Mercedes-Hersteller Daimler verbucht Milliardengewinn – Marge in Autosparte schießt auf über 15 Prozent hoch

In diesem Auftaktquartal war der Gewinn mehr als doppelt so hoch wie im Vorkrisenjahr 2019.
München Deutschlands zweitgrößter Autokonzern katapultiert sich aus der Krise. Meldete Daimler noch vor einem Dreivierteljahr infolge der Coronakrise rote Zahlen, verdient der Dax-Konzern nun schon wieder besser denn je. Konkret fuhr der Mercedes-Hersteller im ersten Quartal einen Nettogewinn von fast 4,4 Milliarden Euro ein. Das ist 26 Mal mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zudem hat Daimler damit binnen der ersten drei Monate 2021 schon rund 400 Millionen Euro mehr verdient als in den gesamten zwölf Monaten des Vorjahres.
Die Folge: Die Stuttgarter erhöhen die Prognose. In der Kernsparte Mercedes-Benz Cars & Vans kalkuliert Daimler nun für 2021 mit einer bereinigten Umsatzrendite von bis zu zwölf Prozent statt maximal zehn Prozent. Bei der Finanzeinheit Daimler Mobility geht der Konzern davon aus, die um Sondereffekte bereinigte Eigenkapitalrendite auf bis zu 15 Prozent steigern zu können. Zuvor hatte der Konzern hier ein Ziel von maximal 13 Prozent ausgegeben. Die Margenerwartung bei der zweitgrößten Division der Schwaben, Daimler Trucks & Buses, bleibt dagegen unverändert bei sechs bis sieben Prozent.
Neben dem Gewinn stiegen auch Absatz und Umsatz bei Daimler von Anfang Januar bis Ende März deutlich. Konkret konnte der Konzern weltweit 729.000 Pkw, Kleintransporter, Lastwagen und Busse an Kunden ausliefern. Das ist ein Plus von 13 Prozent. Der Umsatz kletterte von 37 auf 41 Milliarden Euro. Bereits vergangene Woche hatte der Konzern eine Verneunfachung des Betriebsergebnisses auf 5,7 Milliarden Euro gemeldet. Die Aktie von Daimler stieg am Freitag vorbörslich um 0,6 Prozent.
Glänzen konnte Daimler vor allem in der Autosparte Mercedes-Benz. Die Marke mit dem Stern erzielte hier eine Rekordrendite von 15,2 Prozent. Der generierte Cashflow vor Ertragsteuern liegt bei fast zwei Milliarden Euro. Von den starken Pkw-Verkäufen profitierte auch die Finanztochter. Trotz eines leicht rückläufigen Umsatzes meldet Daimler-Mobility eine Eigenkapitalrendite von mehr als 20 Prozent. Auch in der Lkw-Sparte meldet Daimler eine zweistellige Marge – allerdings gelang dies nur aufgrund eines Sondereffektes: Der Konkurrent Volvo Trucks hat sich in das Brennstoffzellgeschäft von Daimler eingekauft, das führte zu einem Zufluss von 611 Millionen Euro.
Einige Analysten halten Daimler-Aktie für unterbewertet
„Nach diesem vielversprechenden Start sind wir sehr zuversichtlich, dass wir bei der nachhaltigen Verbesserung unserer Renditen weiterhin schnell vorankommen, während wir gleichzeitig unser Elektro-Fahrzeugportfolio weiter ausbauen“, erklärte Daimler-Finanzchef Harald Wilhelm. Der Plan, das Lastwagengeschäft via Spin-off bis Ende des Jahres in Frankfurt an die Börse zu bringen, liege voll im Zeitplan. Insgesamt erwartet Daimler eine „sukzessive Normalisierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den wichtigsten Märkten“.
Einige Analysten halten Daimler aufgrund der starken Kennzahlen an der Börse für massiv unterbewertet. Bernstein-Experte Arndt Ellinghorst schraubte etwa jüngst sein Kursziel für den Stuttgarter Autokoloss auf 114 Euro je Aktie nach oben. Zum Vergleich: Aktuell notieren die Daimler-Wertpapiere bei gut 73 Euro, daraus ergibt sich eine Marktkapitalisierung von etwa 78 Milliarden Euro.
Viele Investoren hätten noch nicht verstanden, welch enormes Potenzial alleine in der Aufspaltung des Konzerns in das Autogeschäft Mercedes-Benz auf der einen und das Truckbusiness auf der anderen Seite läge, argumentiert Ellinghorst. Alleine die Pkw-Einheit ist aus seiner Sicht gut 82 Milliarden Euro wert. Der Lastwagenbereich sei dann noch einmal 43 Milliarden Euro schwer.
