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Medikamente teuer wie nie Bittere Pillen sprengen das Gesundheitssystem

2014 sind so viele neue Arzneistoffe auf den deutschen Markt gekommen wie nie zuvor. Die Versorgung ist extrem teuer geworden – trotz der 2010 eingeführten Preisverhandlungen zwischen Krankenkassen und Herstellern.
13.05.2015 - 12:43 Uhr 3 Kommentare
Besonders kostenintensiv waren Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen sowie Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen. Diese beiden Bereiche machten im vergangenen Jahr allein 18 Prozent des Nettoumsatzes mit Medikamenten aus. Quelle: dpa
Pillen und Tabletten

Besonders kostenintensiv waren Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen sowie Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen. Diese beiden Bereiche machten im vergangenen Jahr allein 18 Prozent des Nettoumsatzes mit Medikamenten aus.

(Foto: dpa)

Berlin Jedes Jahr legt das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WIdO) seinen Arzneimittelindex vor. Oft ist das nur eine Lektüre für Eingeweihte. Doch dieses Mal enthält der Bericht brisante Fakten: Denn er belegt, dass die Pharmaindustrie bei den Preisen für neue Medikamente im vergangenen Jahr stark zugelangt hat.

Eines der teuersten und bekanntesten Beispiele für diesen bedrohlichen Trend ist das Arzneimittel Sovaldi mit dem neuen Wirkstoff Sofosbuvir, das zur Behandlung von Hepatitis C eingesetzt wird. Es kann zu Therapiekosten von bis zu 120.000 Euro pro Behandlungsfall führen.

„Allein Sovaldi, das Mitte Februar 2014 im deutschen Markt eingeführt wurde, hat im vergangenen Jahr bereits zu Mehrkosten in Höhe von knapp 450 Millionen Euro geführt“, so Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO, anlässlich der Veröffentlichung der aktuellen Arzneimittelklassifikation des GKV-Arzneimittelindexes.

Wolf Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, wies am Dienstag in Berlin darauf hin, dass der Hersteller des Medikaments wohl das einzige Pharmaunternehmen sei, dem es gelang, die Entwicklungskosten für ein neues Präparat binnen eines Jahres zurückzuverdienen. „Da kann man sich schon die Frage stellen“, sagte Ludwig, „ob es Aufgabe der Krankenkassen ist, so etwas zu finanzieren“.

Mit 45 neu eingeführten Wirkstoffen übertraf 2014 das Niveau der Vorjahre deutlich. So wurden 2013 nur 26 neue Arzneimittel eingeführt, im bisherigen Spitzenjahr 2009 waren es 36. Unter den Neueinführungen gibt es mit 14 Medikamenten ungewöhnlich viele so genannte Orphan Drugs, also Arzneimittel, die für die Behandlung seltener Erkrankungen zugelassen und nur für sehr wenige Patienten nutzbar sind.

Gleichzeitig gab es unter den neuen Arzneimitteln noch nie so viele teure Packungen. Bei den 45 Neueinführungen hatten acht verordnete Wirkstoffe mindestens eine Packung mit einem Preis von mehr als 10.000 Euro. In den vorangegangenen Jahren waren es jeweils deutlich weniger.

Besonders kostenintensiv waren Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen sowie Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen. Diese beiden Bereiche machten im vergangenen Jahr allein 18 Prozent des Nettoumsatzes mit Medikamenten aus.

Neben den fünf Neueinführungen zur Behandlung von Krebserkrankungen und den vier zur Behandlung von Diabetes fällt vor allem die hohe Anzahl an neuen patentgeschützten Wirkstoffen gegen infektiöse Erkrankungen auf. Insgesamt sind es sieben. Hierzu zählen die neuen Arzneimittel zur Behandlung der Hepatitis C.

Nach ersten Schätzungen konnten damit 2014 rund 7800 Patienten auf eine neue Hepatitis-C-Therapie umgestellt werden. Durch den sukzessiven Markteintritt dieser neuen Hepatitis-C-Produkte wird erwartet, dass sich die 2014 gestartete Umstellung im laufenden Jahr noch beschleunigt. Von den geschätzten etwa 100.000 Patienten mit Hepatitis C werden dann zunehmend mehr mit den neuen Arzneimitteln therapiert.

Kein Präparat wird mit der Note eins bewertet
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3 Kommentare zu "Medikamente teuer wie nie: Bittere Pillen sprengen das Gesundheitssystem"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Warum immer auf der bösen Pharmaindustrie rumhacken, da gehören immer mindestens 2 dazu, um solche Machenschaften zu ermöglichem, in diesem Fall sogar mindestens 4. Da sind neben der Industrie noch die Krankenkassen, der Staat/Gesetzgeber, die Ärzte und nicht zuletzt wir, die Patienten, die immer gerne das neueste und teuerste wollen

  • Warum werden Medikamente in Deutschland zum Teil sogar extrem teurer angeboten und verkauft als in vielen Nachbarländern???
    Die Pharmaindustrie macht doch was sie will !! Der Zustand ist doch in keinster Form auch nur halbwegs akzeptabel und es gilt, gegen diese MAchenschaften vorzugehen.
    Den Pharmafritzen sollten man einen erfahrenen, gestandenen Einkäufer aus der Industrie vorsetzen und ich wäre mir 100 %tig sicher, daß diesem - ich kann es auch nur so bezeichnen - Verbrechersyndikat, resp. deren verlogenen und durchtriebenen Vertretern, der Hintern auf Grundeis gesetzt würde !!

  • Die Verlogenheit feiert wieder extremistische Urständ. Wir werden wieder einmal verarscht!
    Wir haben Gesetze die für das Gemeinwohl und Staatswohl Enteignungen mit gerechtfertigten Kompensations- bzw. Entschädigungszahlungen vorsehen und Wucher ist sowieso ein Straftatbestand. Wucher bezeichnet das Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation eines Vertragspartners.

    Anstatt hier mal wieder verlogen herum zu heulen, zerrt die Pharmafirmen vor Gericht, drückt ihnen Milliardenstrafen in die Bilanz, enteignet sie bei extremistischer Ausnutzung ihrer Patente und zerschlagt sie notfalls im Wiederholungsfall!

    Es kann nicht angehen das Verbrechersyndikate staatliche Gesundheitsfürsorgesysteme zum schweren Nachteil des Staates an den Rand des Ruins bringen!!!
    In welcher Bananenrepublik leben wir eigentlich?!

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