Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Lkw-Konzern Traton kassiert die Prognose – Werke werden vorübergehend geschlossen

Die Traton-Töchter MAN und Scania schließen ihre Werke und blicken in eine ungewisse Zukunft. An einer Übernahme in den USA will man aber festhalten.
23.03.2020 - 17:07 Uhr Kommentieren
Für den Lkw-Riesen wird die Coronakrise zum unberechenbaren Risiko. Quelle: dpa
Traton-Chef Andreas Renschler

Für den Lkw-Riesen wird die Coronakrise zum unberechenbaren Risiko.

(Foto: dpa)

Frankfurt, München Das Krisenzentrum ist jetzt das heimische Arbeitszimmer. Mit ernster Miene blickt Andreas Renschler in die Kamera. „Uns bleibt keine andere Wahl, als wichtige Werke zu schließen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der VW-Lkw-Tochter Traton in seiner Videoansprache an die Beschäftigten.

Seit diesem Montag ruht die Arbeit in den wichtigsten Werken von MAN und Scania. Selbst wenn Renschler wollte, er könnte in diesen Tagen keine Lastwagen bauen. Lkws lassen sich schlecht produzieren, wenn die Mitarbeiter 1,5 Meter Abstand halten müssen.

„Außerdem hat die Zulieferung mit einigen Teilen nicht mehr geklappt. Diese wird zunehmend schwierig“, sagt Renschler im Gespräch mit dem Handelsblatt. Ihn treibt aber noch ein anderes Problem um. „Wir müssen die Versorgung mit Ersatzteilen und den Service für die Lkws sicherstellen. Denn ohne eine solche Versorgung stehen die Fahrzeuge, die auch in wichtigen Bereichen wie Krankenfahrten oder Feuerwehr eingesetzt werden, still.“

In erster Linie gehe es aber um den Transport von Gütern über die Straße. „Eine funktionierende Logistik ist das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft. Wir müssen daher als kritisches Geschäft eingestuft werden.“

90 Prozent der in Deutschland transportierten Güter werden per Lastwagen transportiert. Die Branche arbeitete schon vor der Krise am Limit. Nach Jahren des Booms stand die Lkw-Flotte fast nur noch im Stau, Mittlerweile fehlen zwischen 45.000 und 60.000 Fahrer, wie der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) und der Bundesverband Güterverkehr schätzt.

Grafik

Mit der Coronakrise hat sich die Lage noch einmal verschärft, weil viele Fahrer aus Osteuropa in ihren Heimatländern festsitzen. Nun müssen die Lastwagenhersteller dafür sorgen, dass Service und die Ersatzteilversorgung weiterlaufen.

Es ist eine Bewährungsprobe für die Branche und für den neu formierten Traton-Konzern. Denn die VW-Tochter muss nun in mehrere Richtungen um Vertrauen werben. Im Juni 2019 platzierte der Mutterkonzern Volkswagen etwas mehr als zehn Prozent der Anteile an der Börse – deutlich weniger als zunächst geplant. Denn die Investoren waren am Ende des jahrelangen Lkw-Booms zögerlich.

Zwar wuchs der Umsatz 2019 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 26,9 Milliarden Euro, das operative Ergebnis um 25 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Doch seit Mitte 2019 brechen die Aufträge ein, unter dem Strich steht ein Minus von sieben Prozent. Für das laufende Jahr hatte Traton mit einem „moderaten Absatz und Umsatzrückgang“ gerechnet, doch das gilt nun nicht mehr.

„Wir wissen nicht, wie lange die Situation anhält“, sagt Renschler. „Wichtigstes Ziel ist nun, aus dieser Krise herauszukommen. Wir bereiten jetzt alles vor, damit wir nach der Krise so schnell wie möglich wieder hochfahren können.“

MAN vor der Sanierung

Zum anderen hat Traton eine interne Unwucht. Während Scania im abgelaufenen Jahr eine Rendite von 10,8 Prozent einfuhr, reichte es bei MAN gerade einmal für 3,3 Prozent. Mitte März verkündete der MAN-Vorstand dann einen Stellenabbau. Konzernkreisen zu Folge sollen bis zu 6000 der 36.000 Arbeitsplätze bei MAN abgebaut werden, mit Steyr in Österreich steht zudem ein ganzes Lkw-Werk zur Disposition. „Die Gespräche dazu laufen. Klar ist, dass die Performance von MAN besser werden muss“, sagt Renschler.

Wie der Mutterkonzern Volkswagen so sollen auch Traton und MAN tendenziell weg vom Diesel und hin zu Elektroantrieben. Anfang März stellte MAN seine neue schwere Lkw-Reihe vor, die künftig auch mit Stromantrieben ausgerüstet werden kann. Die EU hat die Lastwagenbranche dazu verpflichtet, den Kohlendioxidausstoß bis 2030 im Vergleich zu 2019 um rund ein Drittel zu senken. Mit den bisherigen Antrieben ist das nicht zu machen.

Wir müssen die Versorgung mit Ersatzteilen und den Service für die Lkw sicherstellen. Andreas Renschler

Offen ist zudem die Übernahme des Lkw-Herstellers Navistar in den USA. Anders als Daimler macht Traton zwei Drittel seines Geschäfts in Europa. Lediglich in Südamerika ist der Konzern mit einer Tochter aktiv, in China hält man eine 25-Prozent-Beteiligung an Sinotruk. Auf dem US-Markt, dem nach Umsatz gerechnet größten der Welt, hat man bislang lediglich einen Fuß in der Tür.

Seit Jahren hält Traton eine 17-Prozent-Beteiligung an Navistar und pflegt eine Motorenkooperation. Nun plant Renschler eine Komplettübernahme. Ende Januar hat das Unternehmen angekündigt, es wolle sämtliche Navistar-Anteile für 35 Dollar je Aktie übernehmen. Inzwischen hat sich der Navistar-Kurs halbiert.

Es gebe noch keine Übernahmevereinbarung, den Aktionären liege noch kein Angebot vor, erklärte ein Traton-Sprecher in München. Insgesamt würde Traton die Übernahme der restlichen Anteile rund 2,9 Milliarden Dollar kosten. Viel Geld für ein Unternehmen, das in den kommenden Wochen seine Mittel zusammenhalten muss. So lag die Nettoliquidität im Industrie‧geschäft Ende 2019 bei 1,5 Milliarden Euro.

Mehr: Der Corona-Schock – Wie gut gerüstet sind Deutschlands Konzerne?

Startseite
Mehr zu: Lkw-Konzern - Traton kassiert die Prognose – Werke werden vorübergehend geschlossen
0 Kommentare zu "Lkw-Konzern: Traton kassiert die Prognose – Werke werden vorübergehend geschlossen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%