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Lkw-Übernahme Tratons amerikanischer Traum

Die Mutter von MAN und Scania will ihren amerikanischen Partner Navistar schlucken. 3,2 Milliarden Dollar sind geboten, doch Carl Icahn muss zustimmen.
02.02.2020 - 16:59 Uhr Kommentieren
Volkswagen-Tochter Traton will US-Partner Navistar übernehmen  Quelle: dpa
Navistar-Truck

VW will den US-Partner komplett kaufen.

(Foto: dpa)

New York, Düsseldorf Die Volkswagen-Nutzfahrzeug-Tochter Traton will sich mit ihrem Übernahmeangebot für den US-Partner Navistar ihren amerikanischen Traum erfüllen. Damit wollen die Deutschen zugreifen, bevor die Marke vielleicht eines Tages zu teuer ist. Doch noch müssen mächtige Investoren wie Carl Icahn dem Deal zustimmen.

Traton – die Holding für Marken wie MAN und Scania – ist schon heute mit 16,8 Prozent an dem amerikanischen Lkw-Hersteller Navistar beteiligt. Nun bietet sie 2,9 Milliarden Dollar für die restlichen Anteile an dem Truck-Hersteller aus den USA. Der Navistar-Aktienkurs legte daraufhin am Freitag um mehr als 50 Prozent zu.

Mächtige Investoren wie Carl Icahn, der knapp 17 Prozent hält und zwei weitere Aktivisten-Fonds, MHR Fund Management von Mark Rachesky und der Gabelli Funds, mit zusammen 23 Prozent haben sich bisher nicht zu dem Deal geäußert. MHR teilte mit, man wolle das Angebot nicht kommentieren. Icahn und Gabelli reagierten nicht auf Anfragen.

Traton hat im Unterschied zu anderen großen Lastwagen-Konzernen einen strategischen Nachteil: Die VW-Tochter, die im Wesentlichen von den beiden europäischen Herstellern Scania und MAN getragen wird, ist zwar vor allem in Südamerika und eben auch in Europa präsent. In Nordamerika, also allen voran in den USA, ist die Volkswagen-Tochter hingegen nur vergleichsweise schwach vertreten. Das gilt genauso für den großen chinesischen Lkw-Markt.

Mit der jetzt geplanten Übernahme von Navistar könnte Traton die eigene Präsenz in den USA entscheidend verbessern. „Die vorgeschlagene Transaktion würde einen Marktführer im Bereich Nutzfahrzeuge mit globaler Reichweite schaffen“, begründet Traton-Vorstandschef Andreas Renschler den Übernahmeversuch.

Die VW-Tochter hält schon seit drei Jahren knapp 17 Prozent der Navistar-Anteile und durfte auch einen Vertreter in den Verwaltungsrat des US-Konkurrenten entsenden. Zeitgleich mit dem ersten Einstieg bei Navistar begann auch eine Kooperation beider Lkw-Unternehmen.

„Beide Hersteller sind durch diese Zusammenarbeit inzwischen eng miteinander verzahnt“, heißt es dazu in der Münchener Traton-Zentrale. Navistar verwendet beispielsweise Bauteile, die aus dem VW-Konzern kommen.

Navistar profitiert vom deutschen Know-how

Von der Kooperation hat bisher vor allem die amerikanische Seite profitiert. Noch vor wenigen Jahren hatte Navistar mit größeren wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Erst vor einem Jahr konnten die Amerikaner die letzten Klagen beilegen, dass ihre Motoren nicht die beworbene Leistung bringen.

Die Zusammenarbeit mit Traton hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich der US-Hersteller wieder stabilisieren konnte. Im Herbst hat das Management unter dem Vorstandsvorsitzenden Troy Clarke seinen neuen Fünfjahresplan mit dem Namen „Navistar 4.0“ vorgestellt. Er soll die Gewinnmarge vor Steuern bis 2024 von bisher knapp acht auf zwölf Prozent steigern.

Navistar habe von der strategischen Kooperation mit Traton massiv profitiert, verlautet es dazu aus Kreisen des VW-Konzerns. Dieser positive Effekt werde sich in nächster Zeit noch verstärken. Volkswagen befürchtet demnach, dass Navistar durch die eigene Unterstützung in den kommenden Jahren immer wertvoller an der Börse werden könnte.

Grafik

Volkswagen und Traton würden also den Kaufpreis für Navistar selbst immer weiter in die Höhe treiben. Deshalb haben sich die Deutschen jetzt doch dafür entschieden, ein Kauf‧angebot abzugeben

Bis vor Kurzem hatte nichts auf ein Übernahmeangebot hingedeutet. Im Gegenteil: Traton-Vorstandschef Renschler hatte im vergangenen Jahr immer wieder hervorgehoben, dass keine Übernahme von Navistar geplant sei. Sein Unternehmen sei zufrieden mit den laufenden Kooperationsvorhaben, die Zusammenarbeit müsse deshalb nicht in einem Kauf des US-Konkurrenten enden.

Bei VW in Wolfsburg und bei Traton in München hat sich die Meinung über Navistar allerdings binnen weniger Monate gedreht. Jetzt überwiegen aus deutscher Sicht die Vorteile bei einer kompletten Übernahme.

Gegenangebote sind möglich

Traton hofft darauf, dass der Kaufprozess bis spätestens Ende des Jahres abgeschlossen werden kann. Die VW-Tochter stellt sich auf einen längeren Genehmigungsprozess ein, weil rund um den Globus etliche Kartellbehörden einem Navistar-Kauf zustimmen müssen.

Außerdem könnte es sein, dass die aktuellen Navistar-Eigner dem von Traton und Volkswagen vorgelegten Angebot nicht zustimmen werden und einen höheren Preis verlangen.

„Das ist nicht auszuschließen“, glaubt Frank Schwope, Automobilanalyst bei der NordLB in Hannover. Möglicherweise könnte es sogar ein feindliches Übernahmeangebot von dritter Seite etwa durch Finanzinvestoren geben. Volkswagen und Traton halten eine solche Attacke grundsätzlich für denkbar.

Als bedeutender Navistar-Aktionär sei Traton dem Erfolg des Angebots aus Deutschland verpflichtet und würde keine alternative Transaktion unterstützen, kündigte die Lkw-Sparte von Volkswagen gleich nach der Vorlage des eigenen Übernahmeangebots an.

Mehr: Die VW-Truck-Sparte Traton könnte den US-Konkurrenten Navistar doch noch übernehmen. Eine richtige Entscheidung, denn die Sparte muss globaler werden.

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