Monsanto-Übernahme Bayers Kartellgespräche in Russland stocken

Die Gespräche über einen Transfer von Saatgut an russische Unternehmen stocken.
Moskau Die Verhandlungen zwischen Bayer und mehreren russischen Landwirtschaftsbetrieben über einen Technologietransfer bei der Pflanzenselektion liegen auf Eis. Grund ist laut einem Bericht der russischen Wirtschaftszeitung „RBK“ ein Streit über die Bedingungen, die an die Übergabe geknüpft sind.
Hintergrund ist die Übernahme des US-Saatgutproduzenten Monsanto durch Bayer. Vor drei Jahren hatte die russische Kartellbehörde dem Deal nur unter bestimmten Auflagen zugestimmt. Eine davon war die Übergabe von Saatgut, um zu vermeiden, dass Bayer sich in Russland eine marktbeherrschende Stellungverschafft.
Die Leverkusener klagten zwar erst gegen die Verordnung und drohten sogar mit einem Rückzug vom russischen Markt. Später jedoch einigten sich beide Seiten. Ein speziell gegründetes Technologietransferzentrum an der Moskauer Higher School of Economics wählte im vergangenen Herbst sieben Pflanzenzuchtbetriebe aus, die Genmaterial von Bayer bekommen sollten. Konkret handelt es sich um Mais-, Raps-, Soja- und Weizensamen, die zur Aufzucht neuer Sorten und Hybride verwendet werden können.
Mit drei von ihnen ist Bayer inzwischen übereingekommen. Die anderen vier jedoch klagten gegenüber den Behörden über Risiken, die mit der Lizenzvereinbarung verbunden seien. So müssen die russischen Konzerne, wenn sie aus den Bayer-Samen eigene Erzeugnisse auf den Markt bringen, Tantiemen an den Pharmariesen zahlen. Sie befürchten aber gleichzeitig auch für eigene Entwicklungen, die unabhängig von dem erhaltenen Saatgut gemacht wurden, zur Kasse gebeten zu werden.
Es sei unklar, wie Bayer sein eigenes Genmaterial später in den neuen Sorten identifizieren werde, so die Kritik. Oleg Schirinjan, Präsident des Sojabohnenproduzenten Soko, erklärte, Bayer weigere sich, die Methode offenzulegen, nach der bestimmt wird, was Teil der Lizenzvereinbarung ist. Schirinjan fehlt eine genaue Bestimmung der Gene und ihr jeweiliger Anteil am vom Bayer übergebenen Saatgut.
Kartellamt steht hinter Bayer
Laut Schirinjan stimmen bei verschiedenen Sojasorten die Gene zu 99 Prozent überein. Damit bestehe die Möglichkeit, dass nicht nur die neuen Sorten, die mit Bayer-Material entwickelt wurden, „sondern auch jeder unserer anderen Selektionserfolge als Produkt angesehen wird, das mithilfe des Keimplasmas entwickelt wurde, das Bayer übergeben wollte“. Ohne die genaue Bestimmungsmethodik zu kennen, sei die Beweisführung in einem solchen Fall praktisch unmöglich. Soko hat daher die Verhandlungen vorläufig eingestellt.
Bayer räumt ein, dass die Verhandlungen sich in die Länge ziehen. Laut dem Konzern hängt das damit zusammen, dass in Russland die Rechtslage zur Übergabe von geistigem Eigentum gerade erst entsteht. Doch der Text der Lizenzvereinbarungen sei unter anderem mit dem Landwirtschaftsministerium und der Kartellbehörde abgestimmt, betonte ein Konzernsprecher.
Im schlimmsten Fall könnte das russische Kartellamt aufgrund der schleppenden Übergabe seine Erlaubnis zurückziehen. Dadurch würde die Tätigkeit Bayers als Saatgutproduzent in Russland begrenzt. Doch derzeit sieht es so aus, als stehe die Behörde hinter Bayer in dem Streit.
Die von den russischen Konzernen bemängelten finanziellen Risiken sehe er nicht, sagte ein Kartellamtssprecher. Tantiemen würden erst fällig, wenn die Bayer-Partner ein neues Produkt auf den Markt brächten. Der Prozess dauere aber mindestens drei bis fünf Jahre. Zudem erhalten sie weitere zehn Jahre einen deutlichen Rabatt bei den Lizenzzahlungen gegenüber anderen Marktteilnehmern. Und nach 15 Jahren liefen die Lizenzzahlungen ohnehin aus, so das Kartellamt.
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