Konzernumbau Siemens-Chef Kaeser bringt angeblich Abbau von 20.000 Jobs ins Spiel

Der Vorstandschef möchte die Effizienz in einigen Funktionen deutlich steigern.
München Der Umbau von Siemens könnte einem Magazinbericht zufolge 20.000 Arbeitsplätze überflüssig machen. Das habe Vorstandschef Joe Kaeser in Einzelgesprächen mit Investoren gesagt, berichtete das „Manager Magazin“ am Donnerstag vorab aus seiner am Freitag erscheinenden September-Ausgabe.
Davon betroffen seien nur Querschnittsfunktionen in der Zentrale wie Personal, Finanzen oder Recht. Kaeser hatte Anfang des Monats angekündigt, im Zuge der „Vision 2020+“ viele dieser Tätigkeiten aus der Zentrale herauszulösen und in die operativen Einheiten zu verlagern, die mehr Selbstständigkeit erhalten sollen. Ein Siemens-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob Kaeser die Zahl genannt hat.
Klar ist, dass durch den Umbau Kaesers viele Stellen in der Verwaltung überflüssig werden oder in die operativen Geschäfte verlagert werden sollen. So dürften nach Informationen des Handelsblatts aus Industriekreisen zum Beispiel in der Zentrale am Wittelsbacher Platz in München mehrere hundert der 1200 Stellen betroffen sein.
Das bedeutet aber nicht automatisch die Streichung von Arbeitsplätzen, etliche wandern zu den neuen „Unternehmen“ im Konzern ab. Auch anderswo soll die Verwaltung deutlich verschlankt werden. In Industriekreisen wird betont, dass mit der „Vision 2020+“ kein zentrales Kostensenkungsprogramm verbunden sei. Es gehe primär um Wachstum.
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Der Siemens-Beauftragte der IG Metall, Hagen Reimer, glaubt ebenfalls nicht an einen größeren Stellenabbau: „Wir haben die Zusage des Vorstands, dass die neue Strategie kein verkapptes Abbauprogramm ist“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die Strategie war im Aufsichtsrat einstimmig – auch mit den Stimmen der IG-Metall- und Betriebsrats-Vertreter – beschlossen worden.
Für Siemens arbeiten weltweit mehr als 370.000 Mitarbeiter, Zehntausende von ihnen sind in Zentralfunktionen beschäftigt.
Dennoch ist klar, dass die versprochenen Effizienz- und Renditesteigerung auch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in einigen Bereichen verbunden sein wird. Nach Handelsblatt-Informationen aus Industriekreisen gibt es bislang aber noch keine konkreten Zahlen. Die neuen „operativen Unternehmen“ formieren sich gerade erst. Da sie viel Eigenständigkeit bekommen sollen, werden sie auch teilweise selbst entscheiden können, wie sie ihre Kosten senken.
Kaeser hat bisher offengelassen, wie er die zentralen Bereiche umbauen und die Mitarbeiter dort effizienter einsetzen will. Als Ziel hatte er eine Steigerung der Effizienz um mehr als 20 Prozent in den Funktionen, die das operative Geschäft unterstützen, genannt. Dienstleistungs-Bereiche wie die IT oder die Immobiliensparte sollen 10 bis 20 Prozent effizienter arbeiten.
Laut „Manager Magazin“ sollen die Einsparungen in diesen Bereichen allein bis zu zwei Prozent mehr Umsatzrendite bringen. Daraus ergebe sich ein Einsparvolumen von 1,7 Milliarden Euro. Die Gesamtbetriebsratschefin von Siemens, Birgit Steinborn, hatte vor kurzem die ständigen Umstrukturierungen kritisiert: „Das ist zermürbend und geht den Leuten auf die Nerven“, sagte sie dem „Tagesspiegel“.
In den vergangenen viereinhalb Jahren sei über die Ausgliederung von 30.000 Beschäftigten und den Abbau von 15.000 Arbeitsplätzen verhandelt worden. Rund 10.000 Stellen seien - vor allem über Abfindungen und Altersteilzeit – tatsächlich weggefallen. Insgesamt sei die Mitarbeiterzahl bei Siemens in Deutschland aber um 3000 auf 117.000 gestiegen.
Der Siemens-Chef habe den Analysten auch eine Lösung für das margenschwache und schrumpfende Geschäft mit großen Gasturbinen in Aussicht gestellt, berichtete das Magazin weiter. An einer Partnerschaft für die mitten im Abbau von 6000 Stellen steckende Sparte werde „mit hoher Priorität“ gearbeitet. Man führe in China Gespräche auf hochrangiger Ebene und sei zuversichtlich, eine Transaktion unter Dach und Fach zu bringen.
Als mögliche Käufer nennt das Magazin den langjährigen Partner Shanghai Electric und die staatliche SPIC, mit der Siemens kürzlich eine technologische Zusammenarbeit bei einem älteren Modell großer Gasturbinen verkündet hatte.
Mit Material von Reuters
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