Montebelluna Stadt der Skistiefel

Zwei Skischuhe werden auf einer Messe präsentiert.
Montebelluna Monatelang haben die Männer in ihrem Labor gespachtelt, gefeilt, geklebt und gegossen. Heraus gekommen ist schließlich ein Leichtgewicht von einem Skischuh: Nur noch gut 600 Gramm wiegt der "Dyna Evo". Ein herkömmliches Modell bringt mindestens zwei Kilogramm mehr auf die Waage. "Das ist High Tech vom Feinsten", schwärmt Antonio Dus, der Chef der Schuhsparte des Südtiroler Outdoor-Konzerns Salewa. Er ist verantwortlich für die spektakuläre Neuentwicklung.
So wie in den Werkstätten von Salewa geht es überall zu in Montebelluna. Sämtliche Skischuhhersteller der Welt lassen ihre neuen Modelle in der norditalienischen Provinzstadt entwickeln. "In einem Umkreis von 20 Kilometern finden sie hier alles, was gebraucht wird, um Skischuhe zu bauen", sagt Aldo Durante. Der ehemalige Mittelschullehrer leitet seit einem Vierteljahrhundert das Schuh-Museum der Stadt und kennt die Branche so gut wie kein anderer.
Es ist kein Zufall, dass das gesamte Know-how einer Industrie in dem Städtchen eine Autostunde nördlich von Venedig sitzt. Schon 1939 haben Schuhmacher hier die ersten Skistiefel hergestellt. Damals waren sie noch ganz aus Leder. Erst Ende der 60er-Jahre hat sich Plastik langsam durchgesetzt. Zu den besten Zeiten Anfang der 80er-Jahre verließen schließlich sechs Millionen Paar pro Saison die Fabriken.
Längst ist der größte Teil der Produktion nach Osteuropa oder Asien abgewandert. Auch der Absatz ist zurückgegangen, heute kaufen die Sportler pro Saison nur noch drei Millionen Paar. Doch geforscht und entwickelt wird noch immer in Montebelluna. Ob Nordica oder Lange, Dynafit, Fischer oder Salomon, alle großen Skischuh-Marken setzen auf die italienischen Spezialisten. "Auf diesem Gebiet braucht man sehr viel technisches Wissen, das kann man sich nicht so schnell aneignen", sagt Bruno Cercley, Chef des Skiherstellers Rossignol, zu dem die Skischuhmarke Lange gehört.
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