Lkw-Hersteller Daimler Truck steuert mit Auftragsplus an die Börse

Der Vorstandsvorsitzende von Daimler Trucks & Buses will den Lkw-Hersteller profitabler machen.
München Martin Daum führt seit 2017 Daimler Truck, den weltgrößten Hersteller von Nutzfahrzeugen über sechs Tonnen. Doch wann immer der 61-jährige Manager ein größeres Projekt umsetzen will, muss er zuvor die Zustimmung der Daimler-Holding einholen. Und dort gibt die Führungstruppe der prestigeträchtigen Autosparte Mercedes-Benz den Ton an.
Lastwagen und Busse gelten in Stuttgart als „second business“. Mit der avisierten Eigenständigkeit soll das Zweitgeschäft aber bald aufblühen. Bis Jahresende wird Daimler Truck via Spin-off mehrheitlich an die Börse gebracht. Intern gibt es noch Zweifel, ob der Schritt zur richtigen Zeit kommt. „Trucks ist nicht ready“, lästert ein Daimler-Veteran mit Blick auf die dünne Marge der Sparte von 1,5 Prozent im vergangenen Jahr. Doch Lkw-Chef Daum verspricht Besserung.
„Generell erwarten wir eine deutliche Steigerung unserer Absätze“, sagte Daum am Donnerstag bei der Vorstellung der Geschäftszahlen. Auch Umsatz und Rendite von Daimler Truck sollen im Jahr 2021 kräftig wachsen. Konkret strebt der Brummi-Boss eine um Sondereffekte bereinigte Marge von bis zu sieben Prozent an. Prinzipiell gehe da sogar „noch mehr“, bekundet Daum: „Wenn nicht im Jahr 2021 dann 2022 oder 2023.“
Das sind selbstbewusste Töne für einen Konzern, der von der Coronakrise hart getroffen wurde. So brachen die Verkäufe von schweren Sattelschleppern und Bussen bei Daimler Truck im vergangenen Jahr um mehr als ein Viertel auf 379.000 Einheiten ein. Der Umsatz sackte von 44 auf 35 Milliarden Euro ab. Und der operative Gewinn ging sogar um 80 Prozent zurück. Nach einem Verlust zum Halbjahr steht nach zwölf Monaten aber ein kleiner Betriebsgewinn von 525 Millionen Euro in den Büchern.
Was Lkw-Chef Daum nun optimistisch stimmt, ist der gute Auftragseingang, der trotz diverser Covid-Einschränkungen stabil auf Vorjahresniveau gehalten werden konnte. Ausschlaggebend dafür war vor allem das vierte Quartal, wo bei Daimler Truck Bestellungen für 175.000 Fahrzeuge eingingen. Das entspricht einem Plus von fast 50 Prozent. Die Weltwirtschaft erholt sich, und immer mehr Spediteure ordern wieder größere Volumina.
Daimler Truck kann „nur positiv überraschen“
„Ganze vorn dran ist der Markt in den USA, wo im vierten Quartal die Auftragseingänge fast explodiert sind“, konstatiert Daum. Den Manager stimmt aber nicht nur die Menge an Bestellungen hoffnungsfroh, sondern auch das damit einhergehende Ertragspotenzial. „Wir bekommen sehr gute Aufträge rein“, sagt der gelernte Bankkaufmann. Auch in Europa brummt das Geschäft mittlerweile wieder.
„Fast im Monatstakt erhöhen wir die Kapazitäten unseres Werks in Wörth. Wir gehen in Sonderschichten in unseren Aggregatewerken, die die gesamte Welt beliefern“, frohlockt Daum. Selbst in Brasilien, wo Daimler seit Jahren Hunderte Millionen Euro verbrennt, ziehe der Markt an. „Wir sind eigentlich überall gut unterwegs“, sagt der Spartenchef.
Eine wichtige Ausnahme gibt es allerdings: Indonesien. Im drittgrößten Lkw-Markt der Welt hinter China und den USA sind die Bestellungen von Daimler Truck um 69 Prozent zurückgegangen. Es sei ein „großes Rätsel“, wann sich die Lage hier wieder bessere, erklärt Daum. In Asien insgesamt sei das Geschäft aktuell noch „schwierig“.
Michael Muders, Fondsmanager bei Union Investment, ist sich dennoch sicher: „Daimler Truck kann eigentlich nur positiv überraschen.“ Zumal dank steigender Impfzahlen im zweiten Halbjahr in wichtigen Märkten eine gewisse Corona-Immunität eintreten könnte, die das Wachstum anheizen dürfte. 2022 werde absehbar ein „sehr gutes Jahr“ für die Lastwagenhersteller, glaubt Muders.
Kommt es so, wäre das Timing für den Börsengang wohl perfekt gewählt. Der vermeintlich dauerhafte Sanierungsfall könnte endlich glänzen. Ob die Einheit wirklich bis zu 34 Milliarden Euro wert ist, wie einige Analysten hochrechnen, ist aber keineswegs sicher. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass Daum zu Jahresbeginn gute Ergebnisse in Aussicht stellt, die er später doch wieder revidieren muss. Das Truckgeschäft, so sagt er selbst, gleicht eben einer „Achterbahnfahrt“.
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