Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio Ein Senior mit Durchblick

Reicher als Silvio Berlusconi.
Düsseldorf Leonardo Del Vecchio steht mit seinen Mitarbeitern im Aufzug. Unruhig schaut er auf die Tafel, die die Etagen anzeigt. „Fährt der immer so langsam?“, fragt der kleine Mann mit den weißen Haaren und den flinken Augen. „Das müssen wir ändern.“ Leonardo Del Vecchio – laut „Forbes“-Liste mit einem Vermögen von 19 Milliarden US-Dollar der zweitreichste Italiener nach den Ferreros – will zügig nach oben. Das hat er in seinem Leben bisher immer geschafft.
Dabei arbeitet der 81-jährige Gründer des weltgrößten Brillenkonzerns Luxottica lieber ohne großes Aufsehen. Öffentliche Auftritte meidet er. Interviews haben Seltenheitswert. Dennoch steht er oft in den Schlagzeilen – wie etwa jetzt, da er mit dem französischen Gläserspezialisten Essilor fusioniert. Unter dem Namen Essilor-Luxottica soll ein Brillen-Gigant im gehobenen Marktsegment entstehen – mit mehr als 140.000 Mitarbeitern in 150 Ländern, einem Umsatz von 15 Milliarden Euro und einem Börsenwert von 50 Milliarden Euro.
Del Vecchio übernimmt dabei den Posten des „Executive President“. Essilors amtierender CEO Hubert Sagnieres wird offiziell sein Stellvertreter, allerdings mit den gleichen Befugnissen wie Del Vecchio. Sagnieres steht damit als Nachfolger bereit. „Mit dieser Operation wird mein Traum wahr, einen Champion in der Optikbranche zu schaffen, der komplett integriert und in jedem Bereich exzellent ist“, ließ der Italiener wissen. Die beiden Unternehmen haben bereits lange miteinander verhandelt. „Jetzt waren die Konditionen reif“, sagte er.

gibt es in 150 Ländern der Welt. Die Italiener stellen auch für Chanel, Armani und Ralph Lauren die Brillen her.
Del Vecchio ist ein Selfmademan, der sich seine Erfolge hart erarbeitet: Geboren als jüngster von vier Söhnen eines Obsthändlers in Norditalien, wächst er nach dem Tod des Vaters ab seinem achten Lebensjahr in einem Mailänder Waisenhaus auf. Mit 15 beginnt er, als Laufbursche zu arbeiten; nebenher besucht er Abendkurse an der Kunstakademie Mailand.
Nach einer Optikerlehre gründet Del Vecchio sein eigenes Unternehmen im Nordosten Italiens, das seit 1961 als Luxottica firmiert. Längst ist daraus der weltgrößte Hersteller von Qualitäts- und Sonnenbrillen geworden mit illustren Markennamen wie Ray-Ban, Oakley oder der Kette Sunglass Hut. Luxottica fertigt die Brillen für Chanel, Armani, Ralph Lauren und viele andere Luxushäuser. Mit Essilor holt sich Del Vecchio das Optik-Know-how eines wichtigen Zeiss-Konkurrenten direkt ins Haus.
Dabei gehören zum Imperium des gelernten Optikers nicht nur Brillen. Seine Holding Delfin ist auch Großaktionär des französischen Immobilienunternehmens Foncière des Régions mit einem Börsenwert von mehr als fünf Milliarden Euro, das auch das italienische Immobilienunternehmen Beni Stabili kontrolliert. Außerdem hält Del Vecchio mehr als drei Prozent an dem Versicherer Generali, und sein Sohn Claudio leitet in den USA seit Jahrzehnten erfolgreich die Expansion der Kleidungskette Brooks Brothers, die ebenfalls den Italienern gehört.
Mitarbeiter beschreiben Del Vecchio als scharfsinnig und analytisch. Trotz seines Reichtums gehört er bis heute nicht zur feinen Gesellschaft des alten Geldadels Italiens, und er legt auch keinen Wert darauf. Mondäne Auftritte sind ihm fremd. Seine Leidenschaft sind seine Firmen.
Eigentlich hatte er sich schon vor Jahren aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und das Operative externen Managern überlassen. Aber der Rückzug hielt nicht lange an. Vor allem bei Luxottica wollte er wieder mitreden. Vor zwei Jahren gab er dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Andrea Guerra den Laufpass. Auch dessen Nachfolger blieben nicht lange im Amt. Vor knapp einem Jahr übernahm er kurzerhand als Executive President selbst wieder die Führung.
Auch privat ist er zu seiner alten Liebe zurückgekehrt: Seine zweite Frau, von der er eigentlich schon geschieden war, hat er zum zweiten Mal geheiratet. Sie soll auch bei seinen geschäftlichen Entscheidungen ein wichtiges Wort mitzureden haben.
Del Vecchio vertraut eben jenen, die er kennt: Auch heute hört er vor allem auf Menschen, die er noch aus seiner Jugend kennt – als er noch ein Heimkind war.
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