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Luft- und Raumfahrtkonzern Das steckt hinter dem Umbau des Airbus-Vorstands

Michael Schöllhorn folgt auf Dirk Hoke als Chef der Verteidigungs- und Raumfahrtsparte. Sabine Klauke löst Grazia Vittadini als Technologiechefin ab.
13.04.2021 - 18:28 Uhr Kommentieren
Die Deutsche folgt auf Vittadini als Technikchefin und bekommt einen erweiterten Zuständigkeitsbereich. Quelle: Airbus
Sabine Klauke

Die Deutsche folgt auf Vittadini als Technikchefin und bekommt einen erweiterten Zuständigkeitsbereich.

(Foto: Airbus)

Paris Es sind gleich mehrere Personalien, mit denen der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus aufhorchen lässt: Mit dem Chef der Verteidigungssparte, der Technologiechefin, dem Verantwortlichen für die Produktion, dem Leiter der Forschung und dem Verantwortlichen für die Rüstungsgeschäfte in Spanien verlassen fünf Spitzenkräfte am 1. Juli das Unternehmen – oder wechseln auf einen neuen Posten.

Mit Sabine Klauke zieht in der Folge auch eine Deutsche in das Executive Committee ein. Dadurch steigt die Zahl der Deutschen im Vorstand auf vier. Klauke, derzeit noch Chefingenieurin der Rüstungssparte von Airbus, löst die Italienerin Grazia Vittadini als Technologievorständin ab. Zu den Gründen für das Ausscheiden von Vittadini sagt der Konzern wenig. Nur so viel: Sie werde andere Herausforderungen außerhalb von Airbus verfolgen.

Auf dem Jobnetzwerk LinkedIn fällt der Dank ihrer Mitarbeiter dafür umso herzlicher aus: Viele bescheinigen Vittadini, eine motivierende und ermutigende Führungsperson zu sein. Eine italienische Kollegin widmet ihr ein Gedicht: Sie sei eine Rebellin, die stets ihren Weg gehen werde.

Die noch bis 1. Juli amtierende Technikchefin Vittadini wiederum erweist dem ebenfalls ausscheidenden Dirk Hoke, der bislang die Verteidigungs- und Raumfahrtsparte leitet, ihren Dank: „Dirk ist ein Chef, von dem ich stets wusste, dass er den Kopf für mich hinhalten würde, wenn es nötig sein sollte.“

Vor ihrer Berufung 2018 zur Technikchefin hatte sie bereits mit Hoke zusammengearbeitet. Kürzlich ließ sie durchblicken, dass Airbus nach wie vor ein Unternehmen sei, in dem es Frauen nicht leicht haben: Weibliche Führungskräfte müssten stets beweisen, dass sie einen Tick besser seien als Männer.

Vittadinis Nachfolgerin Sabine Klauke ist ebenso wie die Italienerin auch seit 19 Jahren bei Airbus und ebenfalls studierte Ingenieurin. Sie hat die TU Dresden besucht und eine Ingenieurhochschule im französischen Valenciennes. Seit zweieinhalb Jahren ist Klauke Chefingenieurin bei Airbus „Defence and Space“, doch hat sie auch diverse zivile Abteilungen innerhalb des deutsch-französisch-spanischen Flug- und Raumfahrtunternehmens kennengelernt.

Eine ihrer prägendsten Erfahrungen machte sie mit dem Super-Jumbo A380. Im Jahr 2008 stellte das Unternehmen, damals noch als EADS firmierend, fest, dass seine Integration noch nicht so weit gediehen war wie notwendig: Die verschiedenen Entwickler hatten so schlecht kooperiert, dass die Verkabelung des neuen Fliegers nicht richtig dimensioniert war. Klauke musste mit ihren Mitarbeitern in Toulouse passend machen – was noch nicht passte.

