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Medizintechnik Healthineers-Chef Montag will sich höhere Ziele setzen: „Gesundheit ist ein Wachstumsmarkt – jetzt erst recht“

Der Dax-Neuling will sich im November neue Mittelfristziele setzen. Diese werden höher ausfallen, kündigt Vorstandschef Bernd Montag nun an.
13.09.2021 - 12:51 Uhr Kommentieren
Der Dax-Konzern will sich im Herbst höhere Ziele setzen. Quelle: Siemens Healthineers
Mobiler CT-Scanner von Healthineers

Der Dax-Konzern will sich im Herbst höhere Ziele setzen.

(Foto: Siemens Healthineers)

München, Frankfurt Der Dax-Neuling Healthineers will auch auf längere Sicht von den Folgen der Corona-Pandemie profitieren. „Die Gesundheitsbranche ist ein Wachstumsmarkt – jetzt erst recht“, sagte Vorstandschef Bernd Montag im Gespräch mit dem Handelsblatt und kündigte eine Erhöhung der Mittelfristziele an.

Die Gesellschaften hätten in der Krise gelernt, dass ein funktionierendes Gesundheitswesen mehr sei als ein Kostenfaktor, sagte Montag. Die Ausstattung und die Modernität seien ein wesentlicher Aspekt von Lebensqualität, Wohlstand und Sicherheit. „Noch nach der Finanzkrise wollten viele am Gesundheitssystem sparen. Das erwarte ich jetzt nicht.“

Die Siemens Healthineers ziehen demnächst in den Dax ein. Im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 (30. September) hatte das Unternehmen unter anderem wegen der hohen Nachfrage nach Coronatests mehrmals die Prognose angehoben.

Auf einem Kapitalmarkttag im November will der Medizintechnik-Hersteller nun die neuen Mittelfristziele vorstellen. „Ich kann Ihnen heute schon verraten: Die Ziele werden höher sein als die, die wir momentan haben“, sagte Montag. Bislang hatten die Healthineers ein Umsatzwachstum von vergleichbar mindestens fünf Prozent pro Jahr und ein Wachstum von rund zehn Prozent beim bereinigten Gewinn je Aktie pro Jahr in Aussicht gestellt.

Montag lobte den Umgang mit der Coronakrise in Deutschland. „Wenn man mich fragen würde, in welchem Land ich die Pandemie erlebt haben wollte, würde ich sagen: Uns erging es hier in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern recht gut“, sagte er. Es sei gelungen, „die Corona-Pandemie nicht als politisches, sondern als wissenschaftliches Thema zu sehen“. Man habe sich an den Experten orientiert und das Thema nicht für Populismus genutzt.

Nach der 16-Milliarden-Dollar-Übernahme des US-Krebstherapiespezialisten Varian wollen sich die Healthineers mit größeren Zukäufen erst einmal zurückhalten. Man habe die Bilanz mit der Akquisition etwas strapaziert, sagte Montag. „Es steht uns sicher gut an, nicht sofort wieder so große Schritte zu tätigen.“ Nun müsse man erst einmal die Varian-Übernahme zu einem Erfolg machen. „Derzeit bin ich mit der Integration sehr zufrieden, aber hier haben wir gemeinsam natürlich noch ein Stück Weg vor uns.“

Lesen Sie hier das vollständige Interview:

Herr Montag, dreieinhalb Jahre nach dem Börsenstart werden die Healthineers in diesem Monat in den Dax einziehen. Wie fühlt sich das an?
Der Dax ist die Champions League der Börse, das ist eine Bestätigung für das gesamte Team. Wobei man ehrlicherweise auch sagen muss, dass es für die Beschäftigten in Deutschland sicher wichtiger ist als für die in Amerika oder Asien, wo wir die größeren Anteile unseres Umsatzes machen.

Im Vorfeld der Entscheidung ist Ihr Kurs bereits um ein Drittel gestiegen. Die Börse nimmt positive Nachrichten gern vorweg. Haben Sie Angst, dass es jetzt abwärtsgeht?
Der Anstieg hat sicher wenig mit der Aufnahme in den Dax zu tun. Den führe ich auf unsere erfolgreiche Entwicklung zurück, wir haben mehrmals die Prognose angehoben. Vor allem aber werden das Unternehmen und seine Relevanz immer besser verstanden.

Nach dem 16-Milliarden-Dollar-Kauf des US-Krebstherapiespezialisten Varian will sich der CEO mit ganz großen Akquisitionen erst einmal zurückhalten. Quelle: Uta Wagner für Handelsblatt
Healthineers-CEO Bernd Montag

Nach dem 16-Milliarden-Dollar-Kauf des US-Krebstherapiespezialisten Varian will sich der CEO mit ganz großen Akquisitionen erst einmal zurückhalten.

(Foto: Uta Wagner für Handelsblatt)

Ihre guten Geschäfte lagen auch an der Corona-Pandemie. Mit einem ersten Rückblick: Was hätte die Politik aus Ihrer Sicht besser machen können?
Ich möchte mich nicht in die Riege derer einreihen, die hinterher alles besser wissen. Wenn man mich fragen würde, in welchem Land ich die Pandemie erlebt haben wollte, würde ich sagen: Uns erging es hier in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern recht gut.

Trotz Pannen und Verzögerungen etwa beim Impfen?
Es ist gelungen, die Corona-Pandemie nicht als politisches, sondern als wissenschaftliches Thema zu sehen. Es war kein Kampf der Meinungen. Man hat sich an den Experten orientiert und es nicht für Populismus genutzt. Medizin ist vor allem eine Wissenschaft und nicht unbedingt eine Frage von Meinungen.

