Nachfolge von Bernhard Mattes Die Entscheidung über den Chefposten beim VDA rückt näher

Politische Lobbyarbeit nicht entschieden genug vorangetrieben.
Stuttgart Der nächste Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) kommt wahrscheinlich aus der Politik. Wie dazu aus Branchenkreisen verlautete, hat sich das Präsidium von Deutschlands wichtigstem Industrieverband auf zwei Kandidaten verständigt. Einer davon ist dem Vernehmen nach der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Außerdem soll ein CDU-Politiker auf der Kandidatenliste des VDA stehen.
Im VDA-Präsidium sind der Daimler-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius für die Autohersteller und Arndt Kirchhoff für die mittelständischen Zulieferbetriebe mit der Suche nach einem neuen Verbandspräsidenten betraut. Källenius wollte sich am Donnerstag auf dem Handelsblatt Auto-Gipfel in Stuttgart nicht zur Kandidatenkür äußern. „Kein Kommentar“, sagte der Daimler-Vorstandschef.
Auch der scheidende VDA-Präsident Bernhard Mattes lehnte eine Stellungnahme dazu ab, wer sein Nachfolger werden könnte. „Das ist Sache des Präsidiums“, betonte Mattes auf dem Branchentreffen im Porsche-Museum.
Der 63-Jährige hatte im September überraschend seinen Rücktritt zum Jahresende angekündigt. Er zog damit die persönlichen Konsequenzen aus den monatelangen internen VDA-Diskussionen über seine Amtsführung. Der frühere Chef von Ford Deutschland hatte den Posten erst im Frühjahr 2018 übernommen.
Die Entscheidung über die Mattes-Nachfolge dürfte frühestens in der ersten November-Woche fallen. Dann kommt der VDA-Vorstand in Berlin zu seinem nächsten Treffen zusammen. Das Präsidium mit Daimler-Chef Källenius und Zulieferer-Vertreter Kirchhoff bereitet eine mögliche Personalentscheidung vor, die dann vom größeren VDA-Vorstand verabschiedet werden könnte.
Im Vorstand des Verbandes sind alle großen Konzerne aus der Automobilindustrie mit Herstellern und Zulieferern vertreten. Zu den Mitgliedern gehören etwa der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess und Bosch-Chef Volkmar Denner.
Seit Jahresbeginn war Mattes intern aus Kreisen der VDA-Mitglieder angelastet worden, dass er die politische Lobbyarbeit nicht entschieden genug vorangetrieben habe. Unter den meisten Mitgliedern herrscht Einigkeit darüber, dass der VDA als größter Industrieverband in Deutschland die politische Lobbyarbeit verbessern muss.
Durch die zunehmende Bedeutung von Klima- und Umweltfragen werde die politische Arbeit in den kommenden Jahren noch wichtiger. Folglich müsse der VDA einen Präsidenten haben, der ausreichend Kontakte in die Politik besitze, verlautete aus Kreisen der VDA-Mitglieder. Entsprechend konsequent sei es, dass über einen Kandidaten wie den früheren SPD-Chef Gabriel gesprochen werde.
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