Konzernumbau Aufsichtsrat will weitere Sanierung bei Thyssen-Krupp

Vor zwei Jahren war Thyssen-Krupp in eine Schieflage geraten. Nun ist der Konzern auf dem Weg der Besserung. Der Aufsichtsrat wünscht sich aber noch weitere Schritte zur Sanierung.
Düsseldorf Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner hat nach der Rückkehr des Industriekonzerns in die Gewinnzone weitere Schritte zur Sanierung gefordert. „Wir sind auf einem richtigen und guten Weg“, sagte der frühere Henkel-Chef in der Mitarbeiterzeitung des Unternehmens, die Reuters am Mittwoch vorlag. „Cash Flow und Ergebnis haben sich zwar deutlich verbessert, reichen aber noch nicht aus, um langfristig erfolgreich zu sein“, fügte er hinzu. Dazu fehle dem Konzern noch eine Milliarde Euro mehr an Ergebnis. „Man darf sich angesichts erster Erfolge nicht zurücklehnen und gelassen sein. Das wäre fatal.“
Thyssen-Krupp hatte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2013/14 (per Ende September) erstmals seit zwei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Ob dies auch im Gesamtjahr der Fall sein wird, ist offen. Der größte deutsche Stahlkonzern hatte auch von hohen Einmaleffekten profitiert, die sich in den kommenden Monaten nicht wiederholen werden. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte der Konzern einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro eingefahren, im Jahr zuvor belief sich der Fehlbetrag sogar auf fünf Milliarden Euro. Auf eine Dividende mussten die Anleger seitdem verzichten.
Vorstandschef Heinrich Hiesinger will Thyssen-Krupp weniger auf das Stahlgeschäft und stärker auf das Technologiegeschäft ausrichten. Seit dem Amtsantritt Hiesingers sei sehr viel passiert, sagte Lehner dem Mitarbeiter-Blatt, über dessen Interview am Mittwoch zunächst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet hatte. „Thyssen-Krupp war in vielen Bereichen nicht mehr wettbewerbsfähig und hat massiv Marktanteile verloren. Genau das müssen wir ändern.“
Auf die Frage, ob der Konzern die notwendige Zeit für den Umbau erhalte, sagte Lehner: „Wenn das Unternehmen das Vertrauen seiner Stakeholder nicht enttäuscht und berechenbar bleibt, wird es die notwendige Zeit für den Konzernumbau bekommen.“ Analysten erwarten, dass der Finanzinvestor Cevian auf rasche Erfolge bei der Sanierung der Dax-Firma drängt, die neben Stahl auch Anlagen, Aufzüge, Autoteile oder U-Boote herstellt. Cevian hält nach letzten Angaben rund 15 Prozent an dem Konzern und will dieses Paket womöglich aufstocken. Die mächtige Krupp-Stiftung hatte im vergangenen Jahr ihre Sperrminorität verloren und hält rund 23 Prozent.
Lehner hat 2013 die Nachfolge von Gerhard Cromme an der Spitze des Kontrollgremiums von ThyssenKrupp angetreten. Seitdem hat er sich mit öffentlichen Äußerungen zurückgehalten. Als „Unsinn und frei erfunden“ bezeichnete er jetzt Spekulationen, er sei unzufrieden mit dem Vorstandsteam und plane einen Austausch von Finanzchef Guido Kerkhoff. „Wir haben ein hervorragendes Vorstandsteam, das den Konzern durch einen umfassenden Veränderungsprozess führt.“
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