Mischkonzern General Electric-CEO Larry Culp leitet Kehrtwende ein – doch die braucht Zeit

Als erster Externer trat der CEO und Chairman 2018 an, um die taumelnde Ikone GE zu retten.
New York Die Erwartungen waren hoch an Larry Culp, den Vorstandsvorsitzenden von General Electric (GE). Nach einem überraschend guten zweiten Halbjahr hatten viele Investoren und Beobachter mit einer starken Rückkehr des amerikanischen Siemens-Konkurrenten gerechnet. Immerhin hat die GE-Aktie in den vergangenen sechs Monaten um 84 Prozent zugelegt.
Doch Culp, der im Oktober 2018 als erster Externer als CEO und Chairman bei GE angetreten war, um die taumelnde Ikone zu retten, wird für seine Kehrtwende nun doch etwas länger brauchen. Das legen die jüngsten Quartalszahlen nahe: Der Gewinn lag zwar höher als erwartet, doch der Umsatz brach stärker ein. GE verbrennt mehr Cash, als die meisten Analysten vorausgesehen hatten. Vor allem das schwache Luftfahrtgeschäft setzt dem Konzern zu. Culp selbst spricht von einem „immer noch schwierigen Umfeld“.
Culp ist seit zweieinhalb Jahren im Amt, nachdem sein Vorgänger John Flannery schon nach einem Jahr den Posten räumen musste. GE war vor allem unter der zweifelhaften Expansion unter Jack Welsh und Jeffrey Immelt ins Taumeln geraten. Der für seinen zupackenden Arbeitsstil bekannte Culp hatte zunächst den Mischkonzern Danaher groß gemacht, bevor er die Mammutaufgabe bei GE übernahm.
Gleich zu Beginn hat der Sohn eines Schweißtechnik-Unternehmers getan, was keiner vor ihm gewagt hatte: Er senkte die Dividende auf fast null, um mehr finanziellen Freiraum für sein Großreinemachen zu schaffen. Seitdem ist auch noch die Corona-Pandemie hinzugekommen, sodass der 58-jährige Manager den ohnehin schon angeschlagenen Konzern mitten in einer weltweiten Krise neu aufstellen muss.
In seiner Zeit bei GE hat er ihn bereits grundlegend verändert. Culp hat sich aus mehreren Bereichen zurückgezogen, um damit die hohen Schulden zu senken: Unter anderem hat er sich von der Biopharma-Sparte und seiner Mehrheit am Öl- und Gasausrüster Baker Hughes getrennt. Außerdem hat er auch die Produktion von Glühbirnen abgestoßen, mit denen das Geschäft von General Electric vor fast 130 Jahren begonnen hatte.
Hoffnung auf Rückkehr des Flugverkehrs
Für die Zukunft will Culp GE stärker bei den erneuerbaren Energien positionieren, bei Gesundheitstechnologien und bei neuen Technologien für energieeffizienteres Fliegen. Im März hat er angekündigt, dass er die Flugzeugleasingsparte Gecas mit der des irischen Konkurrenten Aercap zusammenlegen will. Das soll GE 24 Milliarden in Cash bringen und den Schuldenberg weiter senken.
In den kommenden Monaten hofft Culp auf eine Rückkehr des Flugverkehrs. „Keine Sparte ist für den Aufschwung besser positioniert als die Luftfahrtsparte“, sagt Culp selbstbewusst. „Wir haben die größte und jüngste Turbinen-Plattform in der Branche.“
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