Mehr Verantwortung für Klauke

Doch Klauke wird künftig mehr Verantwortung erhalten als ihre Vorgängerin. Klauke wird nicht nur wie Vittadini Technikchefin sein – mit dem Blick auf Neuentwicklungen wie beispielsweise Wasserstoffflugzeuge –, sondern erhält auch die bislang beim Franzosen Jean-Brice Dumont liegende Zuständigkeit für das Engineering, also für die Technik der bestehenden Flugzeugprogramme. Airbus begründet das mit der Notwendigkeit, über alle Sparten des Unternehmens hinweg für eine kohärente technologische Entwicklung sorgen zu wollen.

Eine weitere große Überraschung ist auch das Ausscheiden von Dirk Hoke. Der Wunsch des Deutschen, Airbus zu verlassen, um CEO eines Großkonzerns zu werden – welches, ist noch nicht bekannt –, hat die ganze Personalrochade überhaupt erst in Gang gesetzt.

Auch innerhalb des Unternehmens war man verblüfft darüber, dass ausgerechnet derjenige gehen möchte, der sich seit drei Jahren um eines der wichtigsten Programme von Airbus kümmert: um das Kampfflugzeugsystem der Zukunft, genannt FCAS. Es wird aus einem bemannten Jet, unbemannten Begleitfliegern, Satelliten, Aufklärern und einer Combat Cloud bestehen.

Noch vor zwei Wochen erreichte Hoke dabei ein wichtiges Ziel: Mit Eric Trappier, Chef von Dassault Aviation, rettete er durch eine Einigung in Sachen Führung und Arbeitsaufteilung bei FCAS das am Rande des Scheiterns stehende Projekt. Trappier zollte Hoke am Dienstag Anerkennung: „Ich möchte Dirk meine Hommage aussprechen, mit ihm gemeinsam haben wir das Programm aufgestellt und einen Erfolg erreicht, ich hoffe, dass nun die beteiligten Regierungen zustimmen und auch der Deutsche Bundestag.“

Der Produktionschef folgt Dirk Hoke als Spartenchef Defense and Space nach. Quelle: Airbus
Michael Schöllhorn

Der Produktionschef folgt Dirk Hoke als Spartenchef Defense and Space nach.

(Foto: Airbus)

An Hokes Stelle tritt der Deutsche Mike Schöllhorn, der 2018 von Bosch zu Airbus wechselte. Schöllhorn hat als Verantwortlicher für die gesamte Zivilflugzeug-Produktion die Werke zuerst auf eine Steigerung der Produktion, dann aufgrund der Covidkrise innerhalb kürzester Zeit auf verringerte Raten eingestellt – und dabei seine Fähigkeiten bewiesen. Zudem kennt sich Schöllhorn als Reserveoffizier und Hubschrauberpilot in der Verteidigung aus.

Der Konzern stellt Schöllhorn künftig einen Franzosen an die Seite: Jean-Brice Dumont, der am 1. Juli als Verantwortlicher für alle Militärflugzeuge und die Eurodrohne nach Madrid wechselt. Dumont hat einen wichtigen Vorteil: Er hat seine Karriere bei der französischen Rüstungsagentur DGA begonnen und kennt damit das Verteidigungsestablishment des Landes, das zuletzt nicht mit Kritik an Deutschland gespart hat.

Aus der nach wie vor schwierigen Lage bei den Zivilflugzeugen vor allem in Europa folgert Airbus, dass sein Verteidigungsgeschäft wieder wichtiger werden wird – nachdem das Unternehmen noch vor drei Jahren das Gegenteil gesagt hat. Auch deshalb soll bei FCAS nichts anbrennen: Läuft das Programm für das neue Kampfflugzeugsystem glatt durch, winken hier in einigen Jahren Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe.

Für Airbus-Vorstandschef Guillaume Faury hat der ganze Umbau einen angenehmen Nebeneffekt: Mit Hoke und Vittadini verlassen zwei Schwergewichte den Konzern, die er noch von seinem Vorgänger Tom Enders übernommen hatte. Der Vorstand ist nun komplett sein eigener.

Mehr: Dirk Hoke und Grazia Vittadini scheiden im Zuge eines Vorstandsumbaus schon zum Juli aus. Auf ihre Nachfolger warten anspruchsvolle Aufgaben.

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