„Nach der Finanzkrise wollten viele am Gesundheitswesen sparen“

Was wird von der Pandemie bleiben?
Die Gesellschaften haben gelernt, dass ein funktionierendes Gesundheitswesen mehr ist als ein Kostenfaktor. Die Ausstattung und die Modernität sind ein wesentlicher Aspekt von Lebensqualität, Wohlstand und Sicherheit. Noch nach der Finanzkrise wollten viele am Gesundheitssystem sparen. Das erwarte ich jetzt nicht.

Wenn nun mehr in das Gesundheitswesen investiert werden sollte, müssten die Healthineers ja profitieren. Ist das ein Grund, Ihre Mittelfristziele anzuheben?
Wir werden im November unsere neuen Mittelfristziele benennen und erklären. Aber ich kann Ihnen heute schon verraten: Die Ziele werden höher sein als die, die wir momentan haben.

Wie viel höher?
Unser bisheriges Ziel war ein Umsatzwachstum von vergleichbar mindestens fünf Prozent pro Jahr, und ein Wachstum von rund zehn Prozent beim bereinigten Gewinn je Aktie pro Jahr. Diese Ziele werden wir sicherlich erhöhen. Eine genaue Zahl kann ich Ihnen jetzt noch nicht nennen. Die Gesundheitsbranche ist ein Wachstumsmarkt – jetzt erst recht. Im Dax sind wir bei der Marktkapitalisierung gut unterwegs. Aber wir haben sicherlich noch Potenzial.

Sie sind aktuell Nummer elf im Dax bei der Marktkapitalisierung. Und nun wollen Sie in die Top Ten?
Lachen Sie nicht, wenn ich jetzt sage: Wir sind purposegetrieben. Ich meine das ernst. Wir wollen dazu beitragen, die Gesundheit der Menschen zu verbessern, und dafür sorgen, dass weltweit mehr Menschen Zugang zu einem guten Gesundheitswesen haben.

Aber egal wird Ihnen die Marktkapitalisierung nicht sein.
Die Marktkapitalisierung ist nicht unser Hauptfokus. Sie ist ein Resultat aus dem, was wir tagtäglich machen. Wir haben in der Healthcare-Industrie eine einmalige Position. Es gibt die Pharmaunternehmen wie zum Beispiel Novartis und Pfizer, die Medikamente entwickeln. Und es gibt die Medtech-Konzerne wie Medtronic und Boston Scientific, die Produkte wie etwa Herzschrittmacher herstellen. Diese Medikamente und diese Medtech-Produkte kommen im Körper des Patienten direkt zum Einsatz.

Und die Healthineers?
Wir haben das Ziel, das System in der Summe effizienter und effektiver zu machen. Unsere Themen sind: Wie kann besser und schneller entschieden werden? Wie können durch minimalinvasive Therapien Krankenhausaufenthalte verkürzt werden? Und wie kann Künstliche Intelligenz für eine qualitativ hochwertige Diagnostik genutzt werden? Dafür bieten wir Lösungen an. Hier sind wir weltweit schon heute das größte Unternehmen. Das war nur bislang nicht so sichtbar.

„Wir haben die Bilanz natürlich etwas strapaziert“

Passt da die Labordiagnostik so richtig rein?
Wir meinen ja. Wir sind die Ingenieurfirma im Labor. Wir ermöglichen es, immer günstiger und immer intelligenter immer mehr Labortests zu verarbeiten.
Die Corona-Pandemie hat der mRNA-Medizin einen starken Schub gegeben. Viele neue Medikamente werden derzeit entwickelt. Davon dürfte auch die Molekulardiagnostik profitieren. In diesem Bereich ist Healthineers vergleichsweise klein. Müssen Sie sich da verstärken?
Von Müssen würde ich nicht sprechen. Wir sind in einer Kann-Situation. Wir haben keine Portfoliolücke, die so schmerzhaft ist, dass die bestehenden Geschäfte darunter leiden. Die Molekulardiagnostik schauen wir uns wie alle anderen Geschäfte genau an.

Können Sie derzeit größere Akquisitionen überhaupt verkraften? Sie haben gerade für die Rekordsumme von 16 Milliarden Dollar den US-Krebstherapiespezialisten Varian übernommen. Haben Sie noch die Finanzkraft und die Managementkapazitäten für weitere Zukäufe?
Wir haben mit den 16 Milliarden Dollar die Bilanz natürlich etwas strapaziert. Es steht uns sicher gut an, nicht sofort wieder so große Schritte zu tätigen. Außerdem müssen wir erst einmal die Varian-Übernahme zu einem Erfolg machen. Derzeit bin ich mit der Integration sehr zufrieden, aber hier haben wir gemeinsam natürlich noch ein Stück Weg vor uns.

Siemens Healthineers war bislang ja auch nicht gut darin, große Zukäufe zu integrieren. Denken wir nur an die Milliardenakquisitionen in der Diagnostik.
Die letzten kleineren und nun die große Akquisition müssen eine Erfolgsgeschichte werden. Wir sind überzeugt, dass beide Unternehmen – Varian und Healthineers – davon profitieren. Wir hören übrigens sehr positive Rückmeldungen auch von unseren Kunden.

Zum Schluss eine Frage, die man derzeit jedem Tech-Unternehmen stellen muss: Leiden Sie unter dem weltweiten Chipmangel?
Wir haben das Thema im Griff, die Beschaffung erfordert allerdings einen hohen Einsatz. Der Chipmangel bremst uns bislang nicht: Wir haben Quartal für Quartal unsere Prognosen erhöht. Das spricht für sich.

Herr Montag, wir danken für das Interview.

Mehr: Die zehn Aufsteiger stehen fest – wie die Vergrößerung den Dax verändern wird

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