NordLB-Analyst Frank Schwope hält die aktuelle Bewertung von Daimler dagegen für „angemessen“. Schließlich stehe Daimler ein „Jahrzehnt des Kostensparens“ bevor. Konkurrenten wie Tesla hätten schlankere Strukturen. Zwar wäre es ein Fehler, der deutschen Autoindustrie pauschal den Untergang vorherzusagen. Aber die Aktienkurse für Daimler, BMW oder VW seien bereits relativ hoch. „Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte zwischen Disruption und Euphorie“, so Schwope.
China wichtiger denn je für Daimler
Ausschlaggebend für die guten Quartalsergebnisse von Daimler war einmal mehr das brummende Geschäft in China. Die Pkw-Verkäufe von Mercedes und Smart schossen im Reich der Mitte von Anfang Januar bis Ende März im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 60 Prozent in die Höhe – auf 223.000 Einheiten. Zwar zogen die Auslieferungen der Stuttgarter auch in anderen Regionen wie Nordamerika oder Europa nach der Coronadelle merklich an, aber längst nicht so stark wie in Fernost.
Die Folge: Der China-Anteil am Gesamtabsatz von Mercedes-Benz Cars kletterte auf ein neues Allzeithoch. Die Schwaben verkaufen mittlerweile fast 38 Prozent ihrer Neuwagen in der Volksrepublik. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als neun Prozentpunkten allein seit 2019. Für Daimler ist diese starke Präsenz in China aktuell ein Segen. Allein für das vergangene Jahr kassierte die deutsche Industrieikone eine Dividende von 1,7 Milliarden Euro aus seinem Joint Venture mit dem Pekinger Staatskonzern BAIC.
Wichtiger aber noch als das schiere Stückzahlwachstum ist die verbesserte Qualität der Verkäufe bei Mercedes. Insbesondere in den USA gewährten die Schwaben laut Berechnungen des Investmenthauses Bernstein zuletzt deutlich geringere Rabatte. Konkret reduzierten die Mercedes-Händler ihre durchschnittlichen Nachlässe auf die empfohlenen Preise seit Mai 2020 von 11,5 auf 6,3 Prozent. Folglich steigt die Profitabilität.
Darüber hinaus profitiert Daimler aktuell vom „S-Klasse-Effekt“. Die Luxuslimousine steht zwar lediglich für drei Prozent des verkauften Fahrzeugvolumens des Konzerns. Doch dank Margen von teils mehr als 20 Prozent ist das Modell seit jeher der wichtigste Renditegarant der Stuttgarter. Vergangenen Herbst wurde die S-Klasse nach sieben Jahren neu aufgelegt. Das treibt den Absatz des Flaggschiffs gerade in die Höhe und spült Daimler Hunderte Millionen Euro zusätzlich in die Kasse.
Parallel erfreuen sich die margenträchtigen SUVs mit Sternenlogo immer größerer Beliebtheit bei den Kunden. Modelle mit eher geringen Deckungsbeiträgen wie die B-Klasse werden in den kommenden Jahren dagegen von Konzernchef Ola Källenius aussortiert. Der Skandinavier setzt im Gegensatz zu seinem Vorgänger Dieter Zetsche auf Klasse statt Masse und will Submarken wie Maybach, AMG und G-Klasse stärken.
Mehr: Lesen Sie hier, welche chinesischen Autobauer Daimler und Volkswagen Konkurrenz machen.
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@Herr Andre Peter: Sie haben ja recht mit dem "Gegenwert" doch der Gesetzgeber
hat nun mal in der Bilanzgliederung die Schulden so gesehen, wie sie dort "strukturiert" in der Konzernbilanz gesamt als Schulden stehen, nämlich 227 Mrd.Euro im 1.Quartal
2021 des Daimler Konzerns.
Der Gesetzgeber hat sich so entschieden, dass Schulden eben solange Schulden sind bis diese wie beim Leasinggeschäft durch Wiederverkauf wieder zu "cash" werden.
Dabei hat er sowohl Investoren, Aktionären, Analysten und Ratingagenturen ermöglicht,
den Schuldenstand nebst Verschuldungsgrad usw. mit Hilfe weiterer Informationen
(Bilanzerläuterungen, Liquidität!, Rückfrage beim Vorstand usw,) "zu reduzieren" bzw. Finanzierungsverbindlichkeiten bei Leasinggeschäften voll oder anteilig zu kürzen.
