Monsanto Jury vertagt Urteil in drittem Glyphosat-Prozess gegen Bayer

Glyphosat ist Hauptwirkstoff in dem Monsanto-Produkt Roundup und steht im Verdacht, krebserregend zu sein.
New York Im dritten Prozess um das glyphosathaltige Mittel Roundup ist die Jury im kalifornischen Alameda am Donnerstag noch zu keinem Ergebnis gekommen. Die Beratungen werden am Montag fortgesetzt, heißt es.
Die Klägeranwälte hatten die Jury aufgefordert, Bayer mit einer Milliarde Dollar (890 Millionen Euro) zu bestrafen. Das wäre deutlich mehr als die 159 Millionen Dollar, zu denen der Chemie- und Pharmakonzern in den ersten beiden Prozessen verurteilt wurde.
„Das ist eine Zahl, die die Dinge ändert“, hatte der Anwalt Brent Wisner in seinem Abschlussplädoyer gesagt. Er wirft Monsanto, das heute zu Bayer gehört, vor, wissenschaftliche Studien „manipuliert und fabriziert“ zu haben.
Wisner vertritt das Ehepaar Alberta und Alva Pilliod, die beide über 70 Jahre alt und an verschiedenen Typen von Lymphdrüsenkrebs erkrankt sind. Sie machen dafür das Glyphosat-Mittel Roundup verantwortlich, das sie jahrzehntelang auf ihrem privaten Anwesen intensiv zur Unkrautbeseitigung eingesetzt haben.
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Monsanto gehört seit Juni 2018 zur Bayer AG. Damit haben die Leverkusener auch die Rechtsrisiken des US-Konzerns übernommen. Glyphosat ist Hauptwirkstoff in dem Monsanto-Produkt Roundup und steht im Verdacht, krebserregend zu sein.
In den beiden ersten Verfahren im August 2018 und März 2019 wurde Bayer wegen seiner US-Tochter Monsanto je zu rund 80 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt. Die mit Laien besetzten Jurys sahen es in beiden Fällen als erwiesen an, dass Glyphosat für die Krebserkrankung der jeweiligen Kläger mitverantwortlich ist. Sie warfen Monsanto zudem vor, die Risiken bewusst verschwiegen zu haben.
Bayer hat nach den Urteilen mehr als 30 Prozent an Börsenwert verloren, weil die Anleger Rechtskosten in Milliardenhöhe fürchten. Mehr als 13.200 Menschen klagen derzeit wegen Glyphosat vor US-Gerichten.
Deshalb hatten die Aktionäre von Bayer auf der Hauptversammlung mehrheitlich gegen die Entlastung des Vorstands gestimmt und entzogen ihm damit das Vertrauen. Wie das Management und der Aufsichtsrat auf diesen Vorfall reagieren wollen, ist noch offen.
Die Investoren verlangen keinen Managementwechsel, sehen aber Defizite im Aufsichtsrat, weil dort ihrer Ansicht nach bislang kein ausgewiesener Kenner des Agrochemiegeschäfts vertreten ist. Diese Kritik wurde auf der Hauptversammlung deutlich.
Bei den Klagen geht Bayer dagegen in Berufung. Auch wenn verschiedene Beobachter und Juristen dem Unternehmen zu einer Einigung mit den Klägern raten, will Bayer die Klagen weiter durchziehen. Das Management ist überzeugt, in der nächsten Instanz
Recht zu bekommen. Dort entscheiden dann nicht mehr Jurys, sondern Richter darüber, ob das Mittel krebserregend ist oder nicht.
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