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KTM auf Expansionskurs Like a Rolling Stone

KTM – das stand lange Zeit vor allem für eins: Dreck. Doch der Motorradhersteller verkauft inzwischen mehr Straßenräder als Cross-Maschinen. Nun will Chef Pierer international angreifen. Ein Zufall hilft ihm dabei.
25.08.2015 - 15:13 Uhr Kommentieren
Die Marke dominiert seit Jahren das Rennen. Quelle: picture alliance / DPPI Media
KTM-Fahrer Toby Price bei der Rallye-Dakar

Die Marke dominiert seit Jahren das Rennen.

(Foto: picture alliance / DPPI Media)

Mattighofen Sich ein Denkmal zu setzen, ist für Stefan Pierer nur noch eine Frage der Zeit. Spätestens in zweieinhalb Jahren soll im oberösterreichischen Mattighofen, unweit der Grenze zu Bayern, sein eigenes KTM-Museum die Tore öffnen. Der Vorstandschef und Retter der österreichischen Motorradmarke selbst spricht lieber von einer „Erlebniswelt“. Museum – das war gestern.

Seine Marke und sich weiß Pierer, vor wenigen Monaten vom österreichischen Wirtschaftsmagazin „Trend“ zum „Mann des Jahres“ gekürt, in Szene zu setzen.

Pierer, 59, hat den Motorradkonzern vor mehr als zwei Dekaden vor der Pleite gerettet. Seitdem geht es – mit kurzer Unterbrechung – bergauf. Und das immer schneller. Motorradhersteller wie BMW stöhnen unter dem japanischen Konkurrenzdruck und der Überalterung der Klientel, KTM aber fährt von Erfolg zu Erfolg. Im vergangenen Jahr lagen die Erlöse bei 850 Millionen Euro – ein Plus von einem Fünftel zum Vorjahr.

„Ich halte es nach dem alten Habsburger-Prinzip: teile und herrsche.“ Quelle: dpa picture-alliance
KTM-Chef Pierer

„Ich halte es nach dem alten Habsburger-Prinzip: teile und herrsche.“

(Foto: dpa picture-alliance)

Heute werden in Mattighofen so viele Motorräder produziert wie nie zuvor. 2014 hat KTM sogar BMW als größten europäischen Motorradhersteller überholt. Und das soll längst nicht alles sein. Pierer hat den Blinker noch immer links gesetzt. Seine Vision: KTM soll in fünf Jahren zum drittgrößten Sportmotorradhersteller der Welt aufsteigen. Helfen sollen ein indischer Partner und ein Businessplan mit Geschwindigkeitsbegrenzung.

Alles ist auf Expansion getrimmt

Pierers Version der Geschichte von KTM ist nahezu so makellos wie der Siegespokal von der Rallye Dakar, der seinen Schreibtisch schmückt. Pierer, ein Siegertyp. Er schwärmt über Innovationen wie das Kurven-ABS, bügelt Millionen-Fehlgriffe glatt, sieht sich als Nischen-David gegen den asiatischen Goliath. Als Chef springt er seiner Marke als Botschafter bei: „KTM fahren heißt: Du bist einer aus der vordersten Reihe.“

Kaum etwas versinnbildlicht dieses Selbstverständnis besser als Pierers Büro. Es ist Repräsentanz des Chefs und Showroom zugleich. Hier trifft das erste Serienmotorrad aus dem Jahr 1953 auf die modernen Weltmeisterschaftsboliden von den Straßen- und Motocross-Strecken. Die „Erlebniswelt“ im Kleinen. Dass zu all diesen Erlebnissen auch zwei Beinahepleiten gehören, möchte Pierer mit seiner Erfolgsgeschichte vergessen machen.

Der Chef des österreichischen Motorradherstellers lehnt im frei schwingenden Konferenzstuhl in seinem Büro. Wenn er einen Punkt setzen will, klopft er mit der flachen Hand auf den Tisch. Pierer parliert über die schwierigen Zeiten der vergangenen 25 Jahre, als seien sie allenfalls kleine Kratzer auf dem Lack statt einer großen Delle gewesen.

In der Ära Pierer wuchs die Schar der KTM-Mitarbeiter stetig an. Von einst 150 auf heute knapp 2200. In den vergangenen 15 Jahren investierte Pierer 140 Millionen Euro in die Traditionsmarke. Für 22 Millionen baut die Firma jetzt ein neues Logistikzentrum. Alles ist auf Expansion getrimmt.

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Infografik: KTM in Zahlen

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Glücklicher Zufall

Doch mit der Zukunftsstrategie folgt auch der Imagewechsel. KTM, das war bislang vor allem eines: Dreck. Mit Motocross-Motorrädern haben es die Österreicher zu internationalem Ruhm gebracht. Seit 14 Jahren gewinnt bei der berüchtigten Rallye Dakar jedes Jahr ein Fahrer auf einer KTM-Maschine. Nie zuvor hat es in der Geschichte der Dakar eine solche Dominanz einer Marke gegeben.

„Am Anfang warst du mit einer KTM immer noch der, dem der Dreck an den Stiefeln klebt“, sagt Pierer. Doch längst gehen die meisten verkauften Motorräder nicht mehr ins Gelände. Sie fahren auf der Straße. Mehr als die Hälfte der knapp 160.000 verkauften Maschinen im vergangenen Jahr sind keine Motocross-Maschinen.

Doch der Abzweig auf die Straße war alles andere als einfach. 1994 brachten die Oberösterreicher das erste reine Straßenmotorrad auf den Asphalt. Bis zur Akzeptanz habe es aber gut zehn Jahre gedauert, erinnert sich Pierer.

Nun soll der nächste Schritt folgen: Nach dem Imagewechsel setzt Pierer auf Angriff.

Ein Plan, der nur dank eines glücklichen Zufalls entstehen konnte.

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