Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

mRNA-Technologie Chemiekonzern Evonik baut Geschäft als Impfstoffzulieferer aus

Nach dem starken Start verspricht der Konzern für 2021 deutliches Wachstum – auch dank der Partnerschaft mit Biontech. Der Schlüssel: mRNA-Trägerstoffe.
04.03.2021 - 16:19 Uhr Kommentieren
Der CEO will künftig mehr Zeit zu Hause verbringen. Quelle: imago images/sepp spiegl
Evonik-Chef Christian Kullmann

Der CEO will künftig mehr Zeit zu Hause verbringen.

(Foto: imago images/sepp spiegl)

Düsseldorf Der Chemiekonzern Evonik wird in diesem Jahr deutlich vom Geschäft als Zulieferer für Corona-Impfstoffe auf mRNA-Basis profitieren. Der angekündigte Ausbau der Produktionsanlagen soll im zweiten Halbjahr abgeschlossen sein und weitere Umsätze in Millionenhöhe bringen, erklärte der Konzern am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahreszahlen.

Evonik fertigt sogenannte Lipid-Nanopartikel (LNP) als Schutzhüllen, mit denen der Botenstoff mRNA nach der Injektion sicher in die Körperzellen transportiert wird. Einer der großen Abnehmer ist das deutsche Biotechunternehmen Biontech, von dessen Impfstoff in diesem Jahr rund zwei Milliarden Dosen hergestellt und weltweit ausgeliefert werden.

Der Essener Konzern ist einer der führenden Anbieter für diese sogenannte Drug-Delivery-Technologie bei mRNA-Impfstoffen. Evonik hat das Geschäft bereits 2016 mit einer Übernahme in Kanada gestärkt. Nun baut der Konzern die Kapazitäten in den beiden LNP-Großanlagen in Kanada und den USA sowie an den deutschen Standorten in Hanau und Dossenheim bei Heidelberg aus.

Die Impfstofftechnologie dürfte für Evonik zu einem langfristig boomenden Geschäft werden. Zum einen wird damit gerechnet, dass auch in den kommenden Jahren weiter gegen Corona geimpft wird. Allein Biontech wird im kommenden Jahr mehr als zwei Milliarden weitere Dosen herstellen. Die mRNA-Technik soll aber auch in anderen Therapiegebieten wie Multipler Sklerose und Krebs zum Einsatz kommen.

Evonik erwartet hier mittelfristig Umsätze im dreistelligen Millionenbereich. Schon in diesem Jahr wird das Geschäft zum deutlichen Wachstum beitragen, was Evonik am Donnerstag angekündigt hat. Für 2021 rechnet das Management mit einem Anstieg des bereinigten Gewinns (Ebitda) auf 2,0 Milliarden bis 2,3 Milliarden Euro. Der Umsatz soll zwischen zwölf Milliarden und 14 Milliarden Euro liegen.

„Wir sind richtig gut ins neue Jahr gestartet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Kullmann. Wegen der starken Nachfrage aus der verarbeitenden Industrie konnte der Konzern Preiserhöhungen bei wichtigen Produkten durchsetzen. Voraussetzung fürs Erreichen der Ziele sei natürlich, dass es zu keiner dritten pandemischen Schockwelle komme.

Kullmann zeigte sich hoffnungsfroh, dass die Pandemie durch die Impfungen besser beherrscht werden könne. Von der Bundesregierung wünsche er sich „vernünftige Entscheidungen“ unter Abwägung aller Interessen und geleitet von einer langfristigen Strategie. Der Wirtschaft sei nur gedient, wenn die Menschen gesund seien und blieben und mit Zuversicht nach vorn blickten.

Der Chemiekonzern als „Kaktus“

Evonik selbst ist bisher gut durch die Pandemie gesteuert, blieb aber nicht von Rückgängen verschont. Der bereinigte Gewinn sank im vergangenen Jahr von 2,1 Milliarden auf 1,9 Milliarden Euro, der Umsatz ging um sieben Prozent auf 12,2 Milliarden Euro zurück. Die Dividende bleibt stabil bei 1,15 Euro je Aktie.

Kullmann verglich die Lage des Konzerns mit einem „Kaktus“: 2020 habe Evonik wie die stachlige Pflanze die schlimmsten Folgen der Wirtschaftskrise abwehren können, jetzt wolle man zu neuer Blüte finden. Der Konzern fokussiert sich auf die margenstarke und robustere Spezialchemie. Kapitalintensive und weniger erträgliche Geschäfte wie Saugmaterial für Windeln werden abgestoßen.

Wortwitz ließ Kullmann auch bei der Analyse seiner persönlichen Situation in Corona-Zeiten aufblitzen. Als er ins Homeoffice entschwand, habe ihn seine Familie anfangs mit großen Augen angeschaut und gefragt: „Was macht du denn hier?“ Er sei sich vorgekommen wie in Loriots „Pappa ante portas“ und habe geantwortet: „Ich wohne hier.“

Er habe es sehr genossen und zu schätzen gelernt, auch während der Woche mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, statt beispielsweise im Flieger. Kullmann hat sich fest vorgenommen, dies beizubehalten. Seine Mitarbeiter glaubten zwar nicht, dass er das durchhalte, sagt er. Ihm sei es aber sehr ernst damit.

Einige Interkontinentalflüge wird Kullmann aber in Zukunft wieder absolvieren müssen. Denn der Konzern will sein Geschäft vor allem in den großen Wirtschaftsregionen USA und Asien weiter ausbauen. Dies sei die Antwort auf die zunehmenden wirtschaftlichen Schutzmauern, die einzelne Staaten um sich herum errichten.

„Wir müssen hinter diesen Mauern sein, nicht davor“, sagte Kullmann. Zölle dürften die Margen der Evonik-Geschäfte nicht beeinträchtigen. Es sei wie beim „Hasen und Igel“ – wo die Kunden hingehen, soll Evonik schon sein.

Mehr: Diese Zulieferer und Dienstleister profitieren vom Impfboom

Startseite
Mehr zu: mRNA-Technologie - Chemiekonzern Evonik baut Geschäft als Impfstoffzulieferer aus
0 Kommentare zu "mRNA-Technologie: Chemiekonzern Evonik baut Geschäft als Impfstoffzulieferer aus"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%