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Nach ARD-Reportage Strafanzeige gegen Daimler-Chef

Nach der ARD-Reportage über Leiharbeiter bei Daimler liegt der Staatsanwaltschaft Stuttgart eine Strafanzeige gegen Konzernchef Dieter Zetsche und andere Beteiligte vor. Der Vorwurf: illegale Arbeitnehmerüberlassung.
15.05.2013 - 15:32 Uhr 61 Kommentare
Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche. Der Staatsanwaltschaft Stuttgart liegt eine Strafanzeige gegen ihn vor. Quelle: dpa

Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche. Der Staatsanwaltschaft Stuttgart liegt eine Strafanzeige gegen ihn vor.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die Spitze des Daimler-Konzerns ist heute zur Präsentation des neuen Spitzenmodells Mercedes S-Klasse in Hamburg versammelt. Doch aus der schwäbischen Heimat gibt es weniger glamouröse Nachrichten. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte Handelsblatt Online, dass eine Strafanzeige gegen Daimler-Chef Dieter Zetsche vorliegt. Der Vorwurf: gemeinschaftliche Arbeitnehmerüberlassung. Die Strafanzeige, die Handelsblatt Online ebenfalls vorliegt, richtet sich auch gegen den Chef einer von Daimler beauftragten Logistikfirma, Michael Preymesser, sowie gegen Daimler-Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm.

Die Anzeige bezieht sich auf die ARD-Reportage „Hungerlohn am Fließband“, für die ein Reporter zwei Wochen lang undercover an einem Band im Daimler-Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim gearbeitet hatte. Dort werden unter anderem Bauteile für die S-Klasse gefertigt. In dem 45-minütigen Film wird dokumentiert, wie Mitarbeiter per Werkvertrag im Unternehmen arbeiten und dabei – so der Vorwurf – unzulässig in die Arbeitsläufe integriert und angeleitet werden. Außerdem sei der Stundenlohn in Höhe von 8,19 Euro so niedrig, dass damit eine Hartz-IV-Aufstockung möglich sei und die Produktion von Mercedes-Fahrzeugen so indirekt vom Steuerzahler finanziert werde.

Daimler hat den Film bereits scharf kritisiert, weil unter anderem Stellen „fingiert“ seien und der Journalist nicht mit offenen Karten gegenüber dem Unternehmen gespielt habe. „Wir haben keine Kenntnis von dieser Anzeige“, teilte das Unternehmen heute mit. „Wir halten die Vorwürfe für völlig unbegründet. Wir haben bereits gestern ausführlich erklärt, dass die Sachverhalte in dem Beitrag falsch dargestellt wurden.“

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte bereits wegen des Fernsehbeitrags – unabhängig von der Strafanzeige – einen Beobachtungsvorgang eingeleitet. Dabei dürften öffentlich zugängliche Quellen genutzt werden, um nach einem Anfangsverdacht zu suchen. „Wir prüfen, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird“, sagte eine Sprecherin Handelsblatt Online. Die Strafanzeige sei noch keinem Staatsanwalt zugeordnet worden.

Anzeigeerstatter ist Benjamin Frick, Initiator von „Leak Leiharbeit“, einem privaten Zusammenschluss ehemaliger Leiharbeiter. „Es war bereits nach fünf Minuten des TV-Berichts klar, dass es sich um illegale Arbeitnehmerüberlassung handelt“, so Benjamin Frick zu Handelsblatt Online. Er habe selbst mehr als zehn Jahre als Leiharbeiter gearbeitet und gemeinsam mit Bekannten beschlossen, aktiv gegen das wachsende Phänomen der Leiharbeit vorzugehen. „Entweder wir gehen unter, weil wir nichts unternehmen – oder wir gehen unter, weil wir etwas unternehmen“, beschreibt der 31-Jährige seine Motivation. Er selbst habe bereits zehn Jahre als Leiharbeiter gearbeitet, unter anderem bei Siemens.

Die Resonanz auf die Klageeinreichung sei enorm gewesen. Bereits mehr als 200 unterstützende E-Mails und Dutzende Facebook-Kommentare habe er erhalten.

Die SB-Warenhauskette Kaufland ist bereits vor eineinhalb Jahren wegen Scheinwerkverträgen ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Damals gab es Durchsuchungen. Jetzt hat sich Kaufland mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart auf die Einstellung der Verfahrens geeinigt. Dafür zahlt der Einzelhandelskonzern Millionen an die Staatskasse.

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61 Kommentare zu "Nach ARD-Reportage: Strafanzeige gegen Daimler-Chef"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Zu dumm, jetzt ist eine "Premiummarke" betroffen, die Gutmenschen können jetzt nicht mehr ihr "kauft teure Markenware und alles wird gut"- Lied singen.

    Diese Masche ist auch nicht neu, das wird seit 10 Jahren bei unserem örtlichen EDEKA-Händler so ähnlich praktiziert (Regalbestückung). Auch unsere Hochschulen schreiben ihre Stellen zu überschaubaren Gehältern aus, gerne in Teilzeit mit zusätzlichen unbezahlten Stunden. Natürlich befristet auf 2 Jahre.

    Es handelt sich hier übrigens nicht um Leiharbeit, sondern um Werkverträge! Das ist etwas ganz anderes, bitte erst schlau machen, dann schreiben.
    Leiharbeit ist m.E. ein wichtiges Instrument um flexibel auf Engpässe reagieren zu können (hier gibt es auch Spezialisten, die sich kaum jemand auf Dauer leisten kann und auch nicht braucht, von deren Zahltagen können die meisten Festangestellten nur träumen) ABER: Mißbrauch gehört, wie überall, unterbunden! Und hier liegt das Problem: Bei der Leiharbeit sind die lukrativsten Schlupflöcher inzwischen versperrt (wie zuvor auch bei der Scheinselbständigkeit), also wird auf Werkverträge ausgewichen.

  • Die Reportage erinnert an schlimmste Propagandafilme. Die Strafanzeige ist auch ein Witz. Aus eigener Erfahrung kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, dass der Daimler seine Zulieferer gut bezahlt. Fällt eigentlich nur wenigen auf, dass der Lohn des journalistischen Hilfsarbeiters hauptsächlich durch die Zeitarbeitsfirma und Preymesser gedrückt wurde? Traurig, aber Eure Neiddiskussion schadet vielen, u.a. auch mir als gutbezahlten Leiharbeiter.

  • Ich danke allen Leiharbeitern für meine Dividende von Daimler, die ich mir nach meinem Dafürhalten auch durchaus selbst finanziert habe. Erst habe ich in 2012 ca. 12000 Euro Lohnsteuer und jede Menge andere Steuern gezahlt, von denen dann die Leiharbeiter subventioniert werden, wodurch sich mit der Dividendenzahlung der Kreis zu mir wieder schließt Allerdings muss ich gestehen, die Daimler Dividende macht wohl maximal 1% meines Steueraufkommens wieder wett. Dann natürlich nicht zu vergessen, dass nach dem Freibetrag die Abgeltungssteuer mit ca. 28% meine Dividende kürz. Mist ich bin am Ar.....

  • @kaielves

    Nehmen Sie bitte mal zur Kenntnis, dass es das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz seit 1972 gibt. Gott sei Dank leben wir in einem Rechtsstaat und unterliegen nicht der von Ihnen gewünschten Rechtsbeugung.

  • @General-Invest

    Der allgemeine Aufschrei gilt nicht der Anstellungsdauer (--> "Spitzen abzufangen"), sondern den miserablen Bedingungen (ungleicher Lohn) der Leiharbeiter (vulgo Arbeitssklaven). Es geht für die Agierenden nicht darum Verstärkung heranzuholen, sondern billig davon zu kommen -zu Lasten dieser Arbeitssklaven und der Steuerzahler.

  • @ Werkvertrag

    Ach ja!!!!! Weil andererseits Teile, die mit roten Punkten in Kisten verpackt werden und nach Brasilien versandt werden, eine ganz andere Tätigkeit wäre, - die vom Stammpersonal beim dreifachen Lohn ausgeführt wird.

  • Verkommen bis ins Mark!
    Daimler ... CDUSPDGRÜNEFDPCSULINKE
    Widerlich!
    Menschenverachtend!

    „…denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit…“ Angela Merkel, CDU/Bundeskanzlerin
    ===
    Arbeitsgruppe soll Parteigelder erhalten haben
    Pädophile unterwanderten Grüne stärker als bekannt

    Grüne sollen sich in den Achtzigern für Pädophile eingesetzt haben – und durchaus stärker, als bekannt. Eine Arbeitsgruppe, die sich offen für die Legalisierung von Sex mit Kindern aussprach, soll direkt von der Partei finanziert worden sein.

    http://www.focus.de/politik/deutschland/arbeitsgruppe-soll-parteigelder-erhalten-haben-paedophile-unterwanderten-gruene-staerker-als-bekannt_aid_987126.html
    ===
    Westerwelle drängt auf Beitrittsverhandlung mit Türkei

    Der Außenminister hofft auf neuen Schwung für die Verhandlungen mit der Türkei. Westerwelle warnte davor, dass die EU möglicherweise irgendwann ein größeres Interesse an der Türkei haben werde als das Land an Europa.

    http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/eu-mitgliedschaft-westerwelle-draengt-auf-beitrittsverhandlung-mit-tuerkei/8190748.html
    ===
    "Bundesstraßen auch einen Meter schmaler bauen"

    Verkehrsminister Ramsauer fordert für den Erhalt von Straßen, Schienen und Wasserwegen mehr Geld. Andernfalls bliebe nur die Einführung der Pkw-Maut übrig. Oder sogar ein Rückbau von Infrastruktur.

    http://www.welt.de/wirtschaft/article116071375/Bundesstrassen-auch-einen-Meter-schmaler-bauen.html

  • Toelpels Rechtschreibkenntnisse sind einwandfrei, was man von Ihrem Leseverständnis nicht behaupten kann ..

  • Tja, dabei wäre es so einfach, je nach Branchenproduktivität einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen, von dem nur per Tarifvertrag abgewichen werden dürfte.
    Unsere Nachbarländer würden es uns danken. Deutschland ist z.B. für Fleischzerlegung und nicht subventionierten Obst- und Gemüseanbau ein Billiglohnland. Wir vernichten damit gut bezahlte Arbeitsplätze in Dänemark, Belgien und Frankreich und beuten nebenbei osteuropäische Arbeitskräfte aus, die in Sammelunterkünften vegetieren. DAS ist also unser tolles Wirtschaftswunder?

  • Unverhofft, kommt oft!

    So ist das eben, sonst wurde bei Filmen des SWR über Daimler von der Firma alles Häßliche und Schmutzige weggeräumt und nur die schönen Seiten dieser Firma gezeigt. Nun wurde ohne Vorankündigung über das wahre Gesicht von Daimler berichtet. Aber dies ist ja nichts neues, seit Jahren verfährt Daimler mit seinen Leiharbeitern so und alle wissen Bescheid! Also "im Südwesten nichts Neues!". Neu ist jetzt nur das der Weg über Werksverträge gegangen wird, um die Leute auszubeuten, da dies mit den Leiharbeitern nicht mehr so einfach ist! Aber warum sollte es bei Daimler anders sein als bei anderen Firmen wie z.B. Siemens! Die Führungskräfte kennen sich und tauschen sich aus! Manchmal hat man das Gefühl, es gibt einen regelrechten Wettbewerb, wer das größere und menschenverachtendere Sch..in ist. Bestimmt loben die Führungskräfte dafür einen Preis aus.

    Zetsche hat von Autos keine Ahnung, nur davon wie man Geld vernichtet und Beschäfdtigte ausbeutet. Hat er wohl als Global-Player in den USA gelernt! Nur nebenbei, die neue S-Klasse ist wieder so ein häßliches Auto, dass keiner haben will! Dafür werden dann wieder einige tausend Festangestellte durch neue Arbeitssklaven ersetzt, damit die Rendite stimmt.

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