Neue Studiendaten Biontech-Impfstoff wirkt auch gegen Delta-Variante stark

Bei jüngeren Männern zeigen sich in seltenen Fällen Nebenwirkungen wie Herzentzündungen.
Düsseldorf Der Impfstoff von Biontech und Pfizer hat in einer weiteren Untersuchung seine hohe Wirksamkeit gegen die aktuell dominierende Delta-Variante des Coronavirus bewiesen. Nach Angaben des medizinischen Direktors von Pfizer in Israel zeigen die bisher gesammelten Daten in dem Land, dass ein 90-prozentiger Schutz vor schweren Covid-19-Erkrankungen bei Geimpften besteht.
Israel ist beim Impfen bereits weit fortgeschritten und baut in seiner Kampagne weitgehend auf das von Biontech und Pfizer gemeinsam entwickelte Vakzin. Laut Pfizer-Manager Alon Rappaport sind Daten aus den Gebieten des Landes ausgewertet worden, in denen die Delta-Variante bereits dominiert. Diese Mutation gilt als ansteckender und mit Blick auf Krankheitsverläufe gefährlicher als andere Virusformen.
Das israelische Gesundheitsministerium wollte die Angaben von Pfizer nicht bestätigen, sondern wies darauf hin, dass aktuell weitere Daten über die Wirksamkeit gesammelt werden. Das Land verschärft trotz hoher Impfquote aktuell die Maßnahmen gegen das Coronavirus, weil die Zahl der Neuinfizierten wieder steigt.
Die vorläufigen Daten aus Israel bestätigten andere vorliegende Studien über die Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs. Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England hat 14.000 Infektionsfälle mit der Delta-Variante untersucht und meldet einen 96-prozentigen Schutz vor einer schweren, mit einer Krankenhauseinweisung verbundenen Erkrankung.
Eine ähnlich hohe Schutzwirkung von 92 Prozent bei der Delta-Variante zeigt nach Angaben der Behörde das Vakzin von Astra-Zeneca. In anderen Studien wurde dessen Wirksamkeit nur mit 72 Prozent beziffert, was immer noch als ausreichender Wert gilt.
Delta-Variante: Schutz erst nach der zweiten Impfung
Diese hohe Schutzwirkung entfalten die beiden in der westlichen Welt meistverkauften Vakzine aber erst nach der zweiten Impfung. In Israel sind bereits 65 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, allerdings vor allem Erwachsene. Die Neuinfektionen mit der Delta-Variante treffen nun in dem Land aber vorwiegend Jugendliche und Kinder.
Um den Einsatz der Vakzine bei Jüngeren wird in allen Ländern weiter debattiert. In Europa und den USA ist das Mittel von Biontech/Pfizer bereits für über Zwölfjährige zugelassen. Zuletzt mehrten sich die Berichte über mögliche Nebenwirkungen, die gerade bei jüngeren Menschen auftreten.
Nach ersten Datenanalysen zeigen sich seltene Fälle von Brustschmerzen und Herzentzündungen nach der Injektion von mRNA-Impfstoffen, zu denen auch das Mittel der US-Biotechfirma Moderna zählt. Dies trat vor allem bei jungen Männern nach der zweiten Injektion auf. In den USA wurden bisher 323 Fälle bei Menschen unter 30 bestätigt.
Die meisten Patienten erholten sich schnell wieder von der Entzündung, rund 95 Prozent der Fälle verliefen harmlos. Bei den schweren Verläufen handelte es sich zumeist um Menschen mit Vorerkrankungen. Amerikanische Behörden sehen in den selten auftretenden Fällen daher keinen Grund, die Impfkampagne bei jungen Menschen einzuschränken.
„Es ist eine äußerst seltene Nebenwirkung, und nur eine äußerst kleine Anzahl Menschen wird sie nach einer Impfung erleben“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von US-Gesundheitsbehörden, Labor- und Krankenhausverbänden und anderen Institutionen.
Die Empfehlung für den Einsatz der mRNA-Mittel bei über Zwölfjährigen bleibe bestehen, teilte die Behörde mit. Die für die Zulassung zuständige US-Medizinbehörde FDA wird aber vorsorglich einen Warnhinweis zu den Nebenwirkungen im Beipackzettel der Impfstoffe vorschreiben.
Israelische Wissenschaftler sehen ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Entzündungen des Herzmuskel (Myokarditis) und der zweiten Injektion eines mRNA-Impfstoffes. Das in Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sieht noch kein klares Bild bei dieser möglichen Nebenwirkung.
Doch auch beim PEI trafen zuletzt verstärkt Meldungen über den Verdacht einer Myokarditis ein, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Verabreichung von Covid-19-mRNA-Impfstoffen stehe. Den Angaben zufolge handelt es sich um 92 Fälle.
Laut dem PEI sprachen die Patienten, die zur medizinischen Versorgung vorgestellt wurden, zumeist gut auf Medikamente und Ruhe an und zeigten rasche Besserung. Erste Symptome der Erkrankung zeigten sich typischerweise innerhalb weniger Tage nach einer Impfung.
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