Der Volkswagen-Konzern wird als höchst verschuldeter Konzern der Welt also als Nr.1
geführt; Daimler rangiert als die Nr.3 . Hierfür standen den Ermittlern die Konzernbilanzen beider Gesellschaften zur Verfügúng. VW wie gesagt mit 368 Mrd.Euro,
Daimler ultimo 2020 mit 223 Mrd.Euro. Dies allein rechtfertigt keine Schelte an Vorstände. Ganz offensichtlich haben die Vorstände beider Gesellschaften dies so
akzeptiert, weil es nach Abzug aller möglichen Korrektive eben keine Änderung im
"Tabellenwerk" erbracht hätte und weil natürlich der Kapitalbedarf in der Automobilwelt
eine Seite des Geschehens darstellt, die andere Seite ist der Erfolg des Unternehens
und die Tatsache, dass dort hunderttausende Arbeitsplätze durch die Finanzierung
gesichert werden müssen und der Fiskus auch noch daran partizipieren soll.
"NordLB-Analyst Frank Schwope hält die aktuelle Bewertung von Daimler dagegen für „angemessen“. Schließlich stehe Daimler ein „Jahrzehnt des Kostensparens“ bevor. Konkurrenten wie Tesla hätten schlankere Strukturen. Zwar wäre es ein Fehler, der deutschen Autoindustrie pauschal den Untergang vorherzusagen. Aber die Aktienkurse für Daimler, BMW oder VW seien bereits relativ hoch. "
Na, na - der Kurs von Tesla ist relativ hoch, vor allem wenn man das Kurs-Gewinn- oder Marktkapitalisierung- Umsatz- Verhältnis betrachtet!
Zudem müssen sich e-Autos noch durchsetzen, denn diese zerstören die Umwelt wegen des enormen Rohstoff und Energie Verbrauchs bei der Herstellung der großen Batterien. Viele Kunden bevorzugen Plug-In-Hybride, da diese aufgrund der kleineren Batterie nur ein Zehntel Ressourcen Verbrauchen und man zudem Ladestellen nicht suchen muss.
@Herr Kurt Huppenbauer: Man muss genau hinschauen, in welchem Geschäftsbereich "Schulden" vorhanden sind. Die Finanzsparte finanziert Fahrzeuge, deren Gegenwert natürlich vorhanden ist.
Die Sektkorken knallen in Untertürkheim
Jubel, Trubel, Heiterkeit bei Daimler -die Krise ist vorbei- Milliardengewinn im 1.Quartal 2021 höher als im Voirjahr! Ja ist denn schon Weihnachten, pflegte einst "Kaiser Franz" solche Überraschungen zu kommentieren.
Viele Analysten halten die Daimler-Aktie für unterbewertet, so auch Bernstein Experte
Arndt Ellinghorst und weist die Investoren darauf hin, "dass sie es noch nicht verstanden
hätten, welch enormes Potential alleine in der Aufspaltung des Konzern auf das Autogeschäft Mercedes auf der einen Seite und das Truckbusiness auf der anderen Seite läge.
Vielleicht erklärt uns der Experte dann auch mal im Handelsblatt, warum die Börsen-
kapitalisierung von TESLA mehr als das doppelte von VW, Daimler + BMW ist und ob
auch diese Investoren -weltweit- irgend was -und wenn was, dann was- nicht begriffen
hätten vielleicht gar die Daimler Aktie Kursentwicklung nach dem "Spin-off" bis Ende
2021 oder gar bei Vornahme der von der HV bereits genehmigten Kapitalerhöhung
der Daimler AG -nachzulesen in Satzung vom August 2020-die Daimler bitter nötig hat,
wenn man das Investitionsvolumen von 75 Milliarden Euro in den nächsten 5 Jahren
schultern will.
Und wenn der Bernstein Experte sagt, dass die PKW-Einheit gut 82 Milliarden Euro
"wert" sei und der Lastwagenbereich dann noch einmal 43 Milliarde "schwer" sei, dann
sollte er fairerweise diesen Investoren von Daimler Aktien auch aufzeigen, dass sie dann
mit jedem Stück Aktienkauf aucb an den Konzernschulden -aktuell 227 Milliarden Euro-
beteiligt sind, wenn sie dies gar nicht wissen sollten, was etwas unhöflich wäre, das zu
unterstellen.
Da ist sein Kollege von der Nord B und Analyst Frank Schwoppe schon vorsichtiger "Ein
Jahrzehnt des Kostensparens stehe Daimler bevor und TESLA hat dann wohl in seiner
Betrachtung ihren Aktienkurs, Börsenkapitalisierung usw. den schlankeren Strukturen zu verdanken, was wohl auch nur ein Teil der Wahrheit ist.