Medizintechnik Siemens Healthineers hebt Prognose erneut an – Hohe Nachfrage nach Coronatests

Die Siemens-Tochter macht in der Corona-Pandemie gute Geschäfte.
München Siemens Healthineers profitiert von der starken Nachfrage nach Corona-Schnelltests. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) steigerte die Siemens-Tochter den Umsatz stärker als von Analysten erwartet um vergleichbar 13 Prozent auf knapp vier Milliarden Euro. Das Unternehmen habe „erneut einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung dieser historischen Krise leisten“ können, sagte Vorstandschef Bernd Montag.
Angesichts der hohen Nachfrage, vor allem in der Diagnostiksparte mit den Antigen-Schnelltests für Coronaviren, hob das Unternehmen die Prognose für das Gesamtjahr erneut an. Der Konzern erwartet nun ein Umsatzwachstum von 14 bis 17 Prozent auf vergleichbarer Basis – also bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte. Zuletzt war das Unternehmen von acht bis zwölf Prozent ausgegangen.
Beim Gewinn rechnet Healthineers nun mit 1,90 bis 2,05 Euro je Aktie statt zuletzt mit 1,63 bis 1,82 Euro. Auch auf längere Sicht ist der Vorstandschef zuversichtlich.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an: Der Aktienkurs von Healthineers stieg am Vormittag um 1,5 Prozent – in einem insgesamt nur leicht positiven Umfeld. Analysten der Commerzbank werten die Wachstumszahlen als „exzellent“ und goutieren, dass nicht nur die Sparte Diagnostik, sondern auch das größte Geschäftsfeld Bildgebung über den Erwartungen lag. Auch den Ausblick auf das Gesamtjahr werteten die Analysten positiv.
Siemens Healthineers’ Diagnostiksparte: Höhere Umsätze als im ersten Quartal
Siemens Healthineers hatte im vergangenen Jahr die Übernahme des US-Krebstherapiespezialisten Varian angekündigt. Mit einem Kaufpreis von 16 Milliarden Dollar ist es die größte Akquisition in der Siemens-Geschichte. „Zusammen mit Varian machen wir einen Sprung in der Krebsversorgung und einen Sprung in unserer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung weltweit“, sagte Bernd Montag.
Da der Zukauf teilweise mit Kapitalerhöhungen finanziert wurde, ist der Siemens-Anteil auf gut 75 Prozent gesunken. Der höhere Streubesitz erhöht die Chancen von Healthineers, in den Dax aufzusteigen. Schon im ersten Quartal 2020/21 waren die Erlöse von Healthineers um vergleichbar 13 Prozent auf 3,87 Milliarden Euro gestiegen. Dieses Tempo konnte das Unternehmen halten.
Vor allem die Diagnostiksparte der Siemens-Tochter profitiert von den Folgen der Corona-Pandemie. Die Umsätze stiegen hier im zweiten Quartal um vergleichbar 29 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren hatte die Sparte zeitweise geschwächelt – auch weil der Anlauf von Atellica, einer neuen Plattform für Labordiagnostik, nicht den erhofften Erfolg erzielte.
Aktuell entwickelt sich das Diagnostik-Kerngeschäft laut Healthineers positiv. Hinzu kommen höher als erwartete Umsätze mit den Covid-19-Antigen-Schnelltests vor allem in Deutschland und Europa. Nach 130 Millionen Euro Umsatz im ersten Geschäftsquartal erzielte das Unternehmen damit im zweiten Geschäftsquartal von Januar bis März 190 Millionen Euro Umsatz.
Im gesamten laufenden Geschäftsjahr erwartet Healthineers nun einen Umsatz in Höhe von rund 750 Millionen Euro mit den Antigen-Schnelltest. Dies liegt deutlich über der bisherigen Prognose von 300 Millionen Euro bis 350 Millionen Euro, die das Unternehmen zum Jahresanfang gegeben hatte. Im nächsten Jahr allerdings dürfte der Umsatzbeitrag der Antigen-Schnelltests angesichts der fortschreitenden Impfung der Bürger deutlich zurückgehen, sagte CEO Montag.
Auch Umsätze des Roche-Konzerns steigen wegen Coronatests
Auch der Schweizer Roche-Konzern hatte in den vergangenen Monaten stark von der Nachfrage nach Coronatests profitiert. Die Umsätze in der Roche-Diagnostiksparte stiegen im ersten Quartal währungsbereinigt um 55 Prozent auf 4,33 Milliarden Franken. „Die Nachfrage nach unseren kürzlich eingeführten diagnostischen Tests und Medikamenten ist nach wie vor hoch“, sagte Roche-Chef Severin Schwan.
Ein weiterer wichtiger Healthineers-Konkurrent ist Philips. Der niederländische Medizintechnik-Konzern steigerte die Umsätze im ersten Quartal um neun Prozent auf rund 3,8 Milliarden Euro. Konzernchef Frans van Houten erhöhte daraufhin die Umsatzprognose für das Gesamtjahr. Für das laufende Jahr rechnet er jetzt mit einem Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.
Philips wie auch Siemens Healthineers profitieren davon, dass sich das Geschäft mit den bildgebenden Verfahren wie etwa der Computertomografie wieder verbessert hat. In der Pandemie hatten diese Sparten zeitweise unter dem Rückgang von Behandlungen gelitten. Die Erlanger konnten in diesem Stammgeschäft den Umsatz im zweiten Quartal um gut sieben Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro steigern.
Die Profitabilität konnte mit dem Wachstum nicht ganz Schritt halten: Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stagnierte bei 666 Millionen Euro. Der Konzern begründete dies unter anderem mit deutlich gestiegenen erfolgsabhängigen Einkommenskomponenten. Die bereinigte Umsatzrendite sank von 18,0 auf 16,8 Prozent.
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