Luxusautobauer Kanadischer Milliardär steigt für 200 Millionen Pfund bei Aston Martin ein

Lawrence Stroll soll Chefkontrolleur werden.
London Der angeschlagene Luxusautobauer Aston Martin hat einen Retter gefunden: Der kanadische Milliardär Lawrence Stroll steigt bei dem britischen Autokonzern ein. Wegen der enttäuschenden Geschäftsentwicklung müsse eine Kapitalerhöhung im Volumen von circa 500 Millionen Pfund stattfinden, teilte Aston Martin mit. Ein Konsortium um Stroll übernimmt einen Anteil von etwa 20 Prozent für ungefähr 200 Millionen Pfund (237 Millionen Euro).
Stroll ist in der Autobranche eine bekannte Persönlichkeit: Er besitzt unter anderem das Formel-1-Team Racing Point, das ab der Saison 2021 als „Aston Martin F1“ an den Start gehen wird. Das Vermögen des 60-Jährigen wird auf umgerechnet mehr als 2,3 Milliarden Euro geschätzt. Reich wurde er durch Investitionen in Modemarken wie Pierre Cardin, Ralph Lauren und Tommy Hilfiger. Künftig soll er das Kontrollgremium von Aston Martin anführen.
Der Autohersteller, dessen Fahrzeuge vor allem durch James-Bond-Filme bekannt sind, hatte zuletzt immer wieder schlechte Nachrichten verkünden müssen: Absatz und Margen waren niedriger als erwartet, zudem musste Aston Martin zu schlechten Konditionen Kredite aufnehmen.
Das Management hat laut Analysten kürzlich eingeräumt, zu sehr auf die Zugkraft der James-Bond-Filme vertraut zu haben. Nach dem letzten Film sei der Hype aber schnell verschwunden und damit auch die Marke Aston Martin aus dem Blick der Öffentlichkeit.
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Dazu kommt, dass die Konkurrenz in dem Segment hoch ist – einige Kunden entschlossen sich, ihr Geld lieber für einen Bentley oder einen Rolls-Royce auszugeben. Beide Unternehmen vermeldeten zuletzt gute Zahlen.
„Erheblicher Liquiditätsdruck“
Schwierige Handelsbedingungen und die daraus resultierende schwache Performance im Jahr 2019 hätten das Unternehmen in eine angespannte Position gebracht, die „erheblichen Liquiditätsdruck“ verursachte, räumte Aston-Martin-Chef Andy Palmer in der Mitteilung an die Investoren an diesem Freitag ein.
Vor allem in Europa seien im vergangenen Jahr weniger Autos als erwartet verkauft worden. „Das heutige Fundraising ist notwendig und ermöglicht eine Basis für die langfristige Zukunft des Unternehmens“. Große Hoffnungen setzt Aston Martin in den ersten SUV des Unternehmens, der DBV, der im zweiten Quartal auf den Markt kommt. Die Investitionen in Elektrofahrzeuge werden dagegen erst einmal bis 2025 aufgeschoben.
Schon bei dem Börsengang vor eineinhalb Jahren hatte Aston Martin zurückstecken müssen: Das Unternehmen konnte 4,3 Milliarden Pfund bei Investoren einsammeln statt mehr als fünf Milliarden. Und seit die Aktie in den Handel startete, ging es stetig abwärts: Der erste Kurs betrug 17 Pfund, aktuell sind es 5,00 Pfund – dabei reagierten die Investoren am Freitag begeistert auf die Nachricht, dass das Konsortium um Stroll einsteigt. Zu den Investoren zählt auch der Stuttgarter Autokonzern Daimler, der fünf Prozent an Aston Martin hält.
Mit Agenturmaterial.
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