Kriegsschiff MKS 180 Thyssen-Tochter ist bei Milliarden-Auftrag für Fregatte wieder dabei
Frankfurt Es könnte der Rettungsanker für die Thyssen-Krupp-Werften werden: Denn an der Werftensparte hat die Führungsetage von Thyssen-Krupp in den vergangenen Jahren wenig Freude gehabt. Zwar ist Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) einer der weltweit führenden Hersteller von konventionellen U-Booten und Überwasserschiffen. Der Ruf hat aber massiv gelitten.
Der Grund dafür liegt in massiven Fehlplanungen, die zu jahrelangen Verzögerungen bei Neubauten geführt haben. Die Probleme sind so erheblich, dass das Verteidigungsministerium den Konzern bei dem derzeit wichtigsten Projekt nicht mehr berücksichtigt hat. Die Marine soll vier Mehrzweckkampfschiff MKS 180 zum Preis von 3,5 Milliarden Euro erhalten.
Es ist nicht nur ein umsatzstarker Auftrag – es ist auch einer, der Prestige verspricht. „Wer die deutsche Marine beliefert, dann kann auch diese Schiffe exportieren“, sagt ein Werftenmanager. Mit dem Rauswurf aus dem laufenden Vergabeprozess droht TKMS nun ins Abseits zu trudeln.
Um das zu verhindern knüpfte der Spartenchef Peter Feldhaus vor einigen Monaten Kontakte zu den im Wettbewerb verbliebenen Konkurrenten. Mit der niederländischen Damen, die mit der Bremer Lürssen-Gruppe kooperiert, verliefen die Gespräche fruchtlos. Erfolg konnte Feldhaus nun in den Verhandlungen mit German Naval Yards (GNY) vermelden. Mit der Kieler Werft, die dem französische-libanesischen Geschäftsmann Iskandar Safa gehört, schloss TKMS ein Kooperationsabkommen.
Bekommt GNY den Zuschlag für den Bau der vier MKS 180-Einheiten, wird Thyssen-Krupp als Unterauftragsnehmer Teile der Entwicklung und Konstruktion übernehmen. Der Löwenanteil des Auftragswertes würde damit bei GNY verbleiben, wie es in Branchenkreisen hieß.
Für beide Seiten bringt die Zusammenarbeit Vorteile. TKMS ist über die Hintertür wieder bei dem Prestigeauftrag dabei und Safas Gruppe erhält Zugriff auf Ingenieurskapazitäten. GNY hat bislang noch kein Schiff in der Größe der MKS 180 gebaut.
Die Partnerschaft ist mehr als ein sich gegenseitiges Helfen in einer Notsituation. Sie könnte der Auftakt für eine vertiefte Kooperation und schließlich zu einer Fusion führen. Derzeit sei dies nicht geplant, hieß es in Konzernkreisen. Es gehe lediglich darum, bei MKS 180 doch noch dabei zu sein.
Safa hat allerdings wiederholt eine Konsolidierung der Werftenbranche angeregt, um besser gegen die Wettbewerber unter anderem aus Großbritannien bestehen zu können. Thyssen-Krupp ihrerseits ist verkaufswillig. Der Ruhrkonzern hatte in der Vergangenheit unter anderem mit Rheinmetall über den Verkauf der Werftensparte verhandelt. Eine Neuauflage solcher Gespräche, so berichtete ein hochrangiger Manager, sei jederzeit denkbar.
Mit MKS 180 würde der Wert von TKMS steigen. Zum einen würde die Werft am Umsatz beteiligt. Wichtiger sind aber die Exportchancen. Den Großteil seines Geschäfts macht der Konzern mit der Belieferung ausländischer Seestreitkräfte. Allerdings hat der Ruf zuletzt arg gelitten. So sind Neubauprojekte für die Türkei, Ägypten und Israel erheblich verzögert.
Mit einem Umbauprogramm will Spartenchef Feldhaus die Probleme beseitigen und die Kosten senken. Derzeit allerdings ist die Werftentochter eine Last für die Bilanz, wie es heißt.
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