Neues Angebot für Monsanto Wie viel muss Bayer auf den Tisch legen?

Der Markt für Agrochemie ordnet sich neu.
Düsseldorf/Frankfurt Im Kampf um die Führungsposition in der globalen Agrochemie verstärkt Bayer seine Offensive. Der Leverkusener Konzern hat seine Offerte für den Saatgut-Riesen Monsanto um drei Dollar auf 125 Dollar je Aktie angehoben und bekräftigt seine Entschlossenheit zu einer Übernahme. „Bayer hat die feste Absicht, diese Transaktion abzuschließen“, wird Konzernchef Werner Baumann in einer Mitteilung zitiert.
Mit der Anhebung der Offerte würde sich das Gesamtvolumen im Falle eines erfolgreichen Abschlusses um gut zwei Prozent auf etwa 63,5 Milliarden Dollar oder knapp das 17-Fache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhen. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass auch die höhere Offerte noch nicht ausreicht, um das Monsanto-Management zu überzeugen. Man werde den neuen Vorschlag prüfen, teilte der US-Konzern Donnerstagabend knapp mit.
Dabei hatte Bayer das erhöhte Angebot nach eigenen Angaben bereits Anfang Juli mündlich und am 9. Juli offiziell unterbreitet, nachdem sich in vertraulichen Gesprächen neue Informationen ergeben hätten. Zusätzlich bietet Bayer Monsanto jetzt auch eine Break-up-Fee von 1,5 Milliarden Dollar an für den Fall, dass eine Übernahme an kartellrechtlichen Fragen scheitern sollte.
Das Monsanto-Management sucht unterdessen nach strategischen Alternativen und bemüht sich in diesem Zuge offenbar auch darum, Gespräche mit BASF zu reaktivieren. Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge erwägt Monsanto einen Kauf der BASF-Pflanzenschutzsparte. Der Preis soll nach Vorstellung der Amerikaner dabei in neuen Aktien gezahlt werden, so dass der Ludwigshafener Konzern künftig an Monsanto beteiligt wäre.
BASF wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern. Nach Informationen aus Industriekreisen steht die Verbindung von Monsanto und BASF schon länger im Raum. Im Herbst 2015 waren Gespräche unter anderem an zu hohen Wertvorstellungen von BASF gescheitert. Die Sachlage habe sich aber nicht verändert, heißt es. Ein Verkauf der Agrochemie würde zudem nicht der Strategie des Bayer-Konkurrenten entsprechen.
Damals war Monsanto gerade mit dem Versuch einer Übernahme des Schweizer Agrochemie-Konzerns Syngenta gescheitert – einem Manöver, das eine heftige Konsolidierungsrunde in der Agrochemie ausgelöst hat. Sie führte inzwischen zum Zusammenschluss der US-Chemieriesen Dow Chemical und Dupont sowie zur geplanten Übernahme von Syngenta durch Chemchina.
Monsanto selbst dagegen befindet sich nach der Offerte von Bayer in der Defensive. Bayer legte Mitte Mai ein Angebot für Monsanto zum Preis von 122 Dollar je Aktie vor.
Branchenkenner und Analysten interpretieren den neuen Vorstoß der Amerikaner daher als Versuch, Druck auf Bayer aufzubauen, um den Leverkusener Konzern zu einer noch höheren Offerte zu bewegen. Finanzkreise gehen bisher davon aus, dass Bayer seine Offerte um zehn bis 15 Dollar erhöhen müsste, um einen Durchbruch zu erzielen. Bayer hätte bei einem Angebot von 135 Dollar pro Aktie breite Unterstützung unter den Monsanto-Anteilseignern, sagte ein amerikanischer Monsanto-Investor dem Handelsblatt. Zuletzt notierte die Monsanto-Aktie bei etwas über 100 Dollar.
Monsanto-CEO Hugh Grant hält wie Bayer-Chef Werner Baumann die Idee für bestechend, einen integrierten Agrarkonzern mit Weltmarktführung im Pflanzenschutz und Saatgut zu bilden. Er will dabei aber selbst die Führung behalten.
Eine Kombination aus Monsanto und BASF wäre ähnlich reizvoll wie eine aus Bayer und Monsanto. Zwar ist der Ludwigshafener Konzern im Agrogeschäft nur etwas mehr als halb so groß wie Bayer. Er kooperiert aber bereits mit Monsanto in der Forschung und ist im Saatgutgeschäft gar nicht vertreten, so dass es keine Kartellprobleme gäbe.
Dem entgegen stehen erhebliche Differenzen, was die Bewertungen angeht. Zudem würde ein solcher Deal die BASF-Strategie infrage stellen. Noch vor wenigen Wochen hatte Vorstandschef Kurt Bock im Handelsblatt-Interview bekräftigt, die Agrosparte sei integraler Bestandteil der Verbundstruktur, „sowohl was die Produktion betrifft als auch in der Forschung“. Gegen einen Deal der beiden Konzerne spricht zudem die Tatsache, dass die Dinge in der Branche nach wie vor im Fluss sind. Zum einen ist noch nicht klar, wie viele Aktivitäten Dow Chemical und Dupont im Zuge ihrer Fusion aus kartellrechtlichen Gründen abgeben müssen.
Zum anderen ist auch die Übernahme von Syngenta durch Chemchina noch nicht perfekt. Mitte Juni wurde bekannt, dass Chemchina den Übernahme-Antrag bei dem US-Komitee CFIUS neu einreichen musste – ein Schritt, den Anwälte in den USA auf größere Bedenken der Amerikaner gegen den Deal zurückführen. Platzt die Transaktion, würden sich für Monsanto wie auch für BASF neue Optionen auftun.
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