Medikamentenhandel Versandapotheken Doc Morris und Shop Apotheke mit Umsatzwachstum in der Pandemie

Medikamentenlager bei Shop Apotheke Europe: Die ausländischen Versandapotheken profitieren von der Corona-Pandemie.
Frankfurt Die europäischen Versandapotheken Doc Morris und Shop Apotheke haben ihr Wachstum 2020 beschleunigen können. Weil viele Kunden in der Pandemie online Medikamente bestellen, steigerte die Schweizer Zur Rose-Gruppe, zu der Doc Morris gehört, ihren Umsatz um neun Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Franken (rund 1,4 Milliarden Euro). Das teilte der Konzern am Donnerstag mit.
Aber Investitionen in Wachstum und Zukäufe kosten Geld: Unter dem Strich erzielte die Zur Rose-Gruppe mit knapp 136 Millionen Schweizer Franken einen mehr als doppelt so hohen Verlust wie im Jahr 2019. An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Die Aktie von Zur Rose sank am Vormittag um mehr als acht Prozent. Auch die Titel von Konkurrent Shop Apotheke verloren im Sog der Nachrichten fast sechs Prozent.
Dabei hatten beide Unternehmen ihre Wachstumsziele für das Jahr 2020 übertroffen. Inklusive der Zukäufe der deutschen Versandapotheken Medpex und Apotal, die allerdings noch nicht abgeschlossen sind, hatte Zur Rose ein Umsatzwachstum von rund zwölf Prozent auf 1,75 Milliarden Schweizer Franken erreicht. Konkurrent Shop Apotheke hatte sich noch dynamischer entwickelt und bereits Anfang März ein Umsatzplus von rund 38 Prozent auf 968 Millionen Euro bekannt gegeben.
Beide Unternehmen sind in den Niederlanden ansässig, wichtigster Markt ist jeweils Deutschland. Allerdings weist Shop Apotheke das Deutschlandgeschäft nicht gesondert aus, sondern fasst es unter der Dach-Region mit Österreich und der Schweiz zusammen. Dort ist der Umsatz im vergangenen Jahr um rund ein Drittel auf 815 Millionen Euro Umsatz gewachsen.
Die Zur-Rose-Tochter Doc Morris wiederum konnte ihren Umsatz in Deutschland um knapp acht Prozent auf 821 Millionen Schweizer Franken steigern, was umgerechnet rund 766 Millionen Euro entspricht. Inklusive der Zukäufe Medpex und Apotal gibt Zur Rose einen Deutschlandumsatz von eine Milliarde Euro an – und ein Wachstum in lokaler Währung von 16,5 Prozent.
E-Rezept als Wachstumstreiber in Deutschland
Damit wachsen beide Versandunternehmen schneller als der deutsche Apothekenmarkt. Der legte im vergangenen Jahr insgesamt um knapp sieben Prozent auf rund 41 Milliarden Euro zu, errechnete das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IQVia auf Basis der Herstellerabgabepreise.
Das Segment der frei verkäuflichen Arzneimittel sank dabei um knapp vier Prozent auf rund fünf Milliarden Euro, da weniger rezeptfreie Medikamente stationär verkauft wurden. Erkältungsmittel etwa wurden wegen der Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen deutlich weniger gebraucht. Online allerdings brummte das Geschäft mit frei verkäuflichen Medikamenten, Kosmetik und Medizinprodukten und legte laut IQVia um fast 16 Prozent zu.
Weitere Wachstumsschübe erwarten die Versandapotheken Doc Morris und Shop Apotheke von der Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland zur Jahresmitte. Damit entfällt die Hürde für Kunden, ein Papierrezept einzusenden, um in Online-Apotheken rezeptpflichtige Arzneien zu bekommen.
Die Marketingberatung Dr. Kaske erwartet, dass der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten (RX) bis 2030 einen Marktanteil von rund zehn Prozent bei 5,1 Milliarden Umsatz erreichen könnte. Bislang liegt der RX-Marktanteil der Online-Apotheken laut Marktschätzungen zwischen einem und zwei Prozent.
Auch Zur Rose rechnet mittelfristig damit, dass mit dem E-Rezept der Anteil des Onlinehandels bei verschreibungspflichtigen Medikamenten in Deutschland auf zehn Prozent steigen kann. Schon in drei Jahren will die Unternehmensgruppe den Umsatz ohne Zukäufe auf vier Milliarden Franken steigern. In diesem Jahr soll der Erlös um 20 Prozent zulegen. Mit einem operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet Zur Rose aber frühestens erst ab Ende 2022.
Shop Apotheke Europe, die im vergangenen Jahr dank der stark gestiegenen Umsatzerlöse die Verluste deutlich verringern konnte, will im laufenden Jahr beim Umsatz um mehr als 20 Prozent zulegen und die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro überspringen. Die bereinigte Ebitda-Marge, die 2020 erstmals mit 2,2 Prozent vom Umsatz positiv war, soll auf 2,3 bis 2,8 Prozent steigen.
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