Nach Tod des Patriarchen Erbe geregelt: Familie Thiele bleibt Mehrheitsaktionärin bei Knorr und Vossloh

Die Unternehmensanteile des im Februar verstorbenen Milliardärs gehen in eine Familienstiftung über.
München Die Familie des verstorbenen Unternehmens-Patriarchen Heinz Hermann Thiele bleibt Mehrheitsaktionärin des Bremsenkonzerns Knorr-Bremse und des Bahntechnik-Herstellers Vossloh. Der Milliardär Thiele, der Ende Februar mit fast 80 Jahren gestorben war, habe seine Anteile an den beiden Unternehmen testamentarisch in eine Familienstiftung eingebracht, teilten Knorr-Bremse in München und Vossloh im westfälischen Werdohl mit.
Gleiches gilt auch für seinen Anteil an der Lufthansa, bei der er erst im vergangenen Jahr in der Coronakrise eingestiegen war. Das Aktienpaket umfasst allerdings nur noch 10,04 Prozent an der angeschlagenen Fluggesellschaft, wie aus einer in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung hervorgeht.
Das Paket ist gut 630 Millionen Euro wert. Im Juli 2020 hatte die KB Holding, in der Thiele seine Anteile gebündelt hatte, noch einen Anteil von 12,42 Prozent gemeldet.
Der Stiftung und Thieles Tochter Julia Thiele-Schürhoff gehören damit künftig 59 Prozent an Knorr-Bremse und 50,1 Prozent an Vossloh. Formal erbt zunächst Thieles Witwe Nadia Thiele, die Stiftung soll bis Ende des Jahres gegründet werden.
„Heinz Hermann Thieles Wunsch war es, sein Lebenswerk langfristig abzusichern“, erklärte der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Robin Brühmüller, der als Testamentsvollstrecker eingesetzt wurde, wie die Unternehmen mitteilten. „Genau das wird durch die Gründung der Familienstiftung umgesetzt.“
Der Self-Made-Milliardär Thiele hatte bei Knorr-Bremse 1969 als Patent-Sachbearbeiter begonnen, kaufte seinen Arbeitgeber in der Krise 1985 und baute ihn vom Münchner Mittelständler zum Weltmarktführer für Lastwagen- und Zug-Bremsen aus. 2018 brachte Thiele den Konzern an die Börse. 2011 stieg er bei Vossloh aus dem sauerländischen Werdohl ein.
Das „Manager Magazin“ zählte ihn mit seiner Familie 2020 zu den acht reichsten Deutschen, mit einem Vermögen von rund 17 Milliarden Euro.
Management ist erleichtert
Die Führungsspitzen von Vossloh und Knorr-Bremse zeigten sich erleichtert über das Testament. „Mit dieser weitsichtigen Entscheidung unterstreicht Heinz Hermann Thiele posthum seine Rolle als eine der herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten in Deutschland und sichert die Basis für die künftige erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens“, sagte Knorr-Aufsichtsratschef Klaus Mangold, ein Vertrauter Thieles.
Schon kommende Woche wird der Knorr-Aufsichtsrat entscheiden, wer für Thiele in das Kontrollgremium aufrückt. Der Mehrheitseigentümer war nach dem Börsengang 2018 aus dem Gremium ausgeschieden. 2020 kehrte Thiele dann aber für alle überraschend wieder als einfaches Mitglied in den Aufsichtsichtat zurück. Kurze Zeit später musste der erst im Januar 2020 angetretene Knorr-Chef Bernd Eulitz gehen. Sein Nachfolger Jan Mrosik wechselt von Siemens zu dem Zulieferkonzern.
Auch bei Lufthansa war Thiele in seinem letzten Lebensjahr hochaktiv. Der Vielflieger kaufte seit Januar 2020 immer größere Aktienpakete der Airline, die in Folge der Coronakrise aber bis zu 90 Prozent ihres Geschäftes verlor.
Thiele wehrte sich vehement gegen das staatliche Rettungspaket, die unter anderem eine Kapitalerhöhung unter Ausschluss der Altaktionäre umfasste. Erst nach langem Zögern willigte der Milliardär ein.
Mit Agenturmaterial
Mehr: Zeitenwende bei Knorr-Bremse – Jan Mrosik tritt das schwere Erbe des Patriarchen an
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.