Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Luftfahrt Überraschende Abgänge bei Airbus: Rüstungschef und Technikchefin verlassen Konzern

Dirk Hoke und Grazia Vittadini scheiden im Zuge eines Vorstandsumbaus schon zum Juli aus. Auf ihre Nachfolger warten anspruchsvolle Aufgaben. Die Veränderungen wirken befremdlich.
12.04.2021 Update: 12.04.2021 - 20:32 Uhr Kommentieren
Der CEO der Rüstungssparte verlässt den Airbus-Konzern. Quelle: Bloomberg
Dirk Hoke

Der CEO der Rüstungssparte verlässt den Airbus-Konzern.

(Foto: Bloomberg)

Paris Völlig überraschend hat Airbus am Montagabend eine weitgehende Veränderung im Management bekanntgegeben. Die italienische Technik-Chefin Grazia Vittadini und der deutsche Defence-and-Space-CEO Dirk Hoke verlassen das Unternehmen.

„Während wir aus der Covid-Krise herauskommen, nehmen wir wichtige Veränderungen an unserem Führungsteam vor und bereiten die nächsten Phasen unserer zivilen und militärischen Aktivitäten vor“, sagte Airbus-CEO Guillaume Faury, Er verband dies mit Dank an Vittadini und Hoke.

Airbus legt Wert auf die Feststellung, dass Hoke aus freien Stücken gehe und die Kette der Veränderungen in Gang gesetzt habe. Der 52-Jährige, der seit fünf Jahren die Rüstungssparte leitet, habe großes geleistet: Er habe Verteidigungs- und Raumfahrtaktivitäten umgebaut und digitalisiert, die Turbulenzen um den Militärtransporter A400M in den Griff bekommen und sowohl bei der Eurodrohne als auch beim Kampfflugzeugsystem der Zukunft (FCAS) die Arbeiten erfolgreich vorangetrieben.

Doch will Hoke offenbar CEO eines großen Unternehmens werden und verlässt deshalb Airbus.

Er wird ersetzt durch den Deutschen Mike Schöllhorn, bislang Produktionschef von Airbus. Schöllhorn hat die Airbus-Werke in kürzester Zeit auf verringerte Stückzahlen und weniger Personal eingestellt und die Herstellung des größten der kleinen Airbusse, der Langstreckenvariante A321 XLR vorbereitet.

Der Produktionschef folgt Dirk Hoke als Spartenchef Defense and Space nach. Quelle: Airbus
Michael Schöllhorn

Der Produktionschef folgt Dirk Hoke als Spartenchef Defense and Space nach.

(Foto: Airbus)

Auf Vittadini folgt die Deutsche Sabine Klauke, die derzeit noch Chefingenieurin der Rüstungssparte von Airbus ist, nachdem sie vorher schon in anderen Bereichen des deutsch-französischen Unternehmens tätig war. Auf Schöllhorn folgt der Spanier Alberto Gutierrez. Der Franzose Jean-Brice Dumont, derzeit Executive Vice President Engineering, geht zu Airbus nach Spanien und soll sich dort vor allem um die großen Rüstungsprojekte kümmern.

Die Veränderungen wirken befremdlich, da Hoke mit industriellen Partnern wie Dassault sowie den Regierungen Frankreichs, Deutschlands und Spaniens mitten in den Verhandlungen über das neue Luftkampfsystem FCAS steht. Das Projekt befindet sich in einer kritischen Phase.

Vor einer Woche hatte er sich mit Dassault-Chef Eric Trappier über die Führung und Arbeitsteilung beim neuen Kampfjet, Kernstück des FCAS, geeinigt. Nun sollte ein Konsens mit den Regierungen gefunden werden, um noch vor Ende der Legislaturperiode in Deutschland die Aufträge für den Bau der Demonstratoren von FCAS auf den Weg bringen zu können. Diese militärischen Übungsplattformen simulieren gegnerische Kampfsignale.

Dafür muss der Haushaltsausschuss des Bundestages vor Ende Juni einen Beschluss fassen. Doch auch ein für diese Stelle geeigneter Nachfolger wie Schöllhorn, der als Hubschrauberpilot und Reserveoffizier viel Erfahrungen in der Verteidigung mitbringt, wird Wochen brauchen, um sich in die komplexe Thematik einzuarbeiten.

Interessenkonflikte zwischen innen und außen

Hoke hat sich sehr darum bemüht, beim FCAS für Airbus ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzubekommen – größer als ursprünglich vereinbart. Damit hat er die französische Regierung sowie das Verteidigungs-Establishment gegen sich aufgebracht.

Innerhalb von Airbus dagegen warfen ihm manche Hardliner sowie Gewerkschafter wiederum vor, nicht genug dafür zu kämpfen, dass Europas neues Kampfflugzeug möglichst viel von der Technik des von Airbus hergestellten Eurofighters übernehme. Hoke hat sich in Anhörungen des französischen Parlaments erfolgreich dafür eingesetzt, die politischen Spannungen zu entschärfen.

Die Technik-Chefin von Airbus, hier bei der Eröffnung einer Einrichtung für E-Flugzeuge in Bayern, verlässt den Konzern. Quelle: Airbus
Grazia Vittadini (links), Ilse Aigner

Die Technik-Chefin von Airbus, hier bei der Eröffnung einer Einrichtung für E-Flugzeuge in Bayern, verlässt den Konzern.

(Foto: Airbus)

Vittadini steht im Zentrum der Bemühungen von Airbus, eine neue Generation von Flugzeugen zu bauen, die möglichst wenig CO2 ausstößt. Sie bereitet die Umstellung auf Flugzeuge vor, die mit Wasserstoff angetrieben werden, was nicht nur andere Motoren, sondern ein völlig neues Design der Jets erforderlich macht.

Bei ihren jüngsten Auftritten hatte sie keinesfalls amtsmüde gewirkt. Vittadini ist gelernte Ingenieurin und hat fast 20 Jahre bei Airbus gearbeitet. Sie hat sich neben ihrem direkten Job für die Förderung junger Frauen eingesetzt.

Klauke wird nicht nur Nachfolgerin der Italienerin, sondern wird auch den Arbeitsbereich Dumonts übernehmen. Wenn die personellen Veränderungen am 1. Juli in Kraft treten, werden im Executive Committee von Airbus fünf Franzosen, drei Deutsche, zwei Briten und ein Spanier vertreten sein. Und mit Klauke und Julie Kitcher, die für die Kommunikation zuständig ist, weiterhin nur zwei Frauen.

Die Deutsche folgt auf Vittadini als Technikchefin und bekommt einen erweiterten Zuständigkeitsbereich. Quelle: Airbus
Sabine Klauke

Die Deutsche folgt auf Vittadini als Technikchefin und bekommt einen erweiterten Zuständigkeitsbereich.

(Foto: Airbus)

Airbus steckt nach wie vor in erheblichen Schwierigkeiten wegen der Coronakrise. Im März hat der Hersteller zwar die Zahl der ausgelieferten Zivilflugzeuge auf 72 steigern können, doch gab es nur 28 Aufträge und im ersten Quartal insgesamt mehr Stornierungen als neue Aufträge. 

Mehr: Steht Europas Mega-Rüstungsprojekt FCAS vor dem Aus?

Startseite
Mehr zu: Luftfahrt - Überraschende Abgänge bei Airbus: Rüstungschef und Technikchefin verlassen Konzern
0 Kommentare zu "Luftfahrt: Überraschende Abgänge bei Airbus: Rüstungschef und Technikchefin verlassen Konzern"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%