Lahmende Konjunktur Droge China – der Entzug

China Konjunktur lahmt.
Peking/Düsseldorf Das Zauberwort ist nun ein Warnbegriff: China. Das spürte Kasper Rorsted, Chef des Persil-und Pattex-Konzerns Henkel, bei der jüngsten Präsentation der Quartalszahlen. Vergeblich schwärmte er von zweistelligem Zuwachs bei Umsatz und Gewinn – die Anleger interessierte vor allem, dass Rorsteds Klebstoffe in der Volksrepublik nicht wie geplant reüssieren.
Bis zum Nachmittag verlor die Henkel-Aktie an der Börse fast neun Prozent. Keinen anderen Dax-Konzern erwischte es so hart. „Das Wachstum Chinas ist offenbar kein Selbstläufer mehr“, erklärte Rorstedt resigniert. Es gäbe einen „China-Effekt“.
Und der ist negativ, erschreckend negativ. Jahrelang feierten die stärksten Branchen der deutschen Volkswirtschaft ihre Expansion in der Volksrepublik mit Extra-Gewinnen und Kurssprüngen. Nun aber lahmt Chinas Konjunktur, die Kräne arbeiten dort nicht mehr wie gewohnt, der Drache macht schlapp. Deswegen sackte der Dax am Mittwoch erneut ab, diesmal um fast drei Prozent. Und in Schwellenländern wie Indonesien und Malaysia krachten die Währungen ein. Der China-Effekt macht die Weltwirtschaft nervös.
Die schlechte Stimmung schlägt – ebenfalls mit zum Teil heftigen Kursverlusten – auf jene deutsche Konzerne über, die sich früh im Reich der Mitte breit gemacht haben. VW zum Beispiel musste hinnehmen, im Juli in China 2,5 Prozent weniger Autos als im Vorjahre zu verkaufen. Auch bei BMW ist der Trend trist. Die Chinesen geben nicht mehr so viel Geld für neue Fahrzeuge aus.
Mit den deutschen Autoriesen war die Zuliefererindustrie nach China gezogen – und nun sorgen sich Bosch, Schaeffler, Conti und die anderen genauso um Ansteckungseffekte wie die Maschinenbauer oder die Chemiekonzerne. Bei BASF sitzt sogar ein Vorstand in Schanghai. Beim Münchener Halbleiterkonzern Infineon wiederum stammt sogar jeder fünfte Umsatz-Euro aus China. Niemand in der Investitionsgüterindustrie tut sich derzeit leicht in China, bekennt Siemens-Chef Joe Kaeser.
Deutschland sei ungewöhnlich abhängig vom Außenhandel, konstatierte der Internationale Währungsfonds im Juli-Report. Nach der Wirtschaftskrise 2009 haben die Konzerne der Bundesrepublik dank der Droge China rasch den Weg aus der Malaise gefunden, nun fällt der Entzug umso härter aus.
Der China-Malus an den Börsen hat die Macher in Peking geschockt. Erst wollten sie am Dienstag mit einer Abwertung der eigenen Währung die chinesische Exportindustrie beflügeln, dann wieder stützten sie am Mittwoch auf einmal den Kurs des Yuan. Die in US-Dollar gehaltenen Auslandschulden der Chinesen würden sich sonst extrem verteuern. Zuvor haben die Staatskapitalisten erleben müssen, dass die Börse in Schanghai Not litt und sie intervenieren mussten. So hoffen westliche Firmenchefs nun, dass die speziellen Rezepte aus Peking greifen. Henkel-Chef Rorstedt macht sich Mut: „China bleibt Motor der Weltwirtschaft“.
Hier geht es zur Branchen-Analyse: Wem die Konjunktur-Schwäche zu schaffen macht – und wer weiter glänzt.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.