Kooperation mit Palantir „Wir wollen die Wissenschaft beschleunigen“ - Merck-Chef Stefan Oschmann zur neuen Daten-Allianz

Daten sollen für Fortschritte bei der Krebstherapie sorgen.
Frankfurt Durch eine Kooperation mit Palantir will Merck die Krebsforschung effektiver machen und Daten zusammenführen. Im Interview erklärt Merck-Chef Stefan Oschmann seine strategischen Ziele mit dem Joint Venture.
Herr Oschmann, Sie wollen mit der US-Firma Palantir eine neue Plattform für den Datenaustausch und die Datenanalyse die Krebsforschung etablieren. Welche Ziele verfolgen Sie damit?
Wir glauben, dass der Datenaustausch in der Forschung noch wesentlich intensiviert werden kann, und wollen dafür eine neue Plattform zur Verfügung stellen, die die Krebsforschung sehr stark weiterbringen kann.
Wieso glauben Sie, das ausgerechnet eine Firma wie Merck dazu wesentlich beitragen kann?
Wir sind für eine solche Initiative besser positioniert als viele Konkurrenten. Zum einen natürlich durch unsere intensiven Erfahrungsschatz in der Krebsforschung. Zum anderen aber auch durch unser Life Science-Geschäft. Dessen Geschäftsmodell ist es ja, Forschern Werkzeuge zur Verfügung stellen. Das Konzept, die Wissenschaft durch Data Sharing besser und schneller zu machen, das passt da sehr, sehr gut hinein.
Auf der anderen Seite ist im Bereich Big-Data-Analyse und künstliche Intelligenz derzeit fast jeder in der Branche unterwegs. Roche investiert gerade Milliarden in diese Technologien.
Von diesen Ansätzen unterscheidet sich unser Modell komplett. Deshalb sehen wir Firmen wie Roche auch eher als potenzielle Kunden.
Was unterschiedet Sie von der Konkurrenz?
Wir wollen uns mit Palantir zusammen darauf fokussieren, intuitive und leicht verwendbare Analysetechniken für Forscher zur Verfügung stellen, so dass sie ihre Daten sehr gut aus unterschiedlichen Quellen aggregieren, analysieren, und dann auch teilen können. Das ist das Grundprinzip.
Sie übernehmen die Daten, bereiten sie auf, und verkaufen sie dann weiter?
Nein, wir wollen selbst keine Daten kaufen und vermarkten. Das ist ein wichtiger Faktor und Unterschied zu anderen Modellen. Diese Plattform erlaubt es Wissenschaftlern vielmehr, die komplette Kontrolle über ihre generierten Daten zu halten.
Aber wir sind überzeugt, dass durch die Zusammenarbeit und durch das Teilen von Daten große Fortschritte in der Forschung erreicht werden können. Es gibt tausende von Forschergruppen weltweit, die an wichtigen Themen, etwa in der Onkologie arbeiten. Wenn sie Zugang zu größeren Datensätzen und umfassenden Informationen erhalten, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel schneller herausfinden können, wie sie mit ihrer Forschung weiter vorgehen sollten, oder warum bestimmte Wirkstoffe nicht funktionieren.
Wie wollen Sie das System dann monetarisieren?
Es geht zunächst einmal darum, dass wir Software verkaufen. Wir haben ja über unser Life Science Geschäft mit Sigma Aldrich einen bestehenden Kanal und mit praktisch jedem Forschungslabor auf der Welt eine Geschäftsbeziehung. Später wird es Lizenzmodelle für die Nutzung des Systems geben, wie bei anderen Sharing-Modellen.
Das Ganze wird also bei Merck im Bereich Life Sciences angesiedelt?
Nein, wir werden dazu in Boston eine neue Einheit außerhalb unserer drei Geschäftsbereiche etablieren. Sie wird 50 Prozent Anteil an Syntropy halten.
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