzeugen in die Sammlung stellen ... 

… wohl vor allem in Saudi-Arabien.
Auch, aber bestimmt nicht nur dort. Diese Kunden finden Sie überall auf der Welt.

Wie entwickelt sich China?
Wieder sehr erfreulich. Vor zwei Jahren hatten wir wegen neuer Vermögensgesetze einen starken Rückgang im Luxussegment verbuchen müssen. Aber das liegt hinter uns. Die Kunden sind zurück.

Was ist mit dem Nahen Osten?
Das war bislang unser zweitgrößter Markt. Aber dort ist das Geschäft derzeit schwierig. Das liegt in erster Linie an dem schwachen Ölpreis und seinen Folgen für die dortige Wirtschaft.

Rolls-Royce ist also kein Unternehmen, das konjunkturresistent ist.
Nein. Im Gegenteil. Ich behaupte, dass wir ein exzellentes Barometer für die gefühlte Konjunktur in einem Markt sind, weil unsere Kunden zu denjenigen zählen, die an der Spitze der Wirtschaft eines Landes stehen. Wenn deren Geschäfte schlechter laufen und sie vielleicht sogar Maßnahmen wie Entlassungen ergreifen müssen, dann wird eine Anschaffung wie die eines Rolls-Royce aufgeschoben.

Es ist aber nicht so, dass sich diese Menschen keinen Rolls-Royce leisten könnten …
Nein. Die Mehrzahl unserer Kunden zählt zu den sogenannten Ultra-High-Net-Worth-Individuals – Personen mit einem Vermögen ab 30 Millionen. Da geht es nicht um das Geld für einen Rolls-Royce, sondern nur darum, welche Außenwirkung solch eine Anschaffung hätte. Das ist im Übrigen auch ein Charakteristikum anderer Luxusgüter-Branchen wie beispielsweise Uhren, Schmuck oder High-End-Fashion. Ein Rolls-Royce ist ein Statement. Man sollte nicht öffentlichkeitsscheu sein, wenn man sich einen Rolls-Royce kauft.

Wen würden Sie dann als Konkurrenten betrachten?
Wir befinden uns nicht im normalen Autogeschäft. Wir sind ein Luxusgüterhersteller. Natürlich gibt es in unserem Segment auch andere attraktive Fahrzeuge. Aber unsere Kunden müssen sich nicht zwischen einem Ferrari und einem Rolls-Royce entscheiden. Gefallen beide, werden beide gekauft. Dabei spielen Emotion und Begeisterung eine ganz entscheidende Rolle.

Im vergangenen Jahr haben Sie 4011 Fahrzeuge verkauft. Wie sieht es 2017 aus?
Sicherlich nicht ganz so viele, da wir erst Anfang 2018 beginnen, den neuen Phantom 8 auszuliefern. Die Produktion des Vorgängers haben wir Ende 2016 eingestellt, auch um die Vorfreude auf den neuen noch weiter zu steigern.

Gerade ist der Phantom auf den Markt gekommen, Ende des nächsten Jahrs soll der erste SUV von Rolls-Royce folgen. Die Automobilbranche diskutiert aber ganz andere Themen: autonomes Fahren etwa oder Elektrofahrzeuge. Sind das auch für Rolls-Royce Themen?
Autonomes Fahren in seiner derzeitigen technischen Leistungsfähigkeit ist für unsere Kunden bei einem Rolls-Royce noch kein Thema. Wenn die Technologie eines Tages so weit ist, wird sie auch bei Rolls-Royce eingeführt. Unsere Muttergesellschaft, die BMW Group, ist auf dem Gebiet ja sehr engagiert. Auch einen elektrischen Rolls-Royce werden wir im nächsten Jahrzehnt sehen.

Rolls-Royce wurde 1998 – nach einigen schwierigen Jahren – von BMW übernommen. Wie stark wird Rolls-Royce eigentlich als britische Marke wahrgenommen?
Sehr stark. Wir sind britisch durch und durch – auch wenn ich Deutscher bin. 80 Prozent unserer Mitarbeiter kommen aus Großbritannien. Für die Marke ist es wichtig, britische Wurzeln zu haben und zu pflegen. Deswegen ist und bleibt unser Hauptsitz England. Authentizität schätzen unsere internationalen Kunden sehr. Zehn Prozent unserer Automobile verbleiben übrigens in England, der Rest wird exportiert.

Wie stark trifft Sie dann der Brexit?
Noch hat sich nichts geändert, noch ist England in der Europäischen Union. Und ich bin Optimist und zutiefst davon überzeugt, dass es in den Verhandlungen zwischen Brüssel und London zu einer Vereinbarung kommt, die im Sinne beider Seiten ist. Für uns ist wichtig, dass wir keine Handelshemmnisse haben, schließlich exportieren wir 90 Prozent unserer Fahrzeuge und importieren viele Komponenten.

Herr Müller-Ötvös, vielen Dank für das Interview.

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