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Monsanto-Chef Hugh Grant Ein hartgesottener Schotte

Seit 13 Jahren führt Hugh Grant eines der unbeliebtesten Unternehmen der Welt, Attacken ist er gewohnt. Der Monsanto-Chef lässt sich auch von der Bayer-Offerte nicht aus der Ruhe bringen. Er hat einige Argumente dagegen.
23.05.2016 - 10:41 Uhr
Unter seiner Regie stieg der Börsenwert um das Elffache. Quelle: Bloomberg
Monsanto-Chef Hugh Grant

Unter seiner Regie stieg der Börsenwert um das Elffache.

New York Vor wenigen Monaten gab Hugh Grant ein seltenes Interview. Dem US-Fernsehsender CBS antwortete der Monsanto-Chef auf kritische Fragen zu genmanipuliertem Saatgut oder umweltschädigenden Pflanzenschutzmitteln. Hinter den Kulissen saß auch der bekannte Schauspieler Mark Ruffalo. Der war in die Frühstückssendung eingeladen, um über seine Oscar-Nominierung für den Film „Spotlight“ zu sprechen.

Ruffalo verfolgte das Interview mit Grant sehr genau. Der Amerikaner setzt sich oft für den Umweltschutz ein. Nach seiner Meinung „schleimte“ sich Grant durch das Interview. Als der fertig war und hinten im Studio „mit seinem PR-Manager abklatschen“ wollte, wie Ruffalo sagt – da führte der das Interview auf seine Weise weiter: „Sie vergiften unser Essen. Sie zerstören kleine Bauern. Sie töten Bienen. Was Sie tun, ist grundfalsch.“

Grant fiel nicht aus allen Wolken. Der 58-Jährige ist solche Attacken gewöhnt und antwortete: „Ich denke, was wir tun, ist gut.“ So schnell kann man ihn nicht überrumpeln. Auch die überraschende Offerte vom Chemiekonzern Bayer bringt ihn bislang wenig aus der Ruhe. Die Deutschen wollen den Saatgutspezialisten Monsanto für geschätzte 60 Milliarden Dollar übernehmen. Vor wenigen Tagen noch wies er auf einer Konferenz Fragen dazu kühl zurück: „Ich äußere mich nicht zu Gerüchten de jour.“

Legendärer Ruf

Seit 13 Jahren führt Grant eines der unbeliebtesten Unternehmen der Welt. Einmal im Jahr gibt es den „Marsch gegen Monsanto“. Vorwürfe hört er sich regelmäßig persönlich an. Aktivsten erwerben sich ein paar Aktien, um Grant auf der Hauptversammlung die Leviten zu lesen. Oft geht es um das Pflanzenschutzmittel Roundup. „Hören Sie auf, unsere Kinder zu vergiften“, rief ihm Zen Honeycutt, Gründerin der Mutterschutzorganisation Moms Across America, vor mehr als einem Jahr zu. Grant verwies darauf, dass er selbst drei Kinder habe und dass zahlreiche Studien „eine Verbindung“ von Roundup mit den von Honeycutt aufgeführten Gesundheitsproblemen nicht belegen konnten.

Ähnlich gelassen kann der Schotte mit Bayer umgehen. Nicht nur ist sein Ruf im Konzern legendär, unter seiner Regie stieg der Börsenwert um das Elffache. Gegenüber dem Verwaltungsrat hat er einige Argumente gegen die Übernahme in der Hand. Ganz oben auf der Liste: Bayer könnte sich mit der Übernahme finanziell überheben.

Auch senkte in den vergangenen Wochen das US-Justizministerium den Daumen bei vielen Übernahmen wie von der Büro-Einzelhandelskette Office Depot oder dem Öl-Ausrüster Halliburton. Das Zusammengehen von den größten Saatgutanbietern dürfte ähnliche Schwierigkeiten haben. Die Börse reagiert entsprechend zurückhaltend, der Kurs von Monsanto liegt derzeit rund ein Drittel unter einem nach Analysten realistischen Übernahmepreis.

Ein Schotte mit „Wanderlust“

Ganz sorgenfrei kann Grant nicht sein. Die von ihm vorangetriebene Übernahme des Schweizer Konkurrenten Syngenta für 47 Milliarden Dollar schlug im vergangenen Jahr fehl, das Rennen machte der chinesische Chemiekonzern Chemchina. Wie alle Agrochemieanbieter leidet Monsanto an einer schwachen Konjunktur auf den Agrarmärkten, Umsatz und Gewinn brachen im laufenden Geschäftsjahr dramatisch ein.

Grant schaffte es aus dem schottischen Kaff Larkhall bis nach ganz oben in die amerikanische Wirtschaftselite. Schon früh litt er unter „Wanderlust“, wie er sagte. Nichts wie raus aus dem Dorf: Erst nach Glasgow zum Studium der Molekularbiologie und landwirtschaftlichen Tierzucht, dann zu Monsanto als Verkäufer des Unkrautherbizids Roundup.

Das Unternehmen schickte ihn erst kreuz und quer durch Großbritannien, später nach Belgien, Amerika und Südostasien. Mit jeder Station kletterte der Glatzkopf die Karriereleiter nach oben. „Ich bin ein optimistischer Schotte“, beschrieb sich Grant vor wenigen Tagen auf der Konferenz. „Das ist eine seltene Sache.“ Gefragt, welcher US-Präsidentschaftskandidat besser für Monsanto sei, verweigerte Grant die Antwort: „Ich habe genug Streitigkeiten in meinem Leben